Diana Stachowitz fiel nicht nur die Rolle zu, die Gäste zu begrüßen, sie stellte auch die Stadtratskandidaten der SPD kurz vor. Anschließend ging der Fraktionsvorsitzende der SPD im Stadtrat, Alexander Reissl, in seiner Begrüßungsrede indirekt auf die CSU-Attacken der letzten Tage zum SPD-Wahlkampfmotto „Damit München München bleibt“ ein, indem er spottend meinte, man habe ja nun einiges über den SPD-Slogan gehört, darunter manches, das durchaus noch entwicklungsfähig sei.
Er führte aus, dass München, wiewohl es sich, mal ruhiger, mal im Umfeld der Olympiade 1972 stürmischer weiterentwickelt habe seit den Tagen der „Funkstreife Isar 12“ – für die Jüngeren: das war die erste bayerische Fernsehserie Anfang der 1960er-Jahre mit Kultcharakter –, seinen Charakter nie verloren habe.
Nach dieser Steilvorlage trat, heftig beklatscht, Dieter Reiter, der OB-Kandidat, ans Rednerpult. Wiewohl mit leichten stimmlichen Problemen kämpfend meinte er gleich zu Beginn, die SPD sei „wild entschlossen, weiter zu regieren“, bekräftigte, dass Alexander Reissl und er ein Team bildeten aus „Erfahrung und ein bisserl was Neues“ und dass er das Schlechtreden von München nicht verstehe und nicht akzeptiere: Als ob man angesichts eines „wahnsinnigen Investitionsstaus“ unter keiner Brücke mehr durchgehen dürfe, aus Angst sie breche gleich ein, oder dass der Gasteig beim ersten Paukenschlag zusammenstürze und man dann, oh weh, in ein marodes städtisches Krankenhaus eingeliefert würde, wo nur SPD-Parteibuchbesitzer noch anständig behandelt würden. Und Reiter setzte zur Erheiterung der Zuhörer süffisant drauf: Da es in München leider zu wenige SPD-Parteimitglieder gebe, sollten doch alle zur Sanierung der städtischen Kliniken in die SPD eintreten.
Aber natürlich wollte auch Reiter die Herausforderungen nicht verschweigen, vor denen München aufgrund seines Wachstums stehe – die einzige Stadt Deutschlands die hinsichtlich Bevölkerung, Wirtschaft und Arbeitsplätze ein nennenswertes Wachstum habe. Dabei wollte er jedoch keine unrealistischen Wahlversprechen abgeben, etwa dass 30 % aller Münchner Wohnungen in städtischer Hand sein sollten oder dass U-Bahnen kreuz und quer unter Stadt gebaut würden. Das seien keine Visionen, sondern Märchen, so Reiter, die niemand bezahlen könne. Die Rolle des Märchenonkels wolle er anderen überlassen und nur versprechen, was realistisch, weil bezahlbar sei.
So sollen etwa 7.000 neue Wohnungen pro Jahr angepeilt werden mit Erhalt der „Münchner Mischung“. Natürlich will auch er, der selbst täglich die „gemütlich volle“ U-Bahn nutzt, den öffentlichen Nahverkehr gemeinsam mit dem Umland weiter entwickeln. Und natürlich will auch er noch mehr Kindertagesstätten bauen und natürlich sei es dabei nicht getan, Stein auf Stein zu setzen, man brauche qualifiziertes Personal, das so viel verdiene, dass es sich München auch leisten könne (viel Applaus). So bleibe München liebenswert und trotzdem erfolgreich, sprach’s und wünschte allen ein „gutes Networking, ein gutes Ratschen“, was nicht nur OB-Kandidat Reiter in den folgenden Stunden ausgiebig tat.