Der Neujahrsempfang fand heuer nicht im Pelkovenschlössl, sondern auf Gut Nederling statt. Wollte man sich, nachdem die SPD seit 2012 im Augustinerkeller feiert, nachziehen und auch „vergrößern“? Oder lag’s schlicht daran, dass drei Monate vor einer Kommunalwahl in einer städtischen Einrichtung keine Parteiveranstaltung mehr abgehalten werden darf? Wie dem auch sei, gut 200 Gäste, Vertreter von Vereinen, sozialer Einrichtungen und Organisationen im Münchner Norden, CSU-Mandatsträger, Kandidaten wie Parteikollegen, fanden sich am Donnerstag, den 9. Januar auf Gut Nederling ein.
Die Veranstaltung eröffnete der „Gastgeber“, der frischgebackene Stadtrat Alexander Dietrich (er rückte im Herbst 2013 für Mechthilde Wittmann nach, die in den Landtag wechselte), der einen sehr positiven Rückblick auf 2013 und einen Ausblick für 2014 gab. 2014 sei „das Schicksalsjahr“ für „die geliebte Stadt“, in dem sich entscheide, „ob die Stadt weiter am Gängelband zweier regierungsmüder Parteien“ bleibe.
Danach ergriff OB-Kandidat Josef Schmid das Wort. Wie bei seiner Wahlkampfrede im Rahmen des Dreikönigstreffens der CSU drehte er auch an diesem Abend den Wahlslogan der SPD „Damit München München bleibt“ um und erläuterte, in welchen Bereichen München keinesfalls bleiben dürfe, wie es jetzt ist. Seine Beispiele und Argumente waren dabei übrigens in etwa die gleichen, die er schon ein paar Tage zuvor im Augustiner angebracht hatte.
Damit München nicht so bleibt, wie es ist
So will Schmid keine stinkenden Schultoiletten mehr, vor denen es den Kindern wie seinem „Bua“ in der 2. Klasse graue, auf dass er lieber den ganzen Vormittag nichts trinke, nur um nicht auf die Toilette gehen zu müssen. Auch wolle er keine sanierungsbedürftigen Schulen mehr und München solle auch nicht mehr die Stadt der fehlenden Kinder- und Mittagsbetreuung, der fehlenden Ganztagsschulen sein. Die städtischen Kliniken müssten endlich von der Intensivstation runter. München solle auch nicht mehr die Stadt mit den ständig steigenden Miet- und Immobilienpreisen bleiben, während städtische Immobilien leer ständen und städtische Wohnungsgesellschaften die Preistreiber Nr. 1 seien. Selbst ein schmales Reihenhaus könne man sich ja heute kaum mehr leisten.
Und damit München auch nicht die Stadt der Staus und der überfüllten U-Bahnen bleibe, schwebt Schmid vor, den öffentlichen wie den Individualverkehr zunehmend unter die Erde zu verfrachten, frei nach dem Motto „Verkehr unten, Qualität zum Leben oben“. So will er, damit der öffentliche Nahverkehr auch in 20 Jahren dem Zuzug noch gewachsen sei, die fehlenden „ringförmige öffentliche Ringverkehre“ ergänzen, er will die U3 über Allach, Ober- und Untermenzing bis nach Pasing verlängern, die U5 über Pasing bis nach Freiham, die U4 bis Englschalking und die U2-U6-Spange soll natürlich auch realisiert werden. Apropos Wahlversprechen: Die drastisch angehobenen städtischen Gebühren für Feste und Umzüge möchte Schmid im Fall seines Wahlerfolgs auch abschaffen, was die Zuhörer mit viel Applaus bedachten.
Die Kliniken sollen in seiner Ägide mit wirtschaftlichem Sachverstand saniert und Kindertagesstätten künftig auch in Gewerbegebieten zugelassen werden.
„Stillstand ist Rückstand“
Und wie möchte Schmid die Wohnungsnot lindern? Freie Flächen sollen zügiger bebaut werden, eine Stadtbild-verträgliche Nachverdichtung soll vor allem in den Bereichen erfolgen, wo bereits heute eine vier- bis fünfstöckige Blockrandbebauung vorhanden ist, nicht jedoch in den Gartenstädten. Leere Gewerbe- und Industrieflächen sollen für den Wohnungsbau umgewidmet werden. Und überhaupt sollen städtische Grundstücke nur noch zu solchen Preisen an Bauträger verkauft werden, dass günstige Wohnungen entstehen könnten.
Fazit Schmids: München braucht Veränderung, braucht ein neues Denken, denn schon sein Vater, ein Metzger, habe ihn gelehrt: „Stillstand ist Rückstand“. Aber auch unter ihm werde München liberal, bürgerlich, weltoffen, christlich und ökologisch bleiben, versprach er.
Die Zuhörer zollten der Rede viel Beifall und wandten sich, nachdem der Landtagsabgeordnete Joachim Unterländer noch einige abschließende Worte gesprochen hatte, dem Erhaschen von Häppchen zu, neudeutsch „Flying Buffet“ genannt, und ließen den Abend mit guten Gesprächen ausklingen.
Stadtratskandidaten stellen sich vor
Dass sich daneben die Stadtratskandidaten aus dem CSU-Kreisverband München-Nord, an diesem Abend der Öffentlichkeit präsentierten, wollen wir nicht vergessen zu erwähnen: Neben Alexander Dietrich (Platz 7) sind dies etwa die 32-jährige Kristina Frank (Listenplatz 16), wie Dietrich Richterin, und Diplom-Verwaltungswirt Andreas Möhring (Platz 29), alle drei aus Moosach. Aus Feldmoching treten an zur Wahl Stefan Reim (24J., Bankkaufmann, Platz 35) und Maximilian Bauer (Platz 55). Die neue Stadtratsmannschaft ist mit einem Durchschnittsalter von 36 Jahren übrigens recht jung.
Aktuell hat die CSU 22 Sitze im Stadtrat, alles was nach Listenplatz 30 ist, dürfte daher „sehr überschaubare Chancen“ haben.