Im Gegensatz zu den überlieferten Werdegängen der meisten anderen Feldmochinger Bauernhöfe war der alte Hof der Familie Frankl im Ortszentrum mit dem Hofnamen „Frankl“, „Fränkl“ oder „Franklin“ als ein „Freihof“ ohne das Obereigentum eines Grundherrn etwas Besonderes.
Der Name des ehemaligen Halbhofs (1/2 Hof) „Franklin“ findet sich in einer Auflistung der Feldmochinger Gemeindeverwaltung vom 14. März 1852 zu Haus Nr. 69 der Bäuerin Frankl Magdalena (siehe Feldmoching-Buch von V. Laturell, Seite 356).
Die Familie Frankl führte den „Freihof“ unter ihrem Namen nachweislich ununterbrochen seit 1649 – heuer sind das also genau 362 Jahre. (Zur Erinnerung: 1648 endete der Dreißigjährige Krieg mit dem Friedensschluss von Münster und Osnabrück, unter dessen Lasten auch Feldmoching und München zu leiden hatten.)
Eine „Conscription deren Unterthanen, mit Anzeig des bisherigen Hof-Fuß, dann Steuer- und Fourage-Belegung so anderes“ (von der Hofmarch Feldmoching, zu der Churfürstlichen Verwaltung Schleißheim gehörig, Churfürstl. Landgericht Dachau vom 9. October ao. 1752) aus dem Hauptstaatsarchiv listet insgesamt 92 Höfe auf. Darunter sechs „Gantze Höf“, sieben „Dreyviertel Höf“, 16 „Halbe Höf“, 14 „Viertel Höf“ und 49 „Achtl Höf“. Unter den hier aufgeführten Höfen sind nur zehn Freihöfe vermerkt, nämlich unter den Halbhöfen der Hof des Nicolaus Fränckhl und der des Philipp Angermayr, unter den Viertelhöfen zwei und unter den Achtelhöfen sechs Freihöfe. Alle anderen Höfe standen Jahrhunderte lang bis zur Bauernbefreiung in Bayern gegen Mitte des 19. Jahrhunderts als Lehen unter dem Obereigentum von Adeligen (unter anderem des Kurfürsten), hohen Beamten und Bürgern, Kirchen sowie Klöstern.
Der Frankl-Hof war dagegen von einer Grundherrschaft nachweisbar seit 1641 frei. Damit war der Hof frei von vielen drückenden Lasten wie der Zahlung von etwa 5 % des Hofwerts zur Übernahme, dem jährlichen Gilt und Stiftsgeld, dem jährlichen Zehent und weiteren „Küchenleistungen“ wie der Abgabe von Getreide oder Brot, Feldfrüchten wie Kraut und Rüben sowie Erzeugnissen aus der Viehhaltung wie Eier. Seine Besitzer waren frei von Frondiensten wie Spann-, Feld- und Jagddiensten sowie von der sogar häufig mit dem Lehen verbundenen geringen Gerichtsbarkeit.
Zu all diesen Lasten an den Grundherrn kamen übrigens für alle die Landessteuern, unkalkulierbare Kosten für Einquartierungen eigener oder fremder Soldaten und Scharwerkdienste für die Gemeinde. Unwetter, Dürren und Nässe sowie Pflanzenkrankheiten und Viehseuchen machten den Bauern zusätzlich das karge Leben schwer.
Vor 1649 hatte der Frankl-Hof verschiedene Grundherrschaften
Über die Grundherrschaften auf dem Frankl-Hof vor 1649 gibt es einige vage Auskünfte, die die Heimatforscher Mooseder und Schmidhuber herausfanden. Zuerst erscheint ein Name Pankraz Fridl, der an (Ritter) Heidenreich von Werlböch (Mörlbach?) verkaufte. Dieser wiederum verkaufte seine Eigenhube 1349 an den Dachauer Bürger Heinrich Scheissenteufel. Die beiden verstorbenen Heimatforscher vermuten zudem, dass der Bürger Schweindl von München auch eine gewisse Zeit Grundherr des Hofs war.
Nur zur Erinnerung aus dem Geschichtsunterricht: 1349 teilen sich nach dem Tod Kaisers Ludwigs IV., „des Baiern“, zwei Jahre zuvor bei einem Jagdunfall in Puch bei Fürstenfeldbruck (im Oktober 1347) die sechs Wittelsbacher Herzöge das zu der Zeit sehr große Bayern nach dem Landshuter Vertrag in sechs Territorien. Somit lebten unsere Vorfahren damals in einem spätmittelalterlichen Teilherzogtum der Wittelsbacher.
Die lange Auflistung der vermutlich noch im Lehen einer Obrigkeit gestandenen Bauern auf dem späteren Frankl-Hof beginnt mit einem Haintz Huber im Jahr 1468, also vor stolzen 543 Jahren, gefolgt von dessen Sohn Hans Huber. 1517 geht der Besitz auf einen Thomas Angermaier über und verbleibt in weiterer Folge von Jörg, Georg bis zu Stephan Angermaier in dieser Familie. Bis ins Jahr 1649.
1649 beginnt die 362-jährige Geschichte der Frankls
Am 17. Februar 1649 erwirbt Hans Fränkhl den unverpfändeten Hof. (Womöglich hat er eingeheiratet.) Der Dreißigjährige Krieg (1618 – 1648) war gerade erst vor wenigen Monaten beendet worden. Das Schwedenheer unter König Gustav Adolf hatte in der Zeit des Krieges auch Feldmoching heimgesucht. Allein 1632 musste der damalige Pfarrer Kolberer in Feldmoching 184 Tote begraben – die Bauern hatten todesmutig ihren Besitz vor Plünderung und Brandschatzung verteidigt. Auch ein Michael Frankl starb im tapferen Widerstand gegen die Schweden, seine Sölde wurde durch Brand vernichtet (siehe das Feldmoching-Buch von Volker Laturell, Seite 83).
Zurück zu Hans Fränkhl. Der verstarb bereits ein Jahr später. Er hinterließ seine Witwe Barbara, geb. Amann mit fünf Kindern im Alter zwischen 4 und 12 Jahren. Den Betrieb führte nun zehn weitere Jahre der Bruder der Witwe, dem die Kindsvormünder zum Dank und als Entschädigung nach dem Tod der Mutter Barbara die Hälfte des Eigenhofs übertrugen.
1671 übernahm der Älteste der fünf Kinder, Benedikt Fränkl, den Hof, dessen Wert auf 300 fl. geschätzt wurde mit fünf Rössern, zwei Fohlen, fünf Kühen und vier Schafen. Der Hof war verschuldet. (Eine weitere Aufzeichnung vermerkt, dass am 27. Januar 1685 ein Bartholomäus Frankl daheim verstarb an den Folgen seiner Teilnahme an den Kämpfen gegen die osmanischen Truppen vor Wien im Gefolge des „Blauen Kurfürsten“ Max Emanuel.)
1695 verstarben Benedikt und Ursula Fränkl (Frankl). Sie hinterließen sechs Kinder, von denen der Hans am 5. Januar 1696 die Agathe Lang von Gern (mit einer Mitgift von 400 fl.) heiratete und den Hof übernahm. Nach dem Tod der Agatha Fränkl im Jahr 1723 übergab Witwer Hans Fränkl 1726 den Hof im Wert von 900 fl. an seinen Sohn Nikolaus und dessen Frau Therese, geb. Stöckinger aus Unterschleißheim.
Von tapferen Witwen und „Eisbären“ in Feldmoching
Nach dem Tod des Nikolaus Fränkl heiratete dessen Sohn Martin 1760 eine Anna Maria Huber und übernahm den Hof, der allerdings ja nur zu ½ Eigen war.
1805 übergab die Witwe Maria Franklin den Hof an ihren jüngsten Sohn Michael, weil der eigentliche (ältere) Hoferbe für eine Betriebsführung zu krank war. 1812 wird der Fränkl-Hof Nr. 69 des Michael Frankl mit 98,90 Tgw., mit 9,25 Tgw. in Moosach und mit 29,29 Tgw. Gemeindegrund beziffert. Am 12. Juni 1820 heiratete Michael die Magdalena Hauser aus Feldmoching. Nach deren Tod am 3. November 1825 heiratete er in zweiter Ehe Magdalena Huss, eine Wirtstochter aus Unterschleißheim. Michael Frankl verstarb am 18. Juni 1839 im Krankenhaus. Nun bewirtschaftete seine Witwe Magdalena den Hof allein, bis sie ihn am 27. Juli 1861 an den Sohn Peter übergab. Angegebener Übergabewert: 14.000 fl., Wohnhaus mit Stallungen, Getreidestadl, Backhäusl, zwei Torfhütten, Wagenremise mit gewölbtem Keller, Brunnen und Hofraum, Grundbesitz 134,54 Tgw.
Der 35-jährige Hofbesitzer Peter heiratete am 17. Oktober 1863 die Wagnerstocher Anna Wickelmayr aus Feldmoching. Beide stockten den Hof bis 1875 auf 175,65 Tgw. auf. Der Stadl mit einem großen Gewölbekeller wurde 1873 neu erbaut. Anna starb am 31. Januar 1875. Sie hinterließ ihrem Mann drei Söhne: Joseph, Peter und Anton. Der jüngste Sohn Anton (*18.7.1869, +10.7.1949) heiratete am 5. Juni 1900 die Anna Eichmeier, mit der er sieben Kinder bekam. Die Feldmochinger Bauerskollegen nannten Anton Frankl damals den „Eiskini“ oder auch den „Eisbären“, weil er nicht nur ein aktiver Eisfahrer war, sondern bei seiner schweren und eiskalten Arbeit im Winter eine erstaunliche Widerstands- und Durchhaltekraft zeigte.
Die letzten 70 Jahre des Frankl-Hofs
Sohn Peter (*6.2.1905) heiratete am 3. Juni 1936 die am 28. Juli 1910 geborene Bauerstochter Regina, geb. Brandmair aus Westendorf bei Heimhausen. Aus dieser Ehe gingen zwischen 1937 und 1945 acht Kinder hervor – sieben Buben und ein Mädchen namens Anna. Die Buben hießen: Peter, Anton, Martin (+ noch im Geburtsjahr), Martin, Paul (+ noch im Geburtsjahr), Josef und Ruppert. In den großen, schwarzen Stein des Familiengrabs der Frankl auf dem Feldmochinger Kirchenfriedhof sind die Sterbedaten von Peter Frankl (19.9.1988) und Regina Frankl (18.10.1999) eingeschlagen. Der alte Peter Frankl ist heute noch vielen älteren Feldmochingern als der letzte „Eisbauer“ von Feldmoching in Erinnerung. Er lieferte seine letzte Eisfuhre 1951 an den Gastwirt Schlegel vom „Scharfen Eck“ (siehe Lokal-Anzeiger vom 19. 11. 2005 und 2. 12. 2005).
Von der Landwirtschaft zur gewerblichen Nutzung
Der Frankl-Hof war in der Vergangenheit ein großer, stolzer Hof gewesen, der in der Spitze fast bis zu 200 Tgw. umfasste. Die Hofstelle im Altdorf bestand aus dem nun zum Abriss bestimmten Wohnhaus, woran sich gleich die Stallungen für die vier Pferde und die Kühe anschlossen. Längs der Westseite, zum Gottesackerweg hin, war eine große Wagenremise mit Gewölbekeller, zur Südseite hin gab’s eine große, rund 35 m lange Scheune für die Erntevorräte und einen weit ausgelegten Hofplatz. Der Gewölbekeller war nach dem Ende seiner landwirtschaftlichen Nutzung schon mal als ein Weinkeller im Gespräch, doch der benachbarte Wirt war daran nicht sonderlich interessiert. Inmitten des Hofs stand auf einem Baumstamm ein großes Taubenhaus. Die Hofzufahrt ging über die Feldmochinger Str. Diese öffentliche Zufahrtsstraße schwenkte zwischen der Schmiede und dem Wohnhaus am Frankl-Hof rechts ab zur heutigen Hammerschmiedstr. mit weiterem Verlauf zum Gottesackerweg.
Hauptanbaufrüchte waren Kartoffeln, Hafer, Gerste, Weizen und Futterpflanzen wie Futterrüben für die Kühe. Mais kam erst später dazu. Die schon damals in München begehrten Kartoffeln aus Feldmoching wurden in der Stadt verkauft, das heißt man schaffte sie mit einem eigenen Fuhrwerk nach München und trug sie dort sackweise in die privaten Keller und Wohnungen – eine harte Arbeit! Später kam als guter Abnehmer die Verarbeitungsfirma Pfanni dazu. Schon 1953 ersetzte ein neu angeschaffter, aus England importierter Bulldog namens Ferguson (schon mit Gerätehydraulik!) die Pferde.
Mit der Flurbereinigung der Feldmochinger Gemarkung Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre änderte sich einiges. Einige im Ortskern räumlich beengte Betriebe siedelten aus, so auch der Frankl-Hof. 1970 heiratete der zum Hoferben bestimmte Martin seine Frau Betty, geborene Kupfer aus Feldmoching, und begann die Bewirtschaftung des neuen Aussiedlerhofs am Eishüttenweg. Nun aber nicht mehr mit Milchkühen, sondern mit einer Bullenmast und mit einer modernen Geräteausstattung für eine produktive Ackerwirtschaft.
Der alte Frankl-Hof verblieb zwar in Familienbesitz, er wurde jedoch nach dem Auszug der Landwirtschaft für eine gewerbliche Nutzung umgebaut. Der Grundriss des ehemaligen Frankl-Hofs ist aber auch heute noch am neuen Gebäudebestand erkennbar.
Ein herzliches Vergelt `s Gott denjenige, die Informationen beisteuerten, Peter Frankl, Hans Theimer vom Kulturhistorischen Verein und Weiteren.