Begonnen hat die Gemeinde von St. Peter und Paul mit der Umsetzung einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit auf fairer Handelsgrundlage mit benachteiligten Kleinproduzenten in der, wie es damals hieß, „Dritten Welt“ bereits vor 25 Jahren.
Es war die Zeit von Pfarrer Toni Wolf. Anfangs war es nur eine kleine Gruppe, die nicht nur über Hilfe für die Ärmsten auf der südlichen Erdhalbkugel reden und dafür spenden wollte. Die Frauen und Männer wollten zupacken und Hilfe zur Selbsthilfe organisieren. Sie wollten sich dagegen stemmen, dass weltweite Handelskonzerne die Kleinbauern, die kleinen Handwerker und Gewerbetreibenden in den südlichen Armutsregionen mit Dumpingpreisen für gute Erzeugnisse ausbeuten und sie in eine zukunftslose Abhängigkeit mit bitterer Armut fallen lassen.
Erst der Arbeitskreis „Eine Welt“ …
Der Arbeitskreis „Eine Welt“ drängte an die Öffentlichkeit, um mit den Menschen über seine Anliegen ins Gespräch zu kommen. Ziel war es, eine öffentliche Bewusstseinsbildung für die menschlichen und politischen Problemen in den ärmsten Entwicklungsländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas zu schaffen. Viele werden sich an die Stände des Arbeitskreises an den drei Tagen im September zu den „Feldmochinger Dritte-Welt-Tagen“ mit anschließender Informationsveranstaltung im Pfarrsaal von St. Peter und Paul erinnern. Auch die jährliche Frühjahrsveranstaltung im Pfarrsaal mit einem öffentlichen Weltladenfrühstück unter dem Motto „Die Welt fairändern schon am Morgen“ war ein Erfolg. Sie wurde bis vor vier Jahren durchgeführt.
Doch der öffentlichen Aufklärung sollten Taten folgen, um aus den eigenen Reihen eine partnerschaftliche Zusammenarbeit und konkrete Hilfen auf die Beine zu stellen. Eine enge und bis heute erfolgreiche Partnerschaft konnte in der Folge mit der katholischen Gemeinde Sao Raimundo im Bistum Coroatá, einer der ärmsten Regionen Nordbrasiliens, aufgebaut werden.
… dann „Partnerschaft statt Almosen e. V.“ …
Zuerst gründete sich aus dem Arbeitskreis Eine Welt heraus ein Trägerverein namens „Partnerschaft statt Almosen“. Der Name erklärt die Vereinsziele: keine Almosen in die Armutsregionen zu schicken und die Menschen davon abhängig zu machen, sondern sie als Partner mit materiellen Mitteln und gezielten Beratungen vor Ort darin zu unterstützen, dass sie sich eine eigene, nachhaltige Existenz unter fairen Bedingungen aufbauen können, um mit ihren Familien der Armut zu entrinnen.
… und schließlich vor 20 Jahren der Weltladen
Um die materielle Unterstützung zu ermöglichen, wurde auf Grundlage des Trägervereins der „Weltladen“ auf die Beine gestellt. Zuerst im kleinen Kiosk von Anna Braun an der Josef-Frankl-Str., den sie der Initiative kostenlos zur Verfügung stellte. Nach dem Abriss des dortigen Anwesens und des Kiosks und nach der Errichtung eines großen Hauses erbauten Amalie und Franz Pabst auf ihrem Geschäftsgrundstück auch ein neues, größeres und helleres Ladengeschäft, das sie 2006 dem Verein für den Weltladen zur Verfügung stellten.
Dieser schöne Laden macht aber nur Sinn, wenn ihn viele Menschen besuchen und vom umfangreichen Angebot an Lebens- und Genussmitteln sowie an kunstgewerblichen Gebrauchs- und Geschenkartikeln kaufen – zu fairen Preisen versteht sich! Mit der Gewissheit, dass bei jedem Einkauf, und sei er noch so klein, benachteiligten Menschen in fernen Ländern geholfen wird. Wer sich im Weltladen das breite Angebot an Kaffees (damit startete die Initiative) und Tees, Trockenfrüchten (wie Rosinen, Mangos, Ananas), Nüssen, Marmeladen und Honig, Reis, Bio-Vollrohrzucker, Säften, Weinen, Gebäck, 15 verschiedenen Schokoladen und Schokoartikeln (etwa schokolierte Früchte und Schokoriegel) sowie sonstigen Süßigkeiten anschaut, erkennt schnell, dass die meisten Produkte das Siegel „Bio“ tragen. Etwa 70 % der Lebensmittel im Weltladen haben mittlerweile echte Bio-Qualität (nach dem Motto bio & fair). Tendenz weiter steigend. Neu: Das breite Gepa-Schokoladensortiment ist nun mit echter Bio-Alpenmilch von Naturland-Biobauern (meist Familienbetrieben) hergestellt. Unter dem Motto „Rundum fair – Süd trifft Nord“ haben sich zu dieser Aktion als Partner die Gepa, Naturland e. V. und die Milchwerke Berchtesgadener Land gefunden.
Wer hinter der Firma Gepa steht
Die 1975 gegründete Firma Gepa ist das europaweit größte Fair-Handelsunternehmen. Sein einziger Zweck ist die weltweite, partnerschaftliche Organisation des fairen Handels zwischen den Regionen Süd und Nord. Gesellschafter der Gepa sind die sozialen Hilfswerke Evangelischer Entwicklungsdienst, Bischöfliches Hilfswerk Miserio, die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend, der Bund der Katholischen Jugend, das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ sowie die Aktion „Brot für die Welt“. Gepa-Produkte werden heute deutschlandweit in 800 Weltläden und in den meisten Lebensmittel-Supermärkten angeboten. Von diesem Netz des fairen Handels profitieren weltweit mehr als 1,6 Millionen Kleinbauern und Arbeiter mit ihren Familien in über 60 Ländern (www.gepa.de).
Gefeiert wird am 11. November
Vorgesehen ist, am Sonntag, den 11. November das Doppeljubiläum – 25 Jahre Arbeitskreis „Eine Welt“, 20 Jahre Feldmochinger Weltladen – im Rahmen eines Dankgottesdienstes um 9 Uhr in St. Peter und Paul zu feiern. Anschließend sind alle eingeladen in den Pfarrsaal, wo für Freuden an Gaumen, Augen und Ohren gesorgt sein wird: Es gibt Essen und Getränke sowie Erinnerungen an die vielen Jahre in Bildern. Dazu erfreut die Gruppe „Entre Aguas“ mit Musik aus Städten dieser Welt.