Die Interessengemeinschaft Ludwigsfeld (Iglu) hat am Mittwoch, den 29. Juni die seit der ersten Präsentation des Strukturkonzeptes gesammelten fast 500 Unterschriften im Rathaus von München übergeben. Die Unterzeichner wollen sich damit sowohl gegen den massiven Umfang der angedachten Bebauung als auch gegen eine Nachverdichtung der alten Wohnsiedlung wehren. Stattdessen wird eine verträgliche, qualitätsvolle Erweiterung der Siedlung gefordert, die sich in Form, Wohnqualität und Wohndichte an der alten Siedlung orientiert.
Die Entscheidung zum Eckdatenbeschluss „Strukturkonzept Ludwigsfeld“ steht am Mittwoch, den 6. Juli auf der Tagesordnung des Planungsausschusses.
Diese Vorlage berücksichtigt in keiner Weise die grundlegenden Bedenken und Einwände der Bürger, der lokalen Politiker und einiger Stadtratsangehöriger, wie Iglu in seiner Stellungnahme schreibt, die an den OB und die beiden Bürgermeister sowie die Stadträte ging.
„Die Vorlage hat einen Umfang von fast 140 Seiten, die Sie vermutlich allein aus Zeitgründen nicht lesen, geschweige denn detailliert durcharbeiten konnten. Deshalb wollen Sie vermutlich der Fachkompetenz des Planungsreferates und ggf. den parteiinternen Vorgaben vertrauen und zustimmen. Das sollten Sie nicht.
Die geplante gigantische Bebauung in einem funktionierenden Stadtquartier am äußersten Stadtrand begründet sich im Wesentlichen aus wohnungspolitischen und wirtschaftlichen Interessen.
Alle anderen Belange wie (Stadt-)Klimaschutz, Naturschutz, Lärm‐ und Emissionsschutz, Wohnqualität und die Bedenken der Bürger und lokalen Politiker werden diesem Ziel völlig untergeordnet.
Trotz formaler Bürgerbeteiligung wurde der ausdrückliche Wunsch der Bürger, des BA 24 und einiger Stadträte nach einer Reduzierung der Wohnungsanzahl/-dichte und der Erhöhung des Grünflächenanteils, weder in einer Arbeitsstudie noch im vorliegenden Beschluss berücksichtigt.
Der aktuelle Grünflächenanteil von ca. 60 qm/Bewohner in dieser Stadtrandlage wird planerisch auf den Münchner Minimalwert von 20 qm reduziert. Würde man die Berechnung nur auf die Neubaufläche beziehen, läge der Wert noch deutlich darunter.
Von der beschriebenen „behutsamen Siedlungserweiterung“ kann sicher nicht gesprochen werden, wenn sich die Bewohner‐ und Wohnungszahl verdreifacht, die Wohnungsanzahl der alten Siedlung auf gleicher Fläche verdoppelt und die Neubaufläche fast das Doppelte an Wohnungen/qm aufweist wie andere vergleichbare Münchner Projekte. Die Vorlage zählt die jahrzehntealten Defizite und unausgeführten Projekte (u. a. Karlsfelder Str. neu, Fuß‐ und Radweg mit Brücke nach Karlsfeld, Erinnerungsort für das KZ-Außenlager, schlechte ÖPNV-Anbindung) ausführlich auf. Defizite, die schon längst durch die Stadt hätten realisiert werden sollen. Diese Versäumnisse werden jetzt argumentativ mit der Neubauplanung in einen Topf geschmissen, ohne dass sie in irgendeiner Weise zusammenhängen.
Im Gegenzug zum möglichen Neubau von bis zu 2.000 Wohnungen wird den Ludwigsfeldern lediglich der Erhalt der geschichtsträchtigen „Rollschuhplatte“ und die Einrichtung von 200 „neuen“ Parkplätzen zugesagt. Das ist kein zufriedenstellendes Zugeständnis, wenn man bedenkt, dass sich bei einem Stellplatzschlüssel von 1.0 für die Neubebauung zukünftig wieder ein Parkplatzproblem in der Größenordnung von bis zu 1.000 Stellplätzen ergeben wird.
Lassen Sie sich nicht durch nichtssagende Worthülsen und unverbindliche Versprechungen täuschen.
Das Strukturkonzept wird die stadtklimatischen, die ökologischen, die Lärm‐ und Emissionsprobleme und Verkehrsprobleme nicht lösen sondern potenzieren. Eine zukunftsorientierte Stadtplanung mit hoher Wohnqualität und einem nachbarschaftlich orientierten Wohnumfeld ist es ebenfalls nicht.
Stimmen Sie der Vorlage nicht zu, sondern verlangen Sie eine alternative Planung mit einer reduzierten Wohnungszahl von 1.000 WE, die dem Klima und Naturschutz, der Wohnqualität sowie der Stadtrandlage und der historischen Bedeutung der Siedlung Ludwigsfeld angemessener ist.“