Zwischen Würmkanal und Schwebelbach auf Höhe des Eishüttenplatzes entsteht in den kommenden Wochen eine Höhenüberwindung für die Fische zwischen dem Würmkanal und dem tiefer gelegenen Schwebelbach. Was Fischwirte, Biologen und Naturfreunde seit Jahrzehnten fordern, wird jetzt endlich realisiert. Der Bewegungs- und Lebensraum unserer heimischen Fische im Großraum der Fließgewässer des Münchner Nordens, des Dachauer Gebiets, des nördlichen Landkreises München und darüber hinaus wird sich mit diesem Wanderweg neu erschließen und deren natürliche Lebensweise fördern. Ein Grund zur Freude!
Der Würmkanal und der Schwebelbach sind nach den Maßstäben der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (EG-WRRL) in einem ökologisch unbefriedigenden Zustand, wie das Wasserwirtschaftsamt München bekannt gegeben hat. Hauptgrund dafür seien die ungünstigen Bedingungen der Gewässer als Lebensraum für Fische. Nun sollen gezielte Maßnahmen dazu führen, dass Würmkanal und Schwebelbach möglichst rasch in einen guten Zustand gemäß besagter Richtlinie gebracht werden.
So ist es für die Fische lebenswichtig, dass sie die Flüsse und Bäche auf weiten Strecken bzw. weiträumig ungehindert durchschwimmen können. Doch Wehre und Absätze verhindern dies oftmals.
Derartige Hindernisse sind beim Würmkanal und dem Schwebelbach zwar praktisch nicht vorhanden, dennoch bildet die Ausleitung des Schwebelbachs aus dem Würmkanal mit einer
Schwelle (einem quer gelegten Stahlträger) und einer betonglatten Rampe eine unüberwindbare Barriere für Fische. Das staatliche Wasserwirtschaftsamt München hatte dieses Bauwerk im Herbst 2006 anstelle der früheren Steilstufe errichtet. Schon bald danach erwies sich die Wasserrampe für Fische und andere Wassertiere als unüberwindbar. Diese rund 15 Jahre alte Wasserbauanlage soll nun zwar weiter bestehen bleiben, denn eine bautechnisch durchgängige Umgestaltung der querliegenden Schwelle sei, so eine Verlautbarung des WWA, nicht möglich, weil in stark frostkalten Wintern das im Würmkanal entstehende Grundeis über diese Schwelle abgeleitet werden müsse. Aber die wandernden Fische sollen in Zukunft dieses Hindernis über eine bereits im Bau befindliche Umgehungsrinne in Form eines Raugerinne-Beckenpasses als eine bewährte Fischaufstiegsanlage umschwimmen können.
Es handelt sich dabei um eine stufenförmig angelegte Bachkaskade mit max. 12 cm Höhenunterschied. Dies ist ein Richtwert, den die bei uns heimischen Fische wie Forellen, Bachsaiblinge, Barben, Elritzen, Nasen und Äschen nachweislich noch überwinden können. Ein Vorteil ist, dass für die Führung des neuen Beckenpasses zum Schwebelbach ein schon vorhandener, parallel zum Würmkanal verlaufender Graben genutzt werden kann. So könne sich laut WWA das neue Gerinne harmonisch in die Umgebung einfügen.
Doch was ist mit dem Denkmalschutz des Würmkanals? Ist die Fischwanderhilfe dem nicht abträglich? Wir haben beim Münchner Wasserwirtschaftsamt nachgefragt und folgende Antwort erhalten: „Das Vorhaben dient der Erreichung eines guten ökologischen Zustands der Gewässer im Sinne des §27 WHG. Dem Vorhaben wurde von der LHM, Referat für Klima- und Umweltschutz am 20.1.2021 die Plangenehmigung erteilt. Im Plangenehmigungsverfahren wurde auch die Untere Denkmalschutzbehörde beteiligt. Von ihr wurden keine Einwände gegen das Vorhaben erhoben. Das bedeutet letztlich, dass, nach Einschätzung der Unteren Denkmalschutzbehörde, das Baudenkmal Würmkanal nicht in seinem Bestand und auch nicht in seinem Erscheinungsbild erheblich beeinträchtigt ist.“
Für die Bauarbeiten hat das WWA München vier Wochen eingeplant. In dieser Zeit wird die über den Schwebelbach führende Fußgänger- und Radfahrerbrücke gesperrt. Eine Umfahrung der Baustelle ist jedoch auf einem ca. 400 m nördlich verlaufenden Feldweg über den Schwebelbach möglich. Reinhard Krohn