
Die Böllerschützen aus Feldmoching sind sowohl in Absam als auch in Innsbruck von früheren Auftritten zu großen Schützenfesten bekannt. Seit dem Jahre 2000 verbindet die Feldmochinger eine bayrisch-tirolerische Traditionsschützenkameradschaft mit Schützenkompanien in Nord- und Südtirol. Als äußeres Zeichen dieser Verbundenheit trägt ein jeder Schütze dieser Kompanien an seinem Schützenrock ein kleines symbolisches Emblem, das den goldenen bayerischen Löwen vor den Tiroler Landesfarben weiß-rot und den roten Tiroler Adler vor den weiß-blauen Rauten des Freistaats Bayern darstellt.
Zum großen Fest in Absam waren die Feldmochinger Böllerschützen vom Bezirkskommandanten des Schützenbezirks Hall, Florian Fischler, und vom Kommandanten der Schützenkompanie Absam, Major Kurt Mayr, eingeladen worden. Die Böllerschützen sollten den offiziellen Zeremonien des Festes mit ihrem unüberhörbaren Böller- beziehungsweise Salutfeuer den besonderen Charakter eines großen Schützenfestes verleihen.
Speckbacher – ein großer Tiroler Freiheitskämpfer
Im Jahre 1924 hatten Schützen in Absam ihre Kompanie gegründet und sie mit der Namensgebung dem großen Tiroler Freiheitskämpfer Josef Speckbacher gewidmet. Der am 13. Juli 1767 in Gnadenwald geborene Josef Speckbacher, nach seiner Hochzeit mit einer Rinner Bäuerin damals auch „der Mann von Rinn“ genannt, hatte in den Tiroler Befreiungskämpfen unter anderem in der dramatischen „Schlacht von Spinges“ oberhalb von Brixen (bekannt durch die tapfere Spingerer Freiheitskämpferin Katharina Lanz) gegen die französischen Truppen Napoleons gekämpft. 1809 stand er in drei (12. April, 29. Mai und 13. August) von den Tirolern gewonnenen Schlachten am Bergisel an der Seite von Andreas Hofer gegen bayerische Truppen. Die Tiroler Freiheitskämpfer verloren schließlich die vierte Schlacht am 1. November 1809 und damit ihre Freiheit. Speckbacher überlebte die verlustreichen Schlachten und starb am 28. März 1820 in Hall mit nur 53 Jahren an einem schweren Nierenleiden. Sein Leichnam ruht an der Seite von Andreas Hofer in der Hofkirche von Innsbruck. Von den insgesamt zwölf Kompanien des Schützenbezirks Hall in Tirol führen die Kompanien von Rinn, Absam, Gnadenwald, Rum und Tulfes den Namen Speckbacher. Die Speckbacher Schützen waren zur Fahnenweihe der Böllerschützenkompanie Feldmoching im Juli 2010 durch die Schützen aus Rinn in Kompaniestärke vertreten gewesen.
Ein Salut auf den Zapfenstreich
Das große Schützenfest begann am Samstag, den 24. Mai mit dem Großen Österreichischen Zapfenstreich von der Bürgermusikkapelle Absam und der Musikkapelle Ampass, mit der Ehrenkompanie Vomp und zahlreichen Fahnenabordnungen aus dem Schützenbezirk Hall in Tirol. Zum Abschluss dieses Großen Zapfenstreichs feuerten die Feldmochinger Böllerschützen einen beeindruckenden Salutschuss ab.
Der offizielle Abend endete mit einer Defilierung vor Hohen Anwesenden, unter anderen dem Absamer Pfarrer, Dekan und Schützenkurat Mg. Martin Ferner, dem Kommandanten des Schützenbezirks Hall, Bundesmajor Fritz Tiefentaler von der Kompanie Mils, dem Bürgermeister von Absam Arno Guggenbichler, den zwei gastgebenden Kommandanten Fischler und Mayr sowie weiteren Ehrenträgern.
Um 6 Uhr in der Früh begann es zu krachen
Man stelle sich einmal vor, hier im städtischen Raum begänne an einem Sonntag in der Früh ein Böllerfeuer, so wie es in Absam stattfand! Um Punkt 6 Uhr begann das Feuer aus der alten Böllerkanone des Heimatvereins Edelweiß mit den zwei Kanonieren Johann Wagner und Manuel Maier, eine ganze Stunde lang, alle fünf Minuten mit einem Schuss. Punkt 6 Uhr fiel auch die erste Böllersalve aus acht Rohren zum Weckruf (die Tiroler sagen dazu Tagwache). Zuerst weckten die Schützen mit drei Salven vor dessen Haus in einer dicht bewohnten Straße den Bürgermeister Guggenbichler. Dem folgte der Weckruf für den Kommandanten Major Mayr, natürlich ebenfalls vor seinem im Ort liegenden Haus. Schließlich wurde auch, wie es Brauch ist, der Hochwürdige Herr Pfarrer nicht verschont: Mitten im Dorf vor dem Pfarrhaus krachte es drei Mal hintereinander. Aber, der Herr Pfarrer ließ sich zur Verwunderung der Schützen nicht sehen. Er habe sich gerade die Haare gewaschen, so witzelte er später. Und was sagte die Dorfbevölkerung zum frühsonntäglichen Krachen? Man mag es nicht glauben. Schon nach dem ersten Schuss öffneten sich Fenster und zeigten sich verschlafene Gesichter. Aber, kein Protest! Vielmehr freundliches Zuwinken und Applaus für die Schützen. So sind sie, die traditionsbewussten Tiroler.
Die Feldmochinger Böllerschützen waren an diesem Tag noch weitere drei Mal im Programm. Am großen Feldgottesdienst auf dem Dorfsportplatz mit Pfarrer Mg. Martin Ferner und großer Schützenteilnahme aus Nord- und Südtirol feuerten sie zur Wandlung von Brot und Wein je zwei Schuss ab. Im Anschluss an den Gottesdienst begleiteten sie die an ihnen vorbeiziehenden 25 farbenfroh gewandeten Schützenkompanien, Abordnungen und Musikkapellen mit ihrem Böllerfeuer. Und schließlich fiel ihnen die große Ehre zu, am Ende des Abmarsches der Schützen und Delegationen nach dem Feldgottesdienst und zum Abschluss der Defilierung am Dorfplatz für die hohen Gäste und die Jubiläumskompanie Absam einen Ehrensalut abzufeuern. Ob der große Applaus seitens der Anwesenden nun dem punktum
einwandfreien Schuss galt oder der Nebenerscheinung, dass die Böllerschützen mit ihrem Schuss unter einer Lindenallee zur großen Gaudi der Zuschauer einen wahren Blätterregen auslösten, blieb unbeantwortet. Vermutlich war es beides.
Die Feldmochinger Böllerschützen mit ihrem Hauptmann Thomas Ambros haben mit ihrem korrekten Auftritt beim südlichen Nachbarn jedenfalls wieder einmal einen guten Eindruck hinterlassen und neue Sympathien für Feldmoching und mit diesem für den Münchner Norden im Tiroler Land geweckt.