Die Frauen stammten aus Bulgarien, Dubai, Marokko, Tschechien, dem Kosovo, mehrere aus Afghanistan, viele aus der Türkei. Einige wenige sprachen ein sehr gutes Deutsch, viele gebrochen und einigen musste Derya Bozaba vom Bildungslokal gar dolmetschen, wie einer Türkin, die seit 25 Jahren in Deutschland lebt, doch von türkischen Nachbarn und Freunden umgeben ist, so dass sie der deutschen Sprache bis jetzt kaum mächtig ist.
Die anwesenden Frauen sprachen zwar die unterschiedlichsten Sprachen: arabisch, tschechisch, türkisch, kurdisch, persisch, albanisch… Doch eines einte sie: Sie haben alle mehrere Kinder, die deutsche Kindergärten und Schulen besuchen, die in einer deutschen Umgebung aufwachsen und hier später am Arbeitsmarkt bestehen sollen. Und sie alle treibt die Sorge um: Wie lernen die Kinder gut Deutsch, ohne die Muttersprache, die Erstsprache zu verlieren. Wie also gelingt Zweisprachigkeit? In manchen Fällen, bei besonders vielschichtiger multikultureller Zusammensetzung, fragten sich die Mütter auch: Welche Sprache(n) wähle ich für meine Kinder.
Ein weiteres Problem: Was tun, wenn die Kinder besser Deutsch sprechen als die Eltern? Wenn die Sprachlosigkeit in der Familie um sich greift, die Kinder gar Angst haben vor einem Besuch der Familie in der alten Heimat?
Referentin Edgardis Garlin vom Zentrum für kindliche Sprachentwicklung (Kikus) ermutigte die Frauen, zuhause lieber mit den Kindern in der jeweiligen Muttersprache zu reden, in der Sprache, die ihnen aus dem Herzen komme, und es den deutschen Bildungseinrichtungen zu überlassen, den Kindern ein ordentliches, gutes Deutsch beizubringen, als mit den Kindern ein türkisch-deutsches Kauderwelsch zu reden und ihre Deutschfehler an die Kinder weiterzugeben. Je besser man die Sprachen trenne, desto besser für die Kinder, so das Credo von Garlin.
Diese Empfehlung kam jedoch bei den anwesenden Erzieherinnen der umliegenden Kindertageseinrichtungen nicht gut an. „Das könnten die Einrichtungen nicht leisten“, so deren Tenor. Hätten sie doch Gruppen mit Kindern aus bis zu 30 verschiedenen Nationen, Gruppen in denen 80 bis 100 % der Kinder ausländische Wurzeln hätten. Von deutschen Kindern könne da kaum mehr etwas gelernt werden. Auch sei der Betreuungsschlüssel nicht so ausgelegt, dass man jedes Kind intensiv sprachlich fördern könne. Im Schnitt, so haben Wissenschaftler herausgefunden, spricht eine Erzieherin mit einem Kind 7 min. pro Tag – viel zu wenig, um damit die deutsche Sprache korrekt zu erlernen, auch wenn man natürlich jeden falschen deutschen Satz verbessere. Die Erzieherinnen plädierten vielmehr dafür, dass die ausländischen Familien sich öffnen und dafür sorgen sollten, dass deren Kinder viel Kontakt mit deutschen Spielkameraden bekämen.
Die meisten Kinder, so ergab eine Umfrage in der Runde, lernen übrigens nicht simultan zwei Sprachen, nach dem Motto: mit Papa Deutsch, mit Mama türkisch. Nach dem Erwerb der Erstsprache lernen sie „erst“ mit drei oder vier Jahren, meist im Kindergarten, die zweite Sprache.
Und was, wenn einen die Kinder sprachlich überholen? Edgardis Garlins Rat: Dran bleiben in der eigenen Sprache und dran bleiben beim Deutschlernen – Zeitmangel wie manche Frauen sogleich einwarfen, ließ sie nicht gelten. Heute könne man sogar über Skype eine Sprache erlernen.