Lange war es vermutet worden, nun belegt eine Statistik des Gesundheitsreferats München, dass sich wohl ein Zusammenhang zwischen der sozialen Lage eines Stadtbezirks und der dort auftretenden Corona-Inzidenz herstellen lässt: Gebiete mit einer hohen Quote an Arbeitslosen, Ausländern, Einwohnern mit Migrationshintergrund oder Personen mit Wohngeldbezug weisen höhere Fallzahlen auf. Das gilt auch für den Stadtbezirk Feldmoching-Hasenbergl.
Bis Ende März 2021 wurden 53.106 Corona-Infektionen aus den einzelnen Stadtteilen Münchens ans RKI gemeldet. Die absoluten Zahlen der einzelnen Bezirke wurden nun in Relation gebracht zur jeweiligen Anzahl der Hauptwohnsitze. Am besten kommt bei diesem so ermittelten Wert die Maxvorstadt weg: Sie hat mit 2.449 Fällen pro 100.000 Einwohner die wenigsten Coronafälle. Das Schlusslicht bildet der Stadtbezirk Aubing-Lochhausen-Langwied mit 4.467 Fälle je 100.000 Einwohner. Das sind ungefähr doppelt so viele gemeldete Fälle wie in der Maxvorstadt. Feldmoching-Hasenbergl liegt mit 4.133 Fällen pro 100.000 Einwohner ebenfalls ziemlich weit hinten auf Platz 23, sprich dem drittletzten Platz vor Allach-Untermenzing und eben Aubing-Lochhausen-Langwied.
Vergleicht man nun die gesellschaftliche Zusammensetzung in der Maxvorstadt mit der im 24. Stadtbezirk, so sieht man durchaus einen möglichen Zusammenhang mit den Coronazahlen: Laut Statistischem Bundesamt München lag zwar die Arbeitslosenquote vor der Coronapandemie in der Maxvorstadt und in Feldmoching-Hasenbergl in etwa gleichauf mit 2,5 respektive 2,9 %. Aber die Auswirkungen der Pandemie sind im 24. Stadtbezirk deutlicher zu erkennen: Die Arbeitslosenquote beträgt hier inzwischen über 5,5 %, während sie sich in der Maxvorstadt mit 3,0 bis 3,4 % vergleichsweise gering erhöht hat. Auch der Anteil von Ausländern liegt mit 33 % in Feldmoching-Hasenbergl höher als in der Maxvorstadt, in der nur 25 % der Bewohner aus dem Ausland kommen (Stand: Dezember 2020). Außerdem beträgt die durchschnittliche Einwohnerzahl in einer Wohnung in Feldmoching-Hasenbergl mehr als zwei Personen. In der Maxvorstadt dagegen wohnen im Mittel nur anderthalb Personen in einem Haushalt. Auch dieser Punkt begünstigt eine raschere Verbreitung des Coronavirus. In der Maxvorstadt werden übrigens nur 458 Wohnungen mit Geldern der Stadt gefördert, in Feldmoching-Hasenbergl sind es mit 1.491 Wohnungen fast dreimal so viele (Stand: Dezember 2019).
Dennoch muss man bei der Interpretation der Coronazahlen auch vorsichtig sein: Zum einem muss der Wohnort nicht zwangsläufig mit dem Ansteckungsort übereinstimmen, manche können sich am Arbeitsplatz infiziert haben, andere in der Freizeit, die sie nicht zwingend in „ihrem“ Stadtteil verbracht haben. Außerdem muss man die jeweilige Anzahl von Pflege- und Altenheimen in den Bezirken berücksichtigen, da sich das Virus dort schneller verbreitet hat und sich mehr Menschen ansteckten.
Als Ausweg aus der Pandemie wird allgemein die Coronaschutzimpfung gesehen. Damit sich möglichst viele Personen impfen lassen, versucht die Stadt München bürgernahe Impfangebote zur Verfügung zu stellen. So gab es beispielsweise in Feldmoching-Hasenbergl die Möglichkeit, sich in der städtischen Gesundheitsberatungsstelle impfen zu lassen. Auch der SC Lerchenauer See hat kürzlich eine Impfaktion vor Ort organisiert – die allerdings nur 14 Personen nutzten. Andrea Hölzl