Die neue Arbeitswoche fängt schon gut an. Seit heute Morgen ist die Pflaumstr. teilweise gesperrt. Aus Sicherheitsgründen, denn es wird der alte Bauernhof an der Herbergstr. 7 abgerissen. Wir haben ja schon im März 2019 in Ausgabe 6 über die Geschichte des alten Dornschneiderhofs berichtet.
Der Dornschneiderhof existierte seit dem Mittelalter, ein Georg Dornschneider, der dem Hof den Namen gab, ist in Feldmoching für das Jahr 1658 dokumentiert. Unser freier Autor Reinhard Krohn hat dazu im letzten Jahr viel recherchiert und alte Feldmochinger befragt. Nun wird die einstige Hofstelle abgerissen und muss einem Mehrfamilienhaus weichen. Die Baumaßnahme wird den Pendlern in den nächsten Monaten gewiss noch einige Nerven kosten. Momentan jedenfalls herrscht an der Kreuzung schon mal ziemliches Chaos, wer eigentlich in die Pflaumstr. einbiegen wollte, bremst erschrocken erst mal ab, orientiert sich um in die Herbergstr. Doch da stehen Baufahrzeuge und es kommen Autos entgegen … Eigentlich ist alles viel zu eng für die vielen Autos, eine Ableitung schon nach der „großen Unterführung“ über die Josef-Frankl-Str. wäre sinnvoller gewesen!
(Auszug und Ende des Beitrags))
Das Ende des Dornschneiderhofs
Georg Feß erlag am 13. Oktober 1939 mit nur 43 Jahren nach einer relativ kleinen Verletzung bei der Arbeit einem Wundstarrkrampf (Tetanus). Seine Witwe Therese musste den Hof alleine weiterführen – und das in er politisch spannungsgeladenen Zeit, kurz nach Ausbruch des 2. Weltkriegs! In ihrer großen Not stand der Therese ihre unverheiratete Schwester Anna (*19.10.1894) bei, die auf dem Hof mit ihrem Sohn Anton (*26.2.1920) lebte. Neben seiner Mutter Anna trug auch der herangewachsene Anton dazu bei, die Landwirtschaft fortzuführen. So gelang es der kleinen „Familie“ Feß, gewiss auch mit weiterer Fremdhilfe, den Dornschneiderhof durch die Kriegsjahre und die schwere Nachkriegszeit zu bringen. Anton ehelichte 1958 Maria Rummelsberger (*6.2.1927) und die 22-jährige Tochter Maria (und einziges Kind) der Therese heiratete, ebenfalls 1958, in den Feldmochinger Stöcklhof ein.
Seit der Zeit wurde der Dornschneiderhof nicht mehr eigenständig bewirtschaftet. Die Witwe Therese überlebte ihren allzu früh verstorbenen Mann Georg um 40 Jahre und starb am 11. April 1979 im Alter von 83 Jahren auf ihrem Hof. Damit endete die wechselvolle Geschichte des Dornschneiderhofs.
Über Jahrhunderte hatten sich fleißige Bauernfamilien (von Jung bis Alt) unter ihrer Oberherrschaft auf diesem kleinen Lehen entbehrungsreich abgemüht, um unter schwersten Bedingungen zu überleben und den Hof zu erhalten. Dies gelang ihnen – erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts als freie Bauern – bis weit in das 20. Jahrhundert hinein. Der plötzliche Tod von Bauer Georg Feß markierte das spätere Ende dieses Hofes.
Jedoch lag es auch an den stark veränderten agrarpolitischen und marktwirtschaftlichen Bedingungen in Deutschland, Europa und weltweit, dass Klein- und Mittelbetriebe wie der Dornschneiderhof und viele andere jahrhundertealte Höfe in Feldmoching (wie im ganzen Land) bereits seit Jahren keine wirtschaftlichen Überlebenschancen mehr hatten. Beim aufmerksamen Gang durch das Altdorf Feldmoching sieht man noch zahlreiche ehemals stolze Hofstellen unterschiedlicher Größe, deren Wirtschaftsgebäude (Scheunen/Hallen, Stallungen und Schupfen) heute nur noch als Lager oder Werkstätten für Fremdfirmen aus dem Wirtschaftsraum München dienen. Auch die ehemaligen Wohnungen der früher in der Regel großen Bauernfamilien sowie die Kammern für Mägde und Knechte sind, sofern die alten (allerdings schon vor vielen Jahren renovierten bzw. modernisierten) Gebäude noch erhalten sind, längst zum großen Teil an fremde Menschen vermietet.
Sicher werden bei einem unverändert anhaltenden Bevölkerungszuzug nach München eines Tages in Feldmoching auch diese schon lange nicht mehr bewirtschafteten „Resthöfe“ größeren Wohnungsneubauprojekten weichen (hoffentlich nicht im Einheitslook!), womit dann endgültig das Ende unseres „noch erhaltenen Dorfes Feldmoching am Rande der Großstadt München“ mit seinem ländlich-bodenständigen Charme besiegelt ist. Diese Realität wird – leider – niemand aufhalten können. Reinhard Krohn