Seit 2003 wallfahren die Feldmochinger und mittlerweile der gesamte Pfarrverband Pacem, damit zumindest ein Bus voll wird, am 30. April nach Andechs. Damit gehören sie zu den jüngeren der rund 130 Wallfahrtsgruppen aus Oberbayern und dem schwäbischen Bayern, die alljährlich zum Heiligen Berg ziehen. 2003 und dann erst die 19. Wallfahrt? Nun ja, Sie erinnern sich, da war doch was, was mit „C“ begann. Umso mehr freuten sich Organisatoren und Teilnehmer der diesjährigen Wallfahrt, dass es Petrus mit ihnen gut meinte und prächtigstes Reisewetter schickte. So ließen sie es sich nach der feierlichen Messe in der arg kühlen Wallfahrtskirche, im besten Wallfahrersinne gut gehen und nahmen im sonnig-warmen Biergarten Platz, um auch den Körper zu laben.
Die frühere Bedeutung des Klosters Andechs in der Wallfahrtsgeschichte Feldmochings rückte erst 2003 wieder ins Bewusstsein, als sich der Kulturhistorische Verein für seine zweite „Feldmoching-Ausstellung“ im April 2003 als besonderes Exponat aus dem Wachsgewölbe der Andechser Wallfahrtskirche eine der zwei dort verwahrten Feldmochinger Votivkerzen auslieh. Nachdem man diese in St. Peter und Paul wieder verabschiedet hatte, wurde sie, mit einem neuen Fuß aus Eisen versehen, am 30. April nach einer Prozession auf den Heiligen Berg und einem Gottesdienst mit dem damaligen Feldmochinger Pfarrer Huber wieder auf ihren Platz im Wachsgewölbe der dem hl. Nikolaus und der hl. Elisabeth geweihten Wallfahrtskirche zurückgestellt. Auf der Heimfahrt kam im Bus die Idee auf, die alte Feldmochinger Wallfahrtstradition nach Andechs aufleben zu lassen, und zwar alljährlich am 30. April.
Feldmochings neue alte Wallfahrt nach Andechs
Die Anfänge der Feldmochinger Wallfahrt reichen jedoch mindestens 300 Jahre zurück. Denn die ältere der beiden im Wachsgewölbe der Andechser Wallfahrtskirche verwahrten Feldmochinger Votivkerzen trägt die Jahreszahl 1717. Und vermutlich sind die Feldmochinger auch davor schon den weiten, beschwerlichen Pilgerweg gegangen – vielleicht marschierten sie wie noch heute die Obermenzinger nachts, vielleicht fuhr der ein oder andere Bauer auch mit einem Pferdegespann.
Als dann Maria Eich als Wallfahrtsort in Mode kam, der praktischerweise viel näher bei Feldmoching liegt und in der existenzbedrohenden Not 1822 den Feldmochingern auch offensichtlich half, werden die Altvorderen wohl die Wallfahrt nach Andechs zugunsten von Maria Eich aufgegeben haben. Schließlich war es früher nicht ungewöhnlich, dass die Menschen Wallfahrts- oder Pilgerorte wechselten – so ist bis in das 16. Jahrhundert nachweisbar, dass man von Feldmoching nach Grafrath wallfahrtete.
Heuer kam die Votivkerze von 1717 zum Einsatz
Jedenfalls startete der voll besetzte Bus am vergangenen Dienstag pünktlich vom Gottesackerweg in Richtung Andechs und weil Kirchenmusiker Carl Seebode und ein Teil des Chors von St. Agnes und der Chorgemeinschaft Fasanerie-Feldmoching an Bord waren, verkürzte man sich unterwegs die Zeit auf der Autobahn mit einem Kanon. Auf dem Parkplatz in Andechs angekommen, sortierten sich die Wallfahrer, nahmen Aufstellung, vorneweg das Kreuz, dann die Wallfahrerkerze sowie die beiden Fahnenabordnungen – vom Kulturhistorischen Verein wie vom Heimat- und Kameradschaftsverein Fasanerie-Nord –, und zogen langsam betend und immer wieder verschnaufend, zum Berg hinauf. Vor der Kirche erwartete sie unter dem Geläut der Kirchenglocken bereits der mittlerweile den meisten bekannte Wallfahrtskurator Frater Leonhard, einer von nur noch vier Benediktinern in Andechs, mit dem Weihwasserkessel. Er hatte heuer für den Gottesdienst die Feldmochinger Votivkerze von 1717 mit dem Bildnis des hl. Petrus mit dem Schlüssel in der prächtigen Darstellung eines Bischofs und der Unterschrift „Pfarr. Moching“ seitlich vor den prächtig-goldenen Marienaltar gestellt.
Zum Abschluss der Messe noch ein Biergartengebet
Schön, dass sich Pfarrer Martin Schubert trotz der Umbrüche im Pfarrverband Pacem und trotz des Personalnotstands die Zeit genommen hatte und nach Andechs gefahren war, um die hl. Messe zu zelebrieren. Sogar eine Ministrantin hatte er mitgebracht. Dazu noch die musikalische Untermalung durch den Kirchenchor, der drei Marienlieder sang, sowie Kirchenmusiker Carl Seebode, dem es vernehmlich Spaß bereitete, die dreimanualige Orgel zu spielen – und das mit einer durch einen Bienenstich angeschwollenen Hand –, kein Wunder, dass manch anderer Besucher länger im Gotteshaus verweilte und dem Gottesdienst folgte.
In seiner Predigt ging Pfarrer Schubert darauf ein, dass bei einer Wallfahrt das Ziel das wichtige sei, das man nicht aus dem Auge verlieren dürfe. In diesem Sinne sei auch die Feldmochinger Busfahrt nach Andechs eine Wallfahrt, da sie auf das Ziel Andechs hin gerichtet sei. Wichtig sei bei einer Wallfahrt die Sehnsucht auf den Sinnhorizont des eigenen Lebens, die Sehnsucht nach Glück, nach Vervollkommnung in Gott und jede Wallfahrt bringe ein Stück Gewissheit mehr.
Ehe er die Gläubigen dann zum ebenso wichtigen Teil der Wallfahrt, der gemeinschaftlichen Stärkung in der Gastwirtschaft nebenan, mit dem Segen entließ, sprach er noch passend ein Biergartengebet, in dem er Gott dankte, dass noch keine Wespe im Bierglas gelandet sei, dass am Nachbartisch keine nervtötenden Gäste mit durchdringendem Organ sitzen, dass der Kinderspielplatz, der den Kleinen so viel Freude bereite, ein wenig abseits liege, dass man durch die Selbstbedienung auch auf keine Kellnerin warten müsse … Es sind doch immer die kleinen Dinge, die uns freuen! Die Wallfahrer jedenfalls freuten sich an diesem Tag über das prächtige Wetter und den rundum schönen Nachmittag konnten dann auch die Staus vor dem Aubinger und dem Allacher Tunnel nicht trüben.
Den Veranstaltern ein herzliches Vergelt`s Gott für die wieder einwandfreie Organisation der Andechs-Wallfahrt 2024!