In einer Zeit, in der Informationen schneller denn je fließen und sich verbreiten, steht die Glaubwürdigkeit von Nachrichtenquellen mehr denn je auf dem Prüfstand. Doch was genau versteht man unter „Alternativen Fakten“ und „Fake News“? Wie beeinflussen sie unsere Wahrnehmung der Realität und welche Auswirkungen haben sie auf die politische Landschaft und den gesellschaftlichen Zusammenhalt? Und wie sind sie vor dem Hintergrund unseres christlichen Glaubens zu sehen? Zu diesen Fragen lud der Förderverein „Gemeinschaft braucht Räume“ am Sonntag, den 18. Februar in die Bethanienkirche ein.
Dass die Bibel immer wieder zur Wahrheit in den zwischenmenschlichen Beziehungen auffordert, wurde in der Andacht betont. Beispiele sind das achte Gebot, kein falsch Zeugnis wider seinen Nächsten zu reden, oder Epheser 4,25: „Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, jeder mit seinem Nächsten“. Es gibt aber auch Beispiele für Falschmeldungen und Lügen wie den Bericht der Kundschafter im 4. Buch Mose 13:32 oder dass selbst Petrus bei der Verhaftung Jesu dreimal die Beziehung zu ihm leugnete.
Der Zweck heiligt nicht die Mittel
In der durch zwei Anwälte und einen Landtagsabgeordneten bereicherten Diskussion wurde angesprochen, dass es in der Anfangsphase der Corona-Epidemie für alle schwierig war, Fakten von wissentlich falschen „alternativen Fakten“ oder unwissentlichen Falschmeldungen und Fake News zu unterscheiden. Jeder Mensch, das macht zum Glück Menschsein aus, hat unterschiedliche Erfahrungen und Kenntnisse, mit denen er Informationen bewertet. Wie man selbst Corona-Risiken einschätzt, hängt natürlich neben der medizinischen Expertise auch davon ab, ob es im persönlichen Umfeld schwere Fälle gegeben hat, über welche Medien man sich informiert oder wie Freunde und Bekannte berichten. Während es Aufgabe von Politikern in der Opposition ist, kritisch und tiefgehend zu hinterfragen, erwartet man von Regierungsvertretern auch verständliche und einfache Erklärungen. Das darf aber nicht dazu führen, dass komplexe Sachverhalte wie die richtige Corona-Politik mit zu einfachen Wahrheiten erklärt werden. Der Zweck heiligt hier nicht immer die Mittel.
Mündige Bürger bilden sich durch mehrere Quellen
Bei der Bewertung der Informationsquellen ist zu beachten, dass sich in Sozialen Medien negative Nachrichten besonders schnell verbreiten. Etablierte Presse und öffentlich-rechtliche Medien stehen vor der Herausforderung, schnell zu reagieren, um den Anschluss an die Diskussion nicht zu verlieren, ohne dass Qualität und gründliche Recherche darunter leiden. Auch wenn das nicht immer gelingen mag, war man sich in der Diskussion einig, dass das nicht dazu führen darf, der Presse grundsätzlich zu misstrauen. Im Gegenteil zeugt es von guter Medienkompetenz, sich in verschiedenen etablierten Quellen zu informieren, sie sind ein Grundpfeiler unserer Demokratie. Zunehmend gibt es auch im Internet gut recherchierte Videos von Influencern, die es mit professionellen Medien aufnehmen können. Aber hier sind natürlich Spreu und Weizen schwierig voneinander zu trennen. Es hilft nur, sich als mündiger Bürger bzw. guter Christ durch unterschiedliche als vertrauenswürdig bewertete Informationsquellen eine eigene fundierte Meinung zu bilden und diese zum Beispiel in Diskussionen wie an diesem Sonntag mit anderen auszutauschen.
Das nächste Thema: Machtmissbrauch in der evangelischen Kirche
Wird Lügen nun gesellschaftsfähig? Man war sich einig, dass der Eindruck entsteht, dass immer mehr Fake News, alternative Fakten und damit auch Lügen verbreitet werden. Aber gesellschaftsfähig darf das nicht werden.
Das nächste „Spirited“-Treffen (ehemals Kirchen-Café) findet am Sonntag, den 21. April wieder um 10 Uhr in der Bethanienkirche statt. Als Thema nehmen sich die Organisatoren die Ergebnisse der Forum-Studie zum Missbrauch in der evangelischen Kirche und der Diakonie vor. Johannes Staeves