
38 MusikerInnen zuzuhören, die ersichtlich Spaß am Musizieren haben und die gut geleitet werden von ihrem engagierten Kapellmeister, das erfreut auch das Publikum. Und so applaudierte es an diesem Abend viel, „bejohlte“ die Abba-Songs und erklatschte drei Zugaben: zum Finale natürlich die berühmte „Nummer 26“, die „Grüße aus dem Egerland“, so benannt, weil es im Notenverzeichnis der Feldmochinger Blaskapelle die Nr. 26 trägt. Dabei zeigte sich wieder einmal, dass die MusikerInnen sehr gut auf ihren Dirigenten „hören“ und auch die leisen Töne perfekt beherrschen: Die zarten Töne der Lyra hoben sich hervorragend vom „Klangteppich“ der Bläser ab.
Trotz Blechschadens viel Spaß
Dass die Feldmochinger Blaskapelle schon seit einiger Zeit eine gut eingespielte Truppe ist, bei der es rund läuft, die viel Spaß miteinander und an der Musik hat, das hat sich in der „Szene“ rumgesprochen: Während andere Vereine, Theatergruppen und Laienorchester über fehlenden Nachwuchs klagen, sitzen bei der Feldmochinger Blaskapelle überwiegend junge bis jüngere Leute in drangvoller Enge auf der Bühne, die harmonisch zusammenspielen mit erfahrenen Urgesteinen wie Toni Rieger, der Gründungsmitglied der Feldmochinger Blaskapelle ist und folglich seit 49 Jahren dort das Flügelhorn bläst, oder mit Ludwig Brandl, der seit rund 17 Jahren dabei ist und auch mit
70 noch Posaune bläst. 45 aktive Musiker zählt die Blaskapelle Feldmoching derzeit und etliche nehmen jeden Donnerstagabend eine weite Anreise zur Probe in Kauf. Denn wahrlich nicht alle MusikerInnen wohnen in Feldmoching, wie der 1. Vorsitzende Karl-Heinz Scharl erzählt, der an diesem Abend in Folge eines „Blechschadens“ und dem daraus resultierenden Trainingsdefizit lieber pausierte und die Musik als Zuhörer genoss. (Seine Tuba war im November vergangenen Jahres, nachdem der Tragegurt gerissen war, auf den Boden geknallt und hatte eine arge Delle davongetragen. Ein erfahrener Instrumentenbauer musste diese „ausbügeln“.)
Eine musikalische Reise bis nach Amerika
Kapellmeister Max Kappelmeier hatte wieder ein schwungvolles und abwechslungsreiches Programm zusammengestellt, das die MusikerInnen abwechselnd „anmoderierten“: mal höchst faktenreich mit Google-Wissen zu Werk und/oder Komponist, mal mit einem flotten Spruch („Die Hauptmelodie klingt leicht galaktisch, ready to take off, Herr Kapellmeister, pack mas“), mal dargebracht mit holländischem Idiom, mal poetisch in Form eines selbst gereimten Gedichts. In jedem Fall helfen die Infos, die Musikstücke einzuordnen und zu verstehen – wie etwa das orientalisch anmutende Konzertstück „Auf einem persischen Markt“ von Albert Ketèlbey, bei dem man nach der Einführung die verschleierte arabische Prinzessin und den Kalifen über den orientalischen Markt meinte schreiten zu sehen, so fein und weich war der Bläserton und elegant die Phrasierung.
Und was die Leute sonntags in Böhmen machen? In jedem Fall Walzer tanzen, wie der junge Komponist Robin Kürschner (Jahrgang 1983, ein Senkrechtstarter im Blasmusikgeschäft) belegt, der seinen „Böhmischen Sonntag“, einen frischen, unverstaubten Walzer mit durchaus anspruchsvollen Tönen für Bläser (s)einer Helga widmete. Der beschwingte Walzer fuhr nicht nur den zahlreichen Kindern im Publikum in die Glieder – zumeist die Kinder der MusikerInnen! –, die sich vergnügt im Walzerrhythmus wiegten!
Die musikalische Reise ging weiter von Thüringen („Hoch Heidecksburg“ von Rudolf Herzer, 1912 komponiert zu Ehren von Schloss Heidecksburg) nach Steingaden („Steingadener Musikantenmarsch“) über England („The Floral Dance“, ein englisches Traditionsstück, geschrieben 1911 von der Geigerin Katie Moss, als sie in einem Zug nach Hause fuhr – was deutlich zu vernehmen war) nach Amerika (mit dem Marsch „Blaze away“). Besonders schön war zum Abschluss das Stück „Give us peace“, bei dem ein dreifaches Echo als kompositorisches Element, erzielt durch sechs im Pfarrsaal verteilte Trompeter, einen interessanten Rahmen bildete.
P.S.: Dass heuer ein Profikoch– derselbe, der auch am Dorfabend die Besucher verköstigt – mit Schnitzel, Gulasch und Kässpatzn aufwartete, soll nicht unerwähnt bleiben, damit sich die Besucher das nächste Mal darauf einstellen können!