Die Siedlung „Neu-Hasenbergl“ liegt zwischen der Ittlinger-, Weitl-, Rainfarn- und der Leisewitzstr. Das Gebiet, das damals zur Gemarkung Feldmoching gehörte, war zunächst militärisch, dann landwirtschaftlich genutzt worden.
Im 2. Weltkrieg lag hier die Flakstellung 4/457 „Am Hasenbergl“. Da die Grundstückspreise in der Gegend günstig waren – 1957 zahlte man für den Quadratmeter 10 DM, an der Herbergstr. übrigens rund 6,50 und in der Hochlandstr. 8,50 DM pro m2 –, entschlossen sich einige Wohnungssuchende, von denen es im München der Nachkriegszeit viele gab, in die Hände zu spucken, anzupacken und mit viel Fleiß und Eigenarbeit Ein- oder Mehrfamilienhäuser zu errichten. Bis 1961 entstanden so 81 Wohngebäude.
Für die Ausstellung hat Klaus Mai Zeitzeugen interviewt und die Geschichte einiger „Neu-Hasenbergler“ exemplarisch nachgezeichnet. Alle waren damals jung, meist frisch verheiratet, wohnten bisweilen schon im Norden Münchens wie Familie Kaindl in der Lerchenau oder Familie Eder in Feldmoching. Sie alle hatten durch Mund-zu-Mund-Propaganda, oft an der Arbeitsstelle, gehört, dass in dem Gebiet günstig Bauland verkauft wurde. Schnell wurde man sich mit den Maklern Grünwald oder Kesselring einig, über die der Verkauf lief. Rasch ging auch die Verbriefung über die Bühne, und der Bauplan wurde oft innerhalb von drei Wochen genehmigt (wenn man nicht schon vorher loslegte).
Man organisierte gemeinsam den Bagger zum Aushub, man bestellte zu mehreren Ziegelsteine. Gebaut wurde dann mit eigener Hände Kraft abends nach Feierabend, im Urlaub, am Wochenende; bisweilen kam auch Verwandtschaft auf die Baustelle und legten ebenfalls mit Hand an.
Auf den Fotos dieser Zeit sind auch im wahrsten Sinn des Wortes zupackende Frauen zu sehen: Die Haare unter einem Kopftuch versteckt, heben sie mit einem Spaten Erdreich aus, sie fahren dicke Quadersteine im Schubkarren, „füttern“ die Betonmischtrommel oder laden Dachziegel vom LKW ab. Denn damals war es nicht üblich, dass ein LKW-Fahrer seine Ladung ablud, einen Kran am LKW gab’s natürlich auch noch nicht und der Mann war „bei der Arbeit“.
Die Entstehungsgeschichte des Siedlervereins „Neu-Hasenbergl“
Die Siedlervereinigung „Neu-Hasenbergl“ wurde am 22. September 1961 in der Gaststatte „Schleißheimer Alm“ an der Ecke Schleißheimer-/Gundermannstr. gegründet. Der Name „Neu-Hasenbergl“ entstand in Abgrenzung zum Siedlerverein SV Hasenbergl, den die Bewohner der „Selbsthilfesiedlung Hasenbergl“ schon aus der Taufe gehoben hatten. Diese Siedlung war von kurz zuvor, von 1952 bis 1955, zwischen der Schleißheimer-, Weitl-, Reschreiter- und der Dülferstr. entstanden und umfasste 104 Häuschen.
Eigentlich wollten die Neu-Hasenbergler ja einen einzigen großen Verein haben, der die Siedlervereine der Lerchenau, des Harthofs, Hasenbergls und Feldmochings umfassen sollte. Doch es zeigte sich, dass die Interessenslagen in den Vierteln unterschiedlich waren. „Neu-Hasenbergl“ etwa war erst im Entstehen, das Siedlungsgebiet lag ab 1959 am Rande der „Großwohnanlage Hasenbergl“ und später, mit Bau des „Hasenbergl Süd“ ab 1963, mitten dazwischen. Das brachte eigene Probleme mit sich. Die Idee eines großen Siedlervereins wurde fallen gelassen.
Der Neu-Hasenbergler Siedlerverein schaffte in der Folge nicht nur Gemeinschaftsgerät wie Obstspritzen, Düngelanze, Ausziehleiter und elektrische Heckenscheren an, die für einen einzelnen zu teuer waren. Man bot nicht nur Baumschneidekurse an und die Möglichkeit, gemeinsam etwa Torfballen, Kompostbehälter oder Kunststoff-Mülltonnen zu bestellen. Der Verein machte auch Kommunalpolitik. Er musste sich mit Verkehrswegeplänen, bei denen Siedler Grundstücksteile hätten abtreten müssen, auseinander setzen, und mit teils abstrusen Bebauungsplänen, etwa mit der geplanten Errichtung einer Total-Tankstelle samt Werkstatt an der Ittlingerstr. (1964) oder mit der Idee eines neuapostolischen Gebetshauses und eines Sammelheizkraftwerks hinter der Rainfarnstr.(1965). Auch im Kampf gegen die Buslinie 184 in den 1990er Jahren stand man fest zusammen.