Mitte Dezember vergangenen Jahres, als die großen Schneemassen, angehäuft am ersten Dezemberwochenende beim nicht enden wollenden Schneefall, bei steigenden Temperaturen dahinschmolzen, da stieg der Grundwasserpegel in der Untermühle, aber auch vor bis zur Grashofstr. sprunghaft an – nach Jahren, in denen das Grundwasser stetig abgesunken war. Einige Keller liefen ob des hohen Grundwasserstands wieder voll und das Thema schwappte vom Bezirksausschuss, wo es ausgiebig diskutiert wurde, in den Stadtrat, wo die CSU-Stadträte Manuel Pretzl und Alexander Reissl am 18. Januar eine Anfrage zum Thema stellten.
Denn Fakt war: Als die wenigen noch vorhandenen Pegel stiegen, wäre es an sich Zeit gewesen, die Pumpen anzuwerfen. Doch im Sommer 2023 waren in den Dükern 25301, 25302 und 25303 am Mühlweg die fest installierten Pumpen, mit denen man den Grundwasserstand unter 487,00 hielt, auf Anweisung der Münchner Stadtentwässerung (MSE) abgebaut worden. Auch sind kaum mehr Pegelmessstellen vorhanden, um das Grundwassergeschehen verfolgen zu können, monierten die Anwohner. Und dann die Politiker.
Nun hat Christine Kugler, Referentin für Klima- und Umweltschutz, die Anfrage der beiden CSU-Stadträte wie folgt beantwortet.
„Seit Mitte November 2023 ist aufgrund der anhaltenden Niederschläge, welche am 1. Adventswochenende in großen Mengen Schnee niedergingen, ein Anstieg der Grundwasserstände im gesamten südbayerischen Raum und auch in München zu verzeichnen. Der am 1. Adventswochenende gefallene Schnee ist zudem im Dezember 2023 durch die milden Temperaturen und Regen großflächig abgetaut und zu großen Teilen ins Grundwasser gesickert. Dadurch ist der Grundwasserspiegel im Bereich der Untermühle in Feldmoching seit Mitte November 2023 um 1 bis 1,2 m stark angestiegen. Die Höchstwerte lagen im Dezember 2023 um 30 bis 80 cm unterhalb des Höchstgrundwasserstandes (HW1940) und dem Hochwasserereignis vom August 2010. Die aktuellen Grundwasserstände im Bereich Untermühle liegen etwa 10 bis 30 cm tiefer im Vergleich zum letzten Maximum am 13.12.23 (Stand: 31.1.2024). Die Grundwasserstände sind damit noch auf erhöhtem Niveau und liegen über den Wasserständen der vergangenen fünf sehr trockenen Jahre. Der Grundwasserspiegel fällt nur langsam, da es im Januar 2024 weitere Niederschlagsereignisse gab. Schäden sind uns nicht gemeldet und lediglich aus der Presseberichterstattung bekannt.
Durch die Münchner Stadtentwässerung wurden mit einem Aufwand von mehreren Millionen Euro am Nord-West-Sammelkanal drei neue Düker gebaut, bereits vorhandene Düker aufwändig saniert sowie die Überströmung des Kanals sichergestellt. Der aktuell nur noch geringe Aufstau am Nord-West-Sammelkanal rechtfertigt keine weiteren Eingriffe. Weiterhin bleibt es fraglich, ob eine großflächige und dauerhafte Absenkung der Grundwasserstände im Bereich der Siedlung Untermühle technisch umsetzbar sowie wasserrechtlich genehmigungsfähig ist, da das Grundwasser als wichtige Ressource geschützt werden muss.
Das Kernproblem ist, – wie auch unter Frage 4 beschrieben und durch das Wasserwirtschaftsamt München bereits wiederholt in vergleichbaren Fällen dargelegt – dass die Keller nicht gegen drückendes Grundwasser abgedichtet sind. Die Abdichtung der Keller obliegt den Bauherren.
Als Rechtsbehörde entscheidet das RKU über gestellte wasserrechtliche Anträge und nimmt die Gewässeraufsicht wahr. Es gibt keine „Unterhaltungs“-Verpflichteten im Sinne des Wasserrechts für das Grundwasser. Die LHM hat daher keine Rechtsgrundlage für ein weiteres Handeln; ein Einschreiten im Rahmen der Gewässeraufsicht ist nicht gerechtfertigt.Der LHM ist es daher aus rechtlichen Gründen nicht möglich, weitere Maßnahmen zu ergreifen.
Mitte November 2023 war aufgrund der anhaltenden Niederschläge, die am 1. Adventswochenende 2023 in großen Mengen Schnee niedergingen, ein Anstieg der Grundwasserstände im gesamten südbayerischen Raum und auch in München zu verzeichnen.
An den Niederschlags-Messstationen im Stadtbereich und Umland waren seit Mitte November bis Mitte Dezember etwa 240 mm Niederschlag gefallen. Dies entspricht etwa einem Viertel des im Jahr 2023 insgesamt gefallenen Niederschlags. Der am 1. Adventswochenende gefallene Schnee ist dann durch die milden Temperaturen und Regen großflächig abgetaut und zu großen Teilen ins Grundwasser gesickert. Dementsprechend zeigten die staatlichen Grundwassermessstellen in München seit Mitte November 2023 flächendeckend einen Grundwasseranstieg. Waren die Grundwasserstände im Oktober aufgrund des trockenen Sommers und der vergangenen trockenen Jahre noch auf niedrigem Niveau, zeigten die Grundwassermessstellen nun Werte über den mittleren Grundwasserständen. Die Grundwasserstände sind im Vergleich 12.11.2023 zu 13.12.23 (Maximum) in München um 45 cm (Au, Steinhausen, Trudering) bis etwa 90 cm im Bereich Obermenzing, Englschalking, Johanneskirchen, Moosach und Fasanerie gestiegen. Der stärkste Anstieg an einer staatlichen Messstelle mit 88 cm war an der Grundwassermessstelle Allach 289A zu verzeichnen. Der Unterschied in der Höhe des Grundwasseranstiegs ist hierbei insbesondere durch den Anteil der versiegelten Flächen und die hydrogeologischen Gegebenheiten im Umfeld der verschiedenen Messstellen bedingt.
Es ist also insgesamt festzustellen, dass in ganz München durch den Niederschlag und das Tauwetter im November und Dezember 2023 die Grundwasserstände stark angestiegen sind. Der Anstieg war dabei in den Randbereichen mit weniger dichten Bebauung, ehemaligen Moosgebieten und Richtung Norden stärker als im Süden und entlang der Isar. Aufgrund sich wiederholender Niederschläge im Januar war bislang nur ein geringer Rückgang der Grundwasserstände mit kleinen, kurzzeitigen Wiederanstiegen unmittelbar nach den Niederschlägen zu beobachten.Die Grundwassermessstellen entlang des Nord-West-Sammelkanals zeigten hierbei vergleichbare Verläufe zu den staatlichen Messstellen.
Ein Einfluss der abgebauten Pumpen auf den Grundwasseranstieg ist nicht erkennbar. Die Pumpen liefen in der Vergangenheit nur während Spitzenbelastungen im Rahmen der Baumaßnahmen am Nord-West-Sammelkanal, um die Auswirkungen der Baumaßnahmen auf den Grundwasserstand zu minimieren. Eine großflächige Absenkung des Grundwasserstandes in der Untermühle ist durch Pumpen und Ableiten in den Nord-West-Sammelkanal nicht möglich. Die Auswertungen der aktuellen Grundwasserstände haben ergeben, dass die Auswirkung des Kanals auf den Grundwasserstand minimal ist, da dieser bei hohen Grundwasserständen vollständig überströmt wird.
Im Bereich der Untermühle in Feldmoching liegt der natürliche Grundwasserspiegel sehr oberflächennah. Dies hat geologische Gründe, da die Münchener Schotterebene nach Norden hin von der Mächtigkeit stark abnimmt und das Gefälle der Geländeoberkante (GOK) dabei wesentlich steiler einfällt als das hydraulische Gefälle. Dadurch liegt der Grundwasserspiegel in der Untermühle bei Mittelwasserverhältnissen im Bereich von etwa 1,5 bis 3 m unter der Geländeoberkante. Bei einem Hochwasserereignis (z.B. HW1940 oder August 2010) kann der Grundwasserspiegel in einigen Teilen der Untermühle auf unter 1 m u. GOK ansteigen. Südwestlich der Untermühle im Bereich der Heppstraße wurden sogar Flurabstände unter 0,5 m u. GOK gemessen. Vor allem nach Starkregenereignissen ist im Bereich der Untermühle ein schneller Anstieg des Grundwasserspiegels zu beobachten, da der Grundwasserstand sehr oberflächennah ansteht.
Die Grundwasserstände im Dezember 2023 lagen noch unter den Höchstwerten vergangener Ereignisse. Ein Anstieg des Grundwassers durch langanhaltende Regenereignisse auf vergleichbar hohe Werte oder auch höhere Werte im Fall von extremen Wetterlagen ist damit möglich. Sofern unterirdische Bauteile nicht gegenüber Grundwasser abgedichtet sind (z.B. durch eine Weiße Wanne), kann es auf Grund der oben dargestellten Grundwasserverhältnissen dann zu Vernässungsschäden kommen. DieAbdichtung unterirdischer Gebäudeteile gegenüber drückendem Wasser obliegt dem Bauherren.
Pumpen werden nicht mehr benötigt
Die vergangenen Sommer abgebauten Pumpen waren nur temporär während der Baumaßnahme am Nord-West-Sammelkanal eingesetzt. Es gibt keine Planungen, erneut Pumpen zu installieren, da die Baumaßnahme zwischenzeitlich abgeschlossen ist. Mit Abschluss der Sanierungsarbeiten am Nord-West-Sammelkanal entfiel für die Münchner Stadtentwässerung die Notwendigkeit aus der Baumaßnahme, die Pumpen zu betreiben. Die durchgeführten Maßnahmen übernehmen nun die Aufgabe der Pumpen und der Nord-West-Sammelkanal wird ausreichend über- und unterströmt, sodass keine wesentliche Beeinflussung der natürlichen Grundwasserverhältnisse mehr vorliegt. Der Erfolg der Maßnahme wurde durch die TU München bestätigt.
Pegelstände sind hier abzulesen
Das Bereitstellen der Daten über den Sensormanager Terra Transfer wurde von der Münchner Stadtentwässerung eingerichtet. Die Daten der letzten Jahre waren zu jedem Zeitpunkt und sind weiter unter der gleichen Webadresse verfügbar:
http://www.sensormanager.net/mse-geotechnik_front/?username=Buergerportal& password=Buergerportal
Weiterhin übermittelt das RKU (RKU-I-3) die aktuell gemessenen Grundwasserstände (14-tägige Messungen) ausgewählter Messstellen in Feldmoching regelmäßig dem Bezirksausschuss 24. Darüber hinaus werden diese Messergebnisse auch für die Bevölkerung im GeoPortal online gestellt. Die Daten können hier und hier abgerufen werden.
Der Grundwasserstand seit den 1970er-Jahren
Der natürliche Grundwasserschwankungsbereich im Bereich der Untermühle liegt bei 1,5 bis 3 m. Höchststände stellen das HW1940 Ereignis sowie die Wasserstände der Jahre 1999-2002, 2010, 2013, 2021 und 2023 dar. Die Messungen vom 8. August 2010 stellen für einige Messstellen die höchsten Werte der kompletten Messreihe dar. Dabei wurden im Bereich Grashofstr. und des Eisenhüttenwegs teilweise die HW1940-Werte überschritten. Die Überschreitung liegt aber noch im Bereich des Sicherheitszuschlags für den HW1940-Wert von 30 cm. Bei einem Hochwasserereignis (z.B. HW1940 oder August 2010) kann der Grundwasserspiegel in einigen Teilen der Untermühle auf unter 1 m u. GOK ansteigen. Südwestlich der Untermühle im Bereich der Heppstr. wurden sogar Flurabstände unter 0,5 m u. GOK gemessen. Niedrigwasserstände wurden vor allem in den Jahren 1991 bis 1994 und im Jahr 2022 erreicht. Dabei senkte sich der Grundwasserstand auf einen Flurabstand von 2,70 bis 4,20 m u. GOK ab. Bei Mittelwasserverhältnissen bewegt sich der Grundwasserspiegel in der Untermühle im Bereich von etwa 1,5 bis 3 m unter der Geländeoberkante. Die statistischen Auswertungen der Grundwasserstände zeigen für die letzten 10 Jahre einen fallenden Trend bei der Grundwasserstandsentwicklung in der Untermühle an. Dabei ist der Grundwasserspiegel tendenziell um 1,2 bis 5,7 cm im Jahr gesunken. Durch die trockenen Jahre 2018-2020 und 2022 waren die Grundwasserstände, wie im gesamten Stadtgebiet, deutlich niedriger als normal. Der fallende Grundwasserspiegel liegt im Rahmen der stadtweiten Entwicklung und ist auf die verminderte Grundwasserneubildung der letzten 15 Jahre zurückzuführen.“