München muss sparen – 50 Mio. Euro, so hoch ist die Summe, die die Stadt im nächsten Jahr weniger ausgeben kann für soziale Teilhabe, Qualifizierungs- und Fördermaßnahmen, Beratung und soziales Miteinander. Für die sozialen Träger und zahlreichen Initiativen in München bedeutet das drastische Kürzungen bis hin zur drohenden Schließung von Einrichtungen. „Schon aus den vorhergehenden Jahren sind wir im Umgang mit finanziell knapperen Mitteln der öffentlichen Hand erfahren. Nach wie vor ist die Gesamtfinanzierung der sozialen Arbeit im Allgemeinen und der Betrieb unserer Einrichtungen schwierig“, informiert Stefan Fröba, Vorstand der Stiftung zusammen. tun (ehemals Diakonie Hasenbergl). Auch Einrichtungen der Stiftung im Münchner Norden sind von den Sparmaßnahmen betroffen.
So wurde die Projektfinanzierung für das erst im letzten Jahr eröffnete Väterberatungszentrum nicht verlängert. Es schließt zum Jahresende seine Pforten. Auch das Arbeitslosen-Zentrum München Nord steht vor einer Angebotsreduzierung bis hin zur drohenden Schließung. Denn: Fallen kommunale Förderungen weg, stehen auch dringend benötigte Ko-Finanzierungen auf der Kippe. „Wir müssen gemeinsam schauen, wie es uns in der Münchner Stadtgesellschaft gelingt, trotz der anstehenden Kürzungen wichtige Unterstützungsangebote für Menschen zu erhalten. Wir müssen prüfen, wie wir Infrastrukturkosten senken und auch wie wir ressortübergreifende Synergien nutzen können“, so Fröba.
Braucht es neben dem Jobcenter noch eine Einrichtung?
Das Arbeitslosen-Zentrum München Nord (ALO) ist eine kleine, seit 40 Jahren etablierte und für die Menschen insbesondere im Münchner Norden wichtige Einrichtung: „Vorrangiges Ziel ist die Integration in den Arbeitsmarkt, die Unterstützung bei der Arbeitsplatzsuche, dem Erstellen von Bewerbungsunterlagen, Abbau von Motivationseinbrüchen, Beratung über Fort- und Weiterbildung und die Klärung arbeitsrechtlicher Probleme sowie von rechtlichen Belangen (SGB II, SGB III, Arbeitsrecht) zur Existenzsicherung, damit eine Arbeitsintegration gelingen kann“, zählt Monika Funk auf. Die Sozialpädagogin leitet den Bereich Arbeitswelt und Jugendhilfe der Stiftung, zu dem das ALO und andere Einrichtungen zur Unterstützung und Qualifizierung von Langzeitarbeitslosen gehören.
44.647 Personen aus ganz München waren im Dezember 2024 arbeitslos gemeldet, in den Stadtteilen Hasenbergl – Feldmoching sowie Milbertshofen – Am Hart sind allein 10 %, 4.433 Menschen, davon betroffen. Warum es einen großen Bedarf an Beratungseinrichtungen wie dem ALO neben den Jobcentern gibt, macht Monika Funk deutlich: „Die hohen Fallzahlen in den Jobcentern lassen eine umfängliche Beratung und Unterstützungsleistung, die die Zielgruppe dringend benötigt, einfach nicht zu. Auch die digitalen Angebote der Jobcenter können unsere Klienten überwiegend nicht nutzen: Sie verfügen weder über digitale Endgeräte noch über das dafür nötige Know-how. Dazu kommen Sprachbarrieren, die Anträge sind im Behördendeutsch, sehr sachlich und formell verfasst, für Menschen insbesondere mit Sprachdefiziten eine meist unüberwindbare Hürde“.
Große sprachliche Defizite verhindern rasche Integration
Das Arbeitslosen-Zentrum München Nord ist daher seit 40 Jahren eine unverzichtbare Anlaufstelle für Menschen im Münchner Norden. 550 Menschen haben 2024 das Beratungsangebot des ALO an der Neuherbergstr. genutzt, 767 sich telefonisch beraten lassen. „All diese Menschen haben fast immer große sprachliche Defizite und meist keine Rechtskenntnisse. Sie finden sich häufig weder in der Arbeitswelt
noch in der behördlichen, amtlichen und digitalen Welt zurecht“. Dies erfordere Zeit, persönliche Zuwendung, hohe Fachlichkeit und eine erwiesen hohe Wirksamkeit der Angebote. Dennoch steht nach mehr
als vier Jahrzehnten die Schließung der Einrichtung im Raum.
„Durch die Kofinanzierung über die Evangelische Kirche ist der Betrieb des ALO noch bis 30. Juni 2026 gesichert – wie es danach weitergeht, wissen wir noch nicht. Sollte die Förderung des städtischen Referats für Arbeit und Wirtschaft ersatzlos wegfallen oder empfindlich gekürzt werden, muss auch das Angebot im ALO drastisch gekürzt werden. Von den bisher zwei Teilzeitstellen für die sozialpädagogische Beratung wäre nur noch eine Stelle durch die Kofinanzierung abgedeckt. Lediglich die zweite Förderung ermöglicht, dass die Arbeit im ALO in deutlich kleinerem Umfang fortgesetzt werden könnte“.
Dazu Fröba: „Die aktuellen Einsparnotwendigkeiten stellen uns soziale Träger vor die Herausforderung, mit weniger Ressourcen die notwendigen Angebote bestmöglich aufrecht zu erhalten. Schon aus den vorhergehenden Jahren sind wir im Umgang mit finanziell knapperen Mitteln der öffentlichen Hand erfahren. Die Spielräume der Zuschussgeber sind nochmals kleiner geworden und Träger müssen eindrucksvoller belegen, dass ihre Lösungen auf die aktuellen Bedarfe wirken. Obwohl wir auf finanziell sicheren Beinen stehen, müssen wir in den kommenden Monaten deutlich sparen, wir müssen alternative Finanzierungsmittel und -quellen finden, um neben der (weitgehend gesicherten) Grundfinanzierung unsere Projekte weiter entwickeln und aufrecht erhalten zu können.“ Seit einigen Monaten schon ist man mit Kooperationspartnern und mit Vertretern aus Politik und Verwaltung intensiver in Gespräche gegangen, um Kooperationsmöglichkeiten aufzuzeigen und gemeinsam über Perspektiven zu sprechen. „Natürlich betrifft dies den Vorschlag, unsere Einrichtungen weiter miteinander zu vernetzen und die Kompetenzen unserer Mitarbeiter zur Verfügung zu stellen. Nur wenn wir unsere Angebote neu denken, können wir mit weniger Ressourcen die notwendigen Angebote bestmöglich aufrechterhalten. Dazu haben wir verschiedene Vorschläge präsentiert, die unsere Angebote beispielsweise an einzelnen Standorten bündeln, mit denen wir einen großen bürokratischen Aufwand verringern oder ganz einfach Mieten einsparen können“, erklärt Fröba.














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