Der erste Vereinsausflug des Männergesangvereins Feldmoching nach der zweieinhalbjährigen Zwangspause durch die Corona-Pandemie führte die Chormitglieder mit Chorleiter Norbert Thoma, Familienangehörigen und erfreulicherweise zahlreichen fördernden Mitgliedern des Vereins nach Roggenburg im bayrisch-schwäbischen Landkreis Neu Ulm. Dieses Ausflugsziel war eigentlich schon vor einigen Jahren geplant gewesen, heuer nun hatten sich Vorstandschaft und Mitglieder endgültig dafür entschieden. Und es war eine gute Entscheidung. Mit viel kirchlicher Kulturgeschichte und Chorgesang – gleich in zwei Kirchen.
In der Gemeinde Roggenburg mit ca. 2.700 Einwohnern befindet sich eine große und weithin bekannte Klosteranlage, die seit rund 900 Jahren in ihrem schwäbischen Umfeld das geistige katholische Leben gestaltet und bestimmt. Wer dieses großräumig angelegte Kloster Roggenburg erstmals besucht, der ist überrascht und angetan von der Schönheit und der gepflegten Ausstrahlung der großen Klosterkirche, der einzelnen Gebäudekomplexe in deren Äußerem und Innerem und von den schönen Gartenanlagen, etwa mit dem Kräuter- und Meditationsgarten und dem Efeu-Labyrinth – und von der zu dieser Zeit voll entfalteten Blumenpracht.
Der Führer des Klosters verstand es, seine Gäste aus Feldmoching mit seinen weitreichenden Ausführungen vom fernen Gründungsjahr 1126 bis hin in unsere Zeit zu fesseln und zu begeistern.
So erfuhren die Zuhörer, dass einst, im Jahre 1126, die Herzöge von Bibereck dieses Kloster für den Prämonstratenserorden auf den Mauern ihrer alten Burg gegründet hatten. Dieser Orden – später im Range eines Reichsstifts (er war nur dem Papst in Rom unterstellt) – und in der großen Zeit seiner Blüte bis zum Ende des 18. Jahrhunderts hatte in diesem Raum über viele folgende Jahrhunderte bis zu der von Napoleon inszenierten Säkularisation im Jahre 1802 das geistige Leben der Prämonstratenser verbreitet, gepflegt und geführt. In den Folgen der Säkularisation wurden damals die Mönche vertrieben, die Klosterschätze geraubt und zu großen Teilen für den danieder liegenden Staat zu Geld gemacht. Die Gebäude und Anlagen verödeten und lagen einige Jahrzehnte verödet darnieder. Erst 180 Jahre nach dieser verlustreichen Katastrophe besiedelte im Jahre 1982 ein neuer Konvent der Prämonstratenser diese historische Klosteranlage. Deren aufwendige Gesamtsanierung – wieder im Stil des Rokoko – konnte im Sommer 2015 fertiggestellt werden.
Ein dem Kirchenliedgut vertrauter Chor wollte auch singen
Die Chorsänger aus Feldmoching und ihr Chorleiter waren sehr erfreut, dass sie anlässlich ihres Besuchs in der prachtvoll ausgestatteten und beeindruckend großen Klosterkirche vor ihren mitgereisten Angehörigen und Gästen einige kirchliche Lieder aus dem Repertoire vortragen durften. Daraus wurde zwar kein Konzert, aber – immerhin! Allerdings, so unvorbereitet in einem derart großen Kirchenraum mit seiner ungewohnten Akustik zu singen, das ist dann für einen nicht komplett besetzten Chor schon herausfordernd und gewöhnungsbedürftig!
Ein weiterer Auftritt durfte folgen
Etwas kleinräumiger ging es dann am Nachmittag im nahe von Roggenburg gelegenen Schiessen zu. Die kleine Gemeinde Schiessen ist seit der Gebietsreform in den 1970er-Jahren wie andere umliegende Dörfer ein Teil von Roggenburg.
Schiessen wäre bei diesem Ausflug weniger auffällig gewesen, stünde dort nicht mitten im Dorf, weithin sichtbar, eine sehenswerte Marien-Wallfahrtskirche. In früherer Zeit waren die Pfarrheiligen dieser Kirche der Leonhard und die Walburga. Im 18. Jahrhundert kam das Marienpatrozinium dazu.
Die Pfarrei in Schiessen wurde bis zu den Wirren der Säkularisation von Roggenburg aus als Filialkirche betreut. Schon im Jahre 1680 wurde die Kirche eine Wallfahrtskirche – mit einer Kopie eines Gnadenbildnisses, das in Rom verehrt wird. Ab 1805 war Schiessen eine selbständige Pfarrei. Heute gehört sie dem Pfarrverband Roggenburg an.
Auch in dieser innen wie außen wunderschönen Schiessener Wallfahrtskirche durften die Feldmochinger Chorsänger – wieder vor eigenem Publikum – spontan einige kirchliche Lieder vortragen. Sowohl die Größe des Kirchenraums als auch die Akustik lagen hier schon eher in einem von daheim her gewohnten Rahmen.
Es versteht sich, dass bei so viel geistlicher, kultureller und spiritueller Nahrung an diesem Ausflugstag auch die leiblichen Bedürfnisse an Speis` und Trank nicht zu kurz kamen. Dafür sorgten die Wirtsleute des Gasthauses „Bräuhaus“ (mit einer angeschlossenen Metzgerei vom Feinsten!) in Schiessen genau so wie etwa das zwischen Roggenburg und Neuburg a. d. Kammel am Rande des Ortes Wiesenbach gelegene Landcafé „Theodor am Berg“, wo sich von dem an einem Hang gelegenen (erst vor vier Jahren aus einem ehemaligen Schafstall wunderschön hergerichtet) Café ein wunderschöner Blick auf das idyllische Günztal öffnet.
Reinhard Krohn