Beiderseits des Eishüttenwegs vor und hinter der über den Würmkanal führenden Brücke stapeln sich seit einigen Tagen große Mengen Holz und Kronenmaterial. Kein Wunder, dass sich zahlreiche Ausflügler auf ihrem Weg in das nahe Regattagebiet fragen, was es mit den umfangreichen Holzfällarbeiten auf sich hat.
Der Lokal-Anzeiger hat im Rathaus der Gemeinde Oberschleißheim und im zuständigen Forstamt Ismaning der Bayerischen Staatsforsten nachgefragt. Alles habe seine Ordnung und sei fachlich nicht zu beanstanden, so die einmütige, aber für uns nicht ganz zufriedenstellende Antwort. Denn am Wegesrand hin zu den breiten, dicht bewachsenen Grünstreifen beidseitig des Kanals ist ja auf einem grün eingerahmten Hinweis der Gemeinde Oberschleißheim – mit dem Gemeindewappen verziert – zu lesen, dass es sich hier um ein Biotop handle und der Lebensraum gefährdeter Pflanzen und Tiere zu schützen sei. Andererseits hinterlassen die großen Maschinen in diesem zu schützenden Areal schon rein optisch seine Spuren. Leider gingen beide Stellen überhaupt nicht auf das Stichwort „Biotop“ ein. Offensichtlich ist dieser sichtbar größere Eingriff in den geschützten Lebensraum fachlich begründet und gerechtfertigt ist, so dass sich weitere Erklärungen erübrigen. Darum berichten wir hier nur über die Holzfällarbeiten und deren Begründung. Angemerkt sei, dass auch im Dreieck Würmkanal – Schwebelbach – Eishüttenweg ein Holzeinschlag erfolgte, wie unschwer erkennbar.
Die Grünstreifen zu beiden Ufern des Würmkanals östlich des Eishüttenwegs sind überwiegend dicht bewachsen mit Laubbäumen unterschiedlichen Alters und mit verschiedenen Büschen. Der Bestandsbewuchs steht sehr dicht und ist fast undurchdringlich. Darum sind die Bestände von außen kaum einzusehen und Schäden schwer erkennbar. Tatsächlich haben genauere Kontrollen enorme Schäden bei den Baumbeständen in der gesamten Region ergeben. Die Winterstürme Sabine (am 10. Februar mit Windstärken bis zu 161 km/h) und Bianca (in der Nacht vom 27. zum 28. Februar mit Böen bis zu 115 km/h und Gewittern mit zugleich starken Schneefällen) haben ihre zerstörerischen Spuren bis Richtung der A92 hinterlassen. Der Wintersturm Sabine wütete örtlich sogar stärker als Kyrill 2007! Hinzu kommt, dass 80 % der dortigen Eschen vom Eschentriebsterben (verursacht durch einen Schlauchpilz, der die Versorgungskapillaren der Bäume verschließt und diese absterben lässt) betroffen und nicht mehr zu retten sind. Darum also sind die umfangreichen Forstarbeiten, nicht zuletzt aus Verkehrssicherungsgründen, dringend notwendig.
Das Holz wird mit einem modernen Harvester (Holzvollernter) eingeschlagen. Diese Maschine fixiert den Baum, fällt, entastet und kürzt ihn auf die vorgesehene Länge in einem Arbeitsgang und legt die gleich langen Stammstücke auf einen Tragrückschlepper, der seine Ladung zum Lager am Straßenrand bringt. Die Maschinen bzw. Fahrzeuge sind mit großvolumigen Niederdruckreifen ausgerüstet, was eine größtmögliche Bodenschonung gewährleisten soll. Das so „geerntete“ Holz wird überwiegend zu regionalen Sägewerken gefahren und dort verarbeitet. Das Kronenmaterial bzw. Astwerk ist in gehäckseltem Zustand ein wertvoller nachhaltiger Brennstoff für Biomassewerke.
Das Forstamt bittet zur eigenen Sicherheit, während der Fällungen die angrenzenden Waldflächen nicht zu betreten, zeitweise Absperrungen der Wege unbedingt zu beachten, die Holzerntemaschinen nicht zu behindern und großräumig Abstand zu halten. Auch dürfen die am Weg aufgetürmten Holzstapel nicht bestiegen werden.
Wann die Uferbereiche wieder aufgeforstet werden und vor allem mit welchen Baumarten, das wurde leider nicht beantwortet. Reinhard Krohn