Auch den Parteien, so ist im Vorfeld der Bezirksausschusswahl immer wieder zu hören gewesen, fällt es zunehmend schwer, Kandidaten zu finden, die noch willens sind, sich viele Stunden ihrer Freizeit ehrenamtlich für das Gemeinwohl zu engagieren. Und so ist jede Partei froh und stolz, ein fähiges Kandidatenteam für den Bezirksausschuss präsentieren zu können, das die Bevölkerung in den unterschiedlichen Stadtvierteln gut repräsentiert.
Dass sich auf der Kandidatenliste der CSU auf Platz 7, das heißt auf einem an sich sicheren Listenplatz, Anneliese Näher findet, hat jedoch den ein oder anderen, der früher schon einmal im Bezirksausschuss 24 saß, verwundert.
Denn Frau Näher kam bei der Kommunalwahl am 18. März 1990 für die Republikaner in den BA 24. Damals siegte die SPD mit 46,3 %, während die CSU nur 30,4 % erhielt und die Republikaner mit 10,8 % aus dem Stand mit drei Kandidaten im BA vertreten waren. Im Stimmbezirk 3302 (Stösserstr. ab Nr. 11, Wintersteinstr. ab 6 gerade), so vermeldete der Lokal-Anzeiger in Ausgabe 7/1990, hatten die REPs mit 31,9 % stadtweit ihr bestes Ergebnis eingefahren.
Anneliese Näher, Jahrgang 1938, wurde auch 1994 wieder für die REPs in den Bezirksausschuss 24 gewählt (siehe Lokal-Anzeiger 19/1994, Seite 2). Und wiewohl damals die SPD nur die zweitstärkste Fraktion im Bezirksausschuss war, erhielt auf der konstituierenden Sitzung des Bezirksausschusses 24 Bernhard Rassl von der SPD mit 13 Stimmen zwei mehr als Rainer Großmann von der CSU und wurde damit BA-Vorsitzender. Zugleich wurde Anneliese Näher mit Stimmenmehrheit zur Heimbeirätin des Freizeitheims an der Wintersteinstr. gewählt. Carl Tins, damals Herausgeber des Lokal-Anzeiger und fast 30 Jahre lang Zeuge jeder Bezirksausschusssitzung schrieb, „dass er diese Wahl nicht verstand: ausgerechnet ein REP-Mitglied Beirat eines Freizeitheimes, das von vielen ausländischen Kindern und Jugendlichen besucht wird. Nichts gegen Frau Näher persönlich: sie ist seit Jahren Mitglied des Bezirksausschusses. Noch nie hat sie in dieser Zeit erkennen lassen, daß sie möglicherweise ausländerfeindlich eingestellt ist. Alle bisherigen Bezirksausschussmitglieder werden bestätigen können, daß ihre Mitarbeit im Bezirksgremium stets konstruktiv war.“ Soweit Carl Tins im Lokal-Anzeiger 22/1994. Nach einem „Hauen und Stechen“ innerhalb der SPD und zwischen SPD und Grünen und dem Gerücht, es habe Absprachen zwischen Rassl und Näher gegeben (Lokal-Anzeiger 23/1994), trat Rassl zurück. Am 10. Januar 1995 wurde Rainer Großmann zum BA-Vorsitzenden gewählt (Lokal-Anzeiger 2/1995). Danach verlieren sich Anneliese Nähers Spuren im BA, denn weder die BA-Geschäftsstelle, noch das Direktorium oder das Münchner Wahlamt haben aus dieser Zeit Unterlagen über sie. Aber 2008 trat Anneliese Näher wieder stärker in Erscheinung, als sie für die Republikaner im Stimmkreis 105 München-Moosach gegen Joachim Unterländer und Diana Stachowitz für den Landtag kandidierte. Da sie nur 0,5 % der Gesamtstimmen erhielt, entging sie unserer Wahrnehmung. Seit 2009 ist Anneliese Näher nun Mitglied im Ortsverband Hasenbergl der CSU.
Rainer Großmann, angesprochen auf Nähers frühere REP-Mitgliedschaft und ihren nun recht sicheren Platz in der CSU-Bezirksausschussfraktion, erläuterte, dass Frau Näher, die seit über 40 Jahren am Hasenbergl wohne und sehr bodenständig sei, sich politisch eigentlich nur um die Probleme in ihrer Nachbarschaft kümmern wolle. Sie sei bei den Leuten im Hasenbergl Nord bekannt und beliebt und werde diesen Bereich, falls sie gewählt werde, sicher gut im BA vertreten. Bevor man Frau Näher in die CSU aufgenommen habe, habe er zudem ein langes Gespräch mit ihr geführt. Dabei konnte Großmann nicht feststellen, dass sie „republikanisches Gedankengut“ vertritt oder sich ideologisch in diesem Sinn betätigen möchte. Sie erzählte auch, dass sie schon sehr viel früher aus der Partei habe austreten wollen, ihr dies aber wegen der dort herrschenden Methoden nicht möglich war.