Etliche Ludwigsfelder protestierten am Mittwoch, den 6. Juli vor dem Rathaus, als der Stadtrat dem Strukturkonzept für die Nachverdichtung der Siedlung zustimmte. Mit 1.800 bis 2.000 neue Wohnungen wird sich die Zahl der Bewohner vervierfachen. Die Ortsansässigen sehen den versprochenen Mehrwert skeptisch: Die Investoren würden schon bei der Flächenberechnung schummeln.
Zusammen mit der Büschl Unternehmensgruppe und die PG Granatstr. 12 GmbH hat das Planungsreferat den an diesem Tag abgesegneten Eckdatenbeschluss zur Erweiterung der Siedlung Ludwigsfeld erarbeitet. Die neuen Wohnblöcke direkt südlich und östlich der Siedlung werden massiver als die bestehenden Häuser ausfallen. Viele werden doppelt so viele Stockwerke haben. Und sie werden dichter stehen. Die einzigen zwei Gegenstimmen kamen von der Linken Brigitte Wolf und von Dirk Höpner (München-Liste), der sich dafür von OB Reiter anhören durfte, dass seine „rein örtliche Sicht pure Opportunismus-Politik“ sei. Eine gesamtstädtische Verantwortung sehe anders aus. Meinte Reiter.
Den kompletten Artikel finden Sie in der nächsten Ausgabe des Lokal-Anzeigers, der ab Mittwoch an den bekannten Kiosken liegt und am Donnerstag spätestens bei den Abonnenten sein sollte.
Wir haben dazu noch einen Leserbrief erhalten, den wir Ihnen nicht vorenthalten wollen.
Die gesamtstädtische Verantwortung
In Ludwigsfeld sollen an die 2 000 Wohnungen für 4 500 Zuzügler gebaut werden, die Anzahl der Bewohner wird sich dadurch vervierfachen. Anwohner und der örtliche Bezirksausschuss setzen sich für eine weniger dichte Bebauung mit einem höheren Grünanteil ein. Auch Stadtrat Dirk Höpner (München-Liste) hat dies auf der jüngsten Sitzung des Planungsausschuss gefordert. Unser Bürgermeister Herr Reiter warf ihm daraufhin „pure Opportunismus-Politik“ vor und merkte an: „die gesamtstädtische Verantwortung sieht anders aus“.
Wie sieht diese Verantwortung aus? Hat ein Stadtrat Verantwortung für die hier lebenden Bürger oder für die Zuzügler? Spielen Gesundheit und Lebensqualität der ansässigen Bevölkerung eine Rolle? Hat er Verantwortung für die zukünftigen Bewohner, die mit weniger Grün, weniger Frischluft und unerträglich heißen Sommernächten leben müssen, die noch mehr Staus, mehr Lärm, mehr Dreck aushalten müssen? Ist es in der Stadt mit der größten Flächenversiegelung nicht längst angebracht, umzudenken und aufzuhören mit dem Abholzen der letzten Baumbestände und dem Zubauen von Grünflächen, wohl wissend, dass der Klimawandel mit seinen Starkregen und überhitzten Sommernächten nicht mehr aufzuhalten ist?
Ist es nicht an der Zeit, die Wachstumspolitik der Stadt, mit der steten Akquise großer Firmen, der Schaffung von immer noch mehr Arbeitsplätzen und Büroräumen zu hinterfragen, weil sie dadurch den Zuzug ankurbelt, der zu nicht stillender Nachfrage nach Wohnungen führt und überdies Wohnen immer teuerer macht?
Das Umweltbundesamt fordert aus gutem Grund eine Umgestaltung der Städte- mit deutlich mehr Grün, neuen Bäumen usw. In München wird der Klimanotstand ausgerufen und Blümchen am Rathausbalkon gepflanzt, um das Artensterben einzudämmen. Das reicht nicht. Man muss auch umdenken und entsprechend handeln.
Ein Politiker, der dies tut, betreibt keine Opportunismus-Politik.
Ein Politiker, der dies tut, zeigt Verantwortung für seine Stadt und deren Bewohner.
Sonja Sachsinger