Während im Westen, Süden und Osten Münchens große Erholungsparks existieren (Westpark: 69 ha; Südpark: 60 ha; Ostpark: 56 ha), will man im Münchner Norden sogar in den schmalen Grünzug „Feldmochinger Anger“ mit seinen 18,7 ha hineinbauen (Johann-Emmer-Str., Langenpreisingerstr., Malvenweg). Im Münchner Norden werden freie Flächen versiegelt mit den großen Bauvorhaben Hochmuttinger Str., Ratold-/Raheinstr., Lerchenauer Feld, Eggarten & Ludwigsfeld. Und den Rest besorgt die SEM. Während andere BAs sich Sorgen darüber machen, dass München wegen der Bautätigkeit jährlich rund 2.500 Bäume verliert, befällt manch ein BA-24-Mitglied die Angst, in einem dichten Wald umzukommen, falls sich die Ersatzpflanzungen künftig nach dem Volumen der gefällten Bäume richten müssten.
Auch an der Ittlingerstr. will die städtische Wohnungsbaugesellschaft GWG bekanntlich das vorhandene Baurechtspotenzial ausschöpfen und nachverdichten. Geplant ist, die jetzt noch vorhandenen ebenerdigen Garagen abzubrechen, um an die bestehenden sechs Häuserzeilen anzubauen für bis zu 85 neue Wohneinheiten (WE), Kindertagesstätte und Bildungslokal. Die dadurch wegfallenden pflichtigen 143 Stellplätze (für die rund 300 Wohnungen im Altbestand) und die für den Neubau erforderlichen 23 neuen Stellplätze sollen in eine entsprechend große Tiefgarage wandern. (Der minimale Stellplatzschlüssel für die neuen WE lässt die Nachbarschaft in den Seitenstraßen eh schon Schlimmes befürchten, denn bereits heute wird auf Gehwegen und in Einfahrten der anliegenden Straßen geparkt!) Und diese TG erfordert die Fällung von rund 50 Robinien. Dabei war die Ittlingerstr. früher sogar noch grüner gewesen, aber 28 Bäume wurden bereits 2015 aus, wie es hieß, Verkehrssicherheitsgründen gefällt und sind seither noch nicht ersetzt worden.
Neue günstige Wohnungen rechtfertigen Baumfällungen
Die Bürger haben sich auf der Bürgerversammlung im vergangenen Jahr – heuer fiel sie ja Corona-bedingt aus – zwar mit großer Mehrheit gegen die Baumfällungen ausgesprochen. Das hinderte die städtische Verwaltung, den Stadtrat wie den BA 24 aber nicht, bei der in der Sitzungsvorlage 20-26 / V 00411 als unumgänglich beschriebenen Baumfällung zu bleiben. Denn die von Bürgerseite vorgeschlagene mehrgeschossigen Tiefgaragen – damit wären die TG nicht so breit und die Bäume könnten stehen bleiben – seien extrem kostenaufwendig und würden die überwiegend geförderten Mietwohnungen in einem nicht mehr vertretbaren Maße verteuern. Da die Baumaßnahme in einem besonderen öffentlichen Interesse sei und die Gesamtsituation verbessere, rechtfertige das die Baumfällungen sowie die im Vorbescheid in Aussicht gestellten Befreiungen vom geltend Bebauungsplan.
Der BA 24 hatte sich von dieser Argumentation überzeugen lassen und in seiner Juli-Sitzung den Anhörungsfall der Stadt, die Bäume zu fällen, einstimmig abgenickt. Einzige Auflage: Die Ersatzbäume müssten in diesem Bereich nachgepflanzt werden und nicht etwa im Münchner Süden. Im Planungsausschuss der Stadt hat als einziger Dirk Höpner (München-Liste) – in Absprache mit ÖDP und FW – dagegen gestimmt. Auch die Grünen hatten für die Baumfällungen gestimmt.
Die meisten Anwohner, die sich engagiert für den Erhalt der großen Bäume eingesetzt haben, sind frustriert. Die ein oder andere jedoch mag noch nicht aufgeben und hat noch einmal an Stadtbaurätin Elisabeth Merk einen Einspruch gesandt mit der Aufforderung, erst einmal die Bürgerbegehren „Gegen maßlose Nachverdichtung“ und „Grünflächen erhalten“ abzuwarten, um herauszufinden, wie es um das öffentliche Interesse steht. Denn zunächst einmal ständen „die Interessen der GWG den Interessen der Bewohner des Stadtviertels gegenüber“, die nicht wollten, dass die Bäume an der Ittlingerstr. gefällt werden.
Kein Radweg entlang der Ittlingerstr.
Erbost sind die Anwohner auch, dass es entlang der Ittlingerstr. keinen Radweg geben soll. Er wird in der Sitzungsvorlage mit den Hinweisen abgelehnt, dass es rein rechtlich in einer Tempo-30-Zone keine benutzungspflichtige Radwege geben dürfe. Zudem bestehe bereits östlich der Wohngebäude und somit parallel zur Ittlingerstr. eine Wegeverbindung, die per Brücke sogar kreuzungsfrei über die Dülferstr. führe. Dass die Wegeverbindung ein ausgewiesener Fußweg ist, über Privatgrundstücke führe bzw. z. T. privat ist, winters schlecht bis gar nicht geräumt sei, die Brücke für Radler steil und beim Kulturzentrum 2411 nur per Treppe bzw. mit Umweg zu erreichen sei, das wird in der Vorlage gepflegt verschwiegen, monieren Anwohner. (Überhaupt: Welcher Radfahrer fährt denn solche Zickzack-Umwege!?) Und von der 30er-Zone würden sie seit dem 15. Februar sowieso nur noch wenig merken. Seit dem einseitigen Parkverbot werde die Straße zügig durchfahren!
Ittlingerschule: Weg wirklich sicher für Kinder?
Eltern wie Elternbeirat der Grundschule an der Ittlingerstr. Schien es nicht zu beunruhigen, den Anwohnern drehte es bei diesem Anblick wie auf dem Foto festgehalten, schier den Magen um: An der Ittlingerstr. laufen seit Wochen Vorarbeiten für die Nachverdichtung, sprich es wird an den Strom-, Wasser- und Gaszuleitungen gearbeitet. Der Lagerplatz etwa für die großen Betonringe und sonstiges Baumaterial ist Nahe der Schule. Und so marschierten vor einigen Wochen Mamas wie Kids zwischen Baggern und Lastern und Baumaterial einfach so hindurch! Von einem sicheren Schulweg könne da doch keine Rede sein, meinten besorgte Anwohner. Und sie fragen sich: Wie wird das erst, wenn richtig gebaut wird?