Der Würmkanal im Feldmochinger Teil zeigt sich in den nun weniger stark oder gar nicht mehr von den überständigen alten Hybridpappeln beschatteten Abschnitten von einer bisher völlig ungewohnten Seite. Auf seinem wogenden Fließwasser meint der Betrachter kleine weiße Blütenwölkchen wahrzunehmen. Es lohnt sich, einmal etwas genauer hinzuschauen.
Es war zu erwarten gewesen, dass nach der Fällung (bzw. zur Zeit noch Teilfällung) der großen, rund 60 Jahre und älteren Hybridpappeln direkt am nördlichen Kanalufer der bis dato weitgehend Flora-arme Würmkanal mit seinem kiesigen Grund sein Aussehen verändern würde. In den mittlerweile freigeräumten Abschnitten ist dies bereits geschehen, vielleicht sogar schneller, als es sich Fachleute erhofft hatten. Wenn man sich einmal auf eine der infrage kommenden Kanalbrücken stellt, etwa am Grashofweg, der von der Grashofstr. kommend hinter dem Kanal in die weite Feldflur führt, dann kann man sehr gut und übersichtlich sehen, was sich im Kanal so erfreulich positiv verändert hat.
In der glasklaren und gut strömenden Flut wiegen sich nun grüne Wasserpflanzen, man bestimmt diese vorerst einmal mit dem einfachen Begriff Seegras. Nun, so ein einfaches Seegras sehen wir im Kanal nicht oder weniger. Auffällig sind zuerst einmal lange flutende grüne Wasserpflanzen, die sich im starken Fließwasser je nach Wellengang bewegen. Diese Pflanzen können (laut Wikipedia) eine Länge bis zu 6 m erreichen!
Der Flutende Wasserhahnenfuß belebt den Würmkanal
Es handelt sich bei diesen auffälligen Wasserpflanzen um den Flutenden Wasserhahnenfuß (oder auch nur Flutenden Hahnenfuß genannt), der den wissenschaftlichen Namen Ranunculus fluitans trägt. Dieser Wasserhahnenfuß lebt und wächst – häufig auch recht üppig, wie bereits in Teilabschnitten des Würmkanals zu besichtigen ist – in praktisch allen sauberen, kühlen und sauerstoffreichen, möglichst schnell strömenden Flüssen und Bächen in ganz Europa. Obwohl diese Wasserpflanze gewisse Ansprüche stellt, ist sie offenbar nicht gefährdet.
Das Besondere an diesem Wasserhahnenfuß sind die weißen „Blütenwölkchen“, die gewöhnlich in der warmen Sommerzeit zwischen Juni und August erscheinen und die Wasseroberflächen optisch mit zahllosen kleineren Inselformen schmücken. Heuer begann die Hahnenfußblüte im Kanal bereits ab Mitte Mai. Ob dies der voranschreitenden Klimaveränderung mit zu beobachtenden früher beginnenden Vegetationen geschuldet ist, kann an dieser Stelle nicht beantwortet werden. Die massenhaften kleinen weißen Blüten ragen, auf einem kleinen Stängel sitzend, aus dem Wasser. Nur unter diesen Umständen ist dann auch deren Bestäubung möglich. Würden die kleinen Blüten mit dem Hahnenfußkraut in das Wasser gezogen werden, könnte hingegen keine Bestäubung stattfinden.
Die Fische profitieren von den Wasserpflanzen
Die Fische und die gesamte Wasserfauna profitieren von dem veränderten Lebensraum. Das Wasser wird mit mehr Sauerstoff angereichert, gebildet durch die Photosynthese der Grünpflanzen. An und unter den Grünpflanzen finden die Fische reichlich Kleintiere (etwa kleine Krebse, Larven und Würmer) als wertvolle Nahrungsgrundlage. Zudem bietet der üppige grüne Florabewuchs den Fischen einen guten Unterstand und Deckung bzw. Schutz.
Es wird spannend sein, in der weiteren Zeit zu beobachten, wie sich der Wasserhahnenfuß im Würmkanal fortentwickeln wird. Ebenso wird es spannend sein zu sehen, ob sich diesem vermutlich dichter werdenden „Krautbewuchs“ weitere Wasserpflanzenarten hinzugesellen werden bzw. können.
Nicht zu vernachlässigen die hoffnungsvolle Erwartung, dass sich der bisher eher mäßige Fischbesatz im Würmkanal bezüglich Vielfalt und Dichte künftig spürbar verbessern könnte. Die Flussfischer werden diesen Gesichtspunkt gewiss besonders genau im Auge behalten. Reinhard Krohn
Ergänzung von Robert Rossa, dem Geschäftsführer des Vereins Dachauer Moos: Das Blütenmeer im Würmkanal zeigt tatsächlich auch die Absicht, die hinter unseren „Libellenfenstern“ steckt. Dort wo abschnittsweise die Gehölze entfernt werden, wie z. B. am Kalterbach, entwickelt sich eine Unterwasserflora. An Pflanzen, wie die Berle, die auch oberhalb der Wasseroberfläche wachsen, legen Libellen ihre Eier ab. Lebensraumvielfalt, sei es in der Landschaft, aber auch an den Gewässer ist wichtig!