Es tut sich wieder einiges bei unseren Ortsvereinen! Auch der katholische Männerverein hat z. B. wieder seine beliebten Münchner Stadtbesuche aufgenommen. Der rührige und einfallsreiche „Reiseveranstalter“ des Vereins, Peter Pagnin, hatte längst erfahren, dass im Deutschen Museum Ende Juni/Anfang Juli ein großer Wechsel im Angebot ansteht. Ab da gibt es viel Neues zu entdecken, andere Ausstellungen werden im Gegenzug voraussichtlich für einige Jahre nicht mehr zugänglich sein.
Die Anzahl der Mitglieder und Gäste war einer Museumsführung entsprechend gut und gerade richtig bemessen. Vereinsmitglied Pagnin hatte den Ausflug gut vorbereitet und vor Ort so organisiert, dass trotz des großen Besucheransturms für seine Gruppe keine Wartezeit an den Kassenschlagen anfielen.
Da die Dauerausstellungen in den alten Museumsbereichen wegen der geplanten Umbauarbeiten und Einrichtungen neuer Ausstellungsteile größtenteils Ende Juni für längere Zeit schließen sollten, war es nur konsequent, bei dieser Gelegenheit gerade in diesen Bereichen einige punktuelle Besichtigungen zu wählen. Der Museumsführer gab sich schnell als ein studierter Physiker zu erkennen. Entsprechend anspruchsvoll waren dann auch seine Führung und die dazugehörigen Erläuterungen. Seine ausgewählten Stationen führten die gebannten Gäste von teilweise schon recht alten und nach heutigem Maßstab doch recht groß dimensionierten Gerätschaften zu genauesten Messungen beispielsweise im Weltraum und in der Wetterforschung, weiter zur Röntgendiagnostik seit den ersten Anfängen des Erfinders und Physikers Wilhelm Conrad Röntgen Ende des 19. Jahrhunderts bis hin zu den modernsten Diagnostikmethoden unserer Zeit, u. a. zu MRT/Kersspintomograpfie. Weiter ging es zur großen nautischen Abteilung, wo die weltbekannte Tieftauchkugel in einem Schnittmodell des Schweizer Wissenschaftlers August Piccard (1884 – 1962) ausgestellt ist. Diese Hohlkugel war ein Teil des Tiefsee-U-Bootes „Trieste“, mit dem Piccard seine bahnbrechenden Tieftauchversuche machte. 1960 erreichte sein Sohn Jacquard mit der Trieste am Challengertief im Marianengraben im Pazifik die Rekordtiefe von 10.916 m.
Hochspannungstechnik mit Blitz und Donner
Am Ende des Besuches folgte der Höhepunkt in der Ausstellung Hochspannungstechnik in der Abteilung „Stadt und Technik“. Zehntausende von Besuchern haben diese aufregende Hochspannungsshow vermutlich schon erlebt, viele unter ihnen vielleicht erstmals in ihrer Jugend bei einem Schulausflug. Immer wieder ist diese Show ein Höhepunkt im Deutschen Museum. Darum war die Halle auch mit Besuchern aller Altersklassen gut gefüllt. Begonnen hatte die Show mit einem Durchschlag durch eine Glasplatte mit 280.000 Volt. Dem folgte eine Gleitentladung mit 160.000 Volt. Der Höhepunkt war der faradaysche Käfig, in dessen Enge für die Dauer des Experiments ein Mitarbeiter kauerte. Bei dem stehenden Überschlag mit 270.000 Volt geschah dem Mann überhaupt nichts, es bestand für ihn keinerlei Gefahr. Die Spannung verblieb in einem elektrischen Feld oberhalb der Kugeloberfläche.
Die Show endete mit einem sog. Hörnertransformator mit 50.000 Volt und mit einem künstliche Blitze erzeugenden Stoßgenerator mit max. 100.000 Volt. Auch den Modellen eines Hauses und einer Kirche im Demonstrationskäfig passierte nichts.
Noch ein oder zwei Tage sollte sich dieses Schauspiel mit hellen Blitzen und Getöse wiederholen. Dann wurde diese Abteilung geschlossen. Voraussichtlich für mehrere Jahre. Gleichzeitig wurde auch die fantastische Bergwerksanlage für das Publikum geschlossen. Wie zu hören ist, wird dieses Bergwerk wohl nicht mehr wieder eröffnet werden. Das wäre sehr schade. Vielleicht ist ja noch nicht das letzte Wort gesprochen …
Ab 8. Juli: Wiedereröffnung des erneuerten Museumsteils
Immerhin ist am 8. Juli die Wiedereröffnung der bereits mehrere Jahre lang geschlossenen Abteilungen nach umfangreichen Umbauten und Neueinrichtung gemäß modernen Konzepten erfolgt, in jedem Fall würdig eines weltweit hoch geachteten Wissenschafts- und Technikmuseums. Die 19 neuen Dauerausstellungen erstrecken sich auf einer Fläche von insgesamt 20.000 qm.
Das traditionsreiche, mehr als 100 Jahre alte Deutsche Museum in München wird sich nach dem Abschluss auch des zweiten Teils in einigen Jahren wieder der Welt der Wissenschaft, der Lehre und des technischen Interesses allgemein als ein Hort modernster Stände darstellen und damit seine unveränderte große Bedeutung unter den ganz Großen unter Beweis stellen. Reinhard Krohn
Foto: Alexander Goettert/Deutsches Museum