Wenn man auch nur oberflächlich versteht, wie schwierig und komplex die Kanal- und Grundwasserprobleme im Bereich des Sammelkanals sind, dann ist die Verschiebung der angesagten Fertigstellung des Projekts über den 31. Januar hinaus schon eher nebensächlich. Wichtig ist nur, dass die Arbeiten beendet sind und diese wichtige Querverbindungsstraße zu den anliegenden Äckern wieder befahrbar ist, wenn im zeitigen Frühjahr die Bestellarbeiten der Bauern und Gärtner beginnen!
Nachdem auf dem ersten Referenzabschnitt, 120 m ab Grashofstr. westlich und einem weiteren Teilabschnitt von ca. 30 m auf dem angrenzenden nördlichen Hofgelände, nach der Flutung des Kanals mit einigen Tausend Kubikmetern Ballastwasser zur Sicherung gegen ein Aufschwimmen des Bauwerks die Straßendecke und der gut 2 m mächtige Kiesauftrag über dem Kanal abgebaggert und abtransportiert worden waren, wurde nun der Abbau des zwischen 65 und 80 cm mächtigen Aufbetons über dem Kanaldeckel zu einer technischen Herausforderung der Bauingenieure. Denn dieser Aufbeton sehr unterschiedlicher Härte (von mager bis blau) war bei der Kanalerrichtung vor gut 20 Jahren im Grunde genommen illegal aufgetragen worden. Laut Bauvorschrift hätte damals als Ballast lediglich ein gut wasserdurchlässiger Kies aufgeschüttet werden sollen. Erst im Nachhinein wurde in der Ausschreibung die nicht genehmigte Änderung vorgenommen. Im späteren Bauprotokoll ist vermerkt, dass die Kanaldecke zuerst mit einer starken Trennfolie gesichert worden sei, worauf eine Schicht Schutzbeton folgte. Erst darauf sei dann der Aufbeton als Ballast gefolgt. Die Bauarbeiten haben nun aber zutage gebracht, dass damals weder eine Schutzfolie noch der Schutzbeton verbaut wurden. Entweder eine grobe Bauschlamperei damals vor 20 Jahren – oder ein vorsätzlicher Baumangel gegenüber der verbindlichen Bauvorschrift. Dies sollte nun anhand von Unterlagen geklärt werden!
Dieser offensichtliche Baumangel am Kanal erstreckt sich auf die zwei Bauabschnitte von der Grashof- bis zur Schwarzhölzlstr. und von dort ab bis zum damaligen Ende des 2. Bauabschnitts auf Höhe der westlichsten Bebauung der Heppstr.
Neue Düker sind nötig
Bei der Beseitigung des Aufbetons gab es dann immerhin eine Entwarnung: Nach anfänglichen Untersuchungen am Kanal und einem Probeabbruch des Aufbetons stellten die Ingenieure erleichtert fest, dass es technisch möglich ist, den Aufbeton auf weiten Abschnitten mittels hydraulischer Spreizung mit einer Kraft von bis zu 360 t von der Kanaldecke zu trennen und in großen Brocken mit dem Bagger abzutragen, ohne dass dabei die Kanaldecke gravierend beschädigt wird. Die erheblichen Massen abgebauten Aufbetons in Brocken bis zu mehreren Tonnen Gewicht werden abtransportiert und für die Weiterverwendung im Straßenbau aufbereitet.
In Abweichung vom ursprünglichen Plan, erstellt anhand der Vorgaben vom Zentrum für Geotechnik der TU München, wird nun auf eine Längsdrainage sowohl auf der Anstrom- als auch auf der Abstromseite des Kanals verzichtet. Einige technische Aspekte sprechen dagegen. Um das Überströmen des Kanals sicherzustellen, braucht es diese Drainagen, so die Überzeugung der Ingenieure, nicht unbedingt. Allerdings wird darauf zu achten sein, dass sich während der Bauzeit keine sich verfestigenden Sedimentablagerungen beiderseits des Kanals durch auflaufendes Grundwasser im Flachbereich bilden, die später einen ungehemmten Wasserfluss stören könnten. Damit die Überströmbarkeit auch für lange Zeit gewährleistet ist, wird nun auf der freigelegten Kanaldecke eine rund 60 cm messende Schicht gewaschener Kiesel aufgetragen und mit einem Bauvlies oben und seitwärts abgedeckt.
Der Vlies verhindert das Eindringen feiner Sedimente mit dem anströmenden Grundwasser in den Kieselbereich. Nach dem vollständigen Abbau des Aufbetons wird als positives Ergebnis des kostspieligen Aufwands zumindest auf diesem Kanalabschnitt der Überströmpegel für das von Süd auflaufende Grundwasser um 65 bis 80 cm abgesenkt werden!
Nach Abschluss dieser Kanalsanierungsarbeiten ist ferner vorgesehen, an bestimmten Stellen des Kanalabschnitts, aber auch darüber hinaus, neue Düker zu bauen, deren Kapazität in etwa das Dreifache der alten Düker erreichen soll. Die alten Düker sind nach Überzeugung der Ingenieure nämlich nicht mehr sanierungsfähig und sollen darum stillgelegt werden.