Wer kennt sie nicht, Janoschs Tiger und Bär. Die Schauburg-Puppenspieler Meisi von der Sonnau und Panos Papageorgiou, gewandet in der Kluft von Zimmerin und Zimmermann, erwecken die kleinen, feinen Puppen, die eigens für diese Produktion von einer Filzkünstlerin hergestellt wurden, nicht nur zum Leben, sondern schlüpfen auch, fast unmerklich für die Zuschauer, immer wieder in andere darzustellende Rollen: mal in die des kraftmeierischen Löwen, mal in ein albernes Huhn, mal in einen betrügerischen Bankangestellten, mal in einen verbrecherischen Beamten. Denn nach dem Motto „Komm, wir finden einen Schatz“ haben sich Tiger und Bär, gefrustet über ausbleibendes Anglerglück, von zuhause aufgemacht, um das Glück auf Erden zu finden, das sie in Gold und Geld vermuten. Denn sie möchten sich viel kaufen: zwei Forellen, einen Bienenstichkuchen, eine rote Lampe überm Bett, Pelzstiefel, schöne Lackschuhe mit grünen Schnürsenkeln, ein Schlauchboot, eine Hollywoodschaukel…
Das größte Glück liegt in der Ferne
Zunächst graben sie in der Erde nach einer Schatzkiste. Doch das einzige, was sie dabei finden, ist
ein glücklicher, wenngleich blinder Maulwurf, für den das größte Glück auf Erden der Gesang des Zaunkönigs ist. Da der Maulwurf die Gegend kennt und weiß, dass hier keine Kiste versteckt ist, rät er ihnen, über den Fluss zu fahren und es auf der anderen Seite zu versuchen. Doch auch dort werden sie nicht fündig, sondern lernen lediglich einen kraftstrotzenden Löwen kennen, für den das Glück auf Erden Kraft und Mut bedeutet. Auf ihrer Suche nach dem Glück lernen sie noch einen „Reiseesel Mallorca“ kennen, für den das größte Glück in der Ferne liegt und der, kaum irgendwo angekommen, gleich wieder weiter muss, denn: „Die Ferne ist nie dort, wo man sich gerade befindet.“
Von wegen versunkene Piratenschätze
Nun tauchen Tiger und Bär im Meer nach einem Schatz – eine schauspielerisch ungemein gelungene Szene, bei der die beiden Protagonisten mit Taucherbrillen zum Wasserrauschen (die Schauburg ist mit eigenem Techniker und Profi-Equipment vor Ort) entsprechend verlangsamte Unterwasserbewegungen machen – die Kinder fanden es köstlich und lachten viel. Doch auch hier werden sie nicht fündig.
Zurück mit dem Flugzeug in der Heimat (herrlich dargestellt durch ein paar einfache Erkennungsmerkmale wie die Personenkontrolle beim Einchecken sowie beim Landen durch die Einweisung eines Fluglotsen) sind die beiden ganz erschöpft und müssen sich gegenseitig stützen. Doch so ein Glück, quasi im Schlaf finden sie einen Baum mit goldenen Äpfeln.
Die Last des Reichtums
Doch die Goldäpfel in den Körben drücken Bär und Tiger schwer. Deshalb tauschen sie das Gold in der Bank gegen leichteres Papiergeld ein und lassen sich dabei gehörig von einem betrügerischen Banker über den Tisch ziehen. Dann fallen sie einem Beamten des Königs in die Hände, der ihnen dreimal viel Geld abknöpft, weil dem König immer die Hälfte zustehe. Und schließlich kommen sich die besten Freunde auch noch in die Haare und schlagen sich, zum größten Vergnügen der Kinder, die die Szene „als sie sich gestreitet haben“, vielfach am besten fanden. Dass ein Räuber Tiger und Bär dann noch das letzte Geld klaut, ist für die beiden das Beste, was ihnen passieren konnte. Vergnügt und um viele Erkenntnisse reicher kehren sie nach Hause zurück, freuen sich des schönen Lebens ohne schweren Korb, ohne Beamte und ohne Diebe, lassen sich den Blumenkohl aus dem Garten schmecken, genießen den Gesang des Zaunkönigs und freuen sich am schönen Wetter. Was ist das für ein Glück!
Die Kinder klatschten begeistert Applaus, hielten im Anschluss im Foyer noch eine kleine Essenspause und freuten sich ebenfalls über den schönen Ausflug mit bestem Kindertheater.
Fotos: Copyright: Digi Pott, Plakat: Günter Mattei