Igel spüren das Ende des Herbstes auf ihre eigene Weise: Die kürzer werdenden Tage, der Rückgang der Temperatur und der sich verändernde Luftdruck sind für den Igel deutliche Zeichen dafür, sich auf die Suche nach einem geeigneten Ort für den Winterschlaf zu machen. Ist dieser gefunden, können gesunde Tiere bis zu einem halben Jahr ohne Nahrung auskommen, je nachdem, wie dick ihr Fettpolster ist. Die Körpertemperatur sinkt dann von ca. 35 Grad auf 6 Grad ab. In dieser Zeit verlieren sie 20 bis 30 Prozent ihres Körpergewichtes.
„Der Igel ist ein Wildtier und bestens an das Überwintern im Freien angepasst. Gesunde und kräftige Tiere gehören auf keinen Fall ins Haus!“ erläutert Martin Hänsel, Leiter für Biodiversität und Stadtklima beim BUND Naturschutz in München (BN). „Einfacher als beim Schutz der Igel können Eltern ihren Kindern kaum spannende Naturerlebnisse bieten. Bereits ein großer Laubhaufen erleichtert den Tieren das Überwintern. Der Igel ist in Grünanlagen und Gärten recht häufig, kaum scheu und lässt sich leicht in der Dämmerung beobachten. Dabei gilt: Anschauen – Ja! Anfassen – Nein!“ so Hänsel weiter.
Igelschutz in Parks und Gärten
Egal ob öffentliche Parkanlage, Wohnanlage oder Privatgarten: Mit wenigen einfachen Mitteln kann jeder den Igeln helfen, sicher durch den Winter zu kommen. Ein großer trockener Laubhaufen in einer windstillen, ruhigen Ecke, beispielsweise unter einer dichten Hecke, bietet den Tieren ein sicheres Quartier. Auch schräg gegen Mauern gelehnte Bretter über einer dicken Laubpackung können als Ersatz dienen. Zusätzlich gibt es im Fachhandel spezielle „Igelhäuser“ zu kaufen.
Igel zählen zu den besonders geschützten Tierarten. Gesunde Tiere dürfen keinesfalls zum Überwintern mit nach Hause genommen werden. Igel sind Wildtiere und überstehen den Winter im Freien normalerweise gut. Verletzte Igel, verwaiste Igelsäuglinge, die Ohren und Augen verschlossen haben und die tagsüber nicht in ihrem Nest sind, herumirrende Igel nach Wintereinbruch und Igel, die weniger als 450 Gramm wiegen, bedürfen jedoch menschlicher Hilfe.
Hänsel gibt Tipps zum richtigen Umgang mit Igeln: „Der Igel sollte als Erstes vorsichtig auf Verletzungen untersucht werden. Unterkühlte Tiere, deren Bauchseite kälter ist als die eigene Handinnenfläche, kann man auf eine mit einem Frottierhandtuch umwickelte Wärmflasche in einem zugedeckten Karton setzen. Wenn möglich sollte der Igel auch von Fliegeneiern und Maden, Flöhen und Zecken befreit werden. Bei starkem Befall mit Zecken oder wenn sich Fliegeneier bzw. -maden auf dem Tier befinden, sollte ein Tierarzt aufgesucht werden. Gegen Flöhe können Tierärzte ebenfalls geeignete Mittel empfehlen.“
Auch beim Füttern gibt es einiges zu beachten: „Wer Igeln beim Endspurt in den Winterschlaf mit etwas Futter helfen will, trifft mit Katzenfeuchtfutter mit Huhn eine gute Wahl. Auch ungewürztes Rührei, tiefgefrorene Futtertiere und Futterkalk aus dem Zoogeschäft eignen sich. Igel bitte nicht mit Milch füttern, davon bekommen sie Durchfall, auch Obst ist ungeeignet. Fachkundige Hilfe bieten auch viele Tierärzte“ so Hänsel weiter.
Igel – ein Wildtier braucht die Stadt
Gut strukturierte, gemischte Wälder und Auen, strauchreiche Waldränder, Feldhecken und –gehölze, das sind die ursprünglichen Lebensräume unseres größten einheimischen Insektenfressers. Durch die Rodung von Feldgehölzen und mit der zunehmenden Verbreitung nahrungsarmer Fichtenforste wurde dem Igel jedoch ein wesentlicher Teil seines Lebensraumes beschnitten. Als Ersatzlebensraum hat der Igel die Stadt erobert. Hier gibt es Unterschlupf und Nahrung in einer Menge, mit der die verarmten und deckungslosen ursprünglichen Lebensräume nicht mithalten können. Mit der begonnenen Rückkehr zu natürlicheren Wäldern konnten sich rund um München z. T. wieder sehr abwechslungsreiche Waldbilder entwickeln. Ob die Münchner Igel die Wälder wieder zurückerobern, bleibt abzuwarten. Sicher ist aber, dass Igel flächendeckend in München vorkommen.
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