Natürlich wurde damals, beim Bau des Rangierbahnhofs viel Natur vernichtet, doch inzwischen hat sie sich auf den Magerrasenflächen und in den lichten Wäldern im Umfeld wieder ausgebreitet und schöne, oft sehr zarte bis seltene kleine Pflänzchen hervorgebracht, die man als Jogger oder Spaziergänger meist achtlos übersieht.
Ganz anders Ulrich Schwab, der offensichtlich jedes Blümelein und Kräuterchen beim Namen kennt, seine Begleiterinnen aber auch auf Schmetterlinge, Käfer und Heideschnecken aufmerksam machte. Los ging’s mit der Führung an der Ecke Trollblumenstr./Pappelallee. Gleich zu Beginn, im lichten Wald mit Birken, Sanddorn, Weiden und einigen wenigen Fichten, die sich im Laufe jahrzehntelanger Unberührtheit über die Bombenkraterlandschaft des Jahres 1942 ausgebreitet
haben, machte Schwab auf interessante botanische Pflanzen aufmerksam: Waldmeister, Pfennigkraut, punktierter
Gilbweiderich und vor allem das rundblättrige Wintergrün, das als gefährdet gilt und von dem im
Rangierbahnhofsgelände der größte Bestand ganz Südbayerns anzutreffen ist.
Im Laufe der Führung lernten die Teilnehmerinnen viele exotische Namen kennen: den Zungenhahnenfuß, den Wiesenboxbart – dessen Samenstände das für Korbblütler typische „Pusteblumen“-Aussehen haben –, das Pfeifengras (weil es keine Knoten am Stängel hat wurde das Gras früher, so wusste Schwab zu berichten, zum Putzen von Pfeifen benutzt), das Wiesenlabkraut, den Dornige Hauhechel, den Kleinen Wiesenknopf, den Österreichischen Lein (der in Deutschland als gefährdet gilt, an den Böschungen des Rangierbahnhofs aber Münchens größten Bestand aufweist) Beifuß, die Wilde Möhre, Johanniskraut, Flockenblume, die Sprossende Felsennelke – ein feines, kleines Blümchen –, der Große Boxbart, die Karthäusernelke, das Gewöhnliche Bitterkraut, die Rispen-Flockenblume … Und Schwab machte auf Pflanzen aufmerksam, die er als Landschaftspfleger in Magerrasengebieten nicht so gerne sieht: die Kratzbeeren etwa, die kleinen Verwandten der Brombeere, die sich mit ihren langen Ruten schnell ausbreiten, und vor allem den Japanischen Staudenknöterich, der manche Standorte schon weitgehend erobert hat und als problematische invasive Pflanze gilt. Er stammt ursprünglich aus Japan, China und Korea. Zwar sterben beim ersten Frost alle seine überirdischen Teile ab. Aber die Rhizome in der Erde, die bis zu 2 m in die Tiefe reichen, überleben selbst strenge Winter.
Fazit: Ein Magerrasen, der in der Erstellung zwar mehr kostet, auf Dauer aber deutlich günstiger, weil pflegeleichter ist, bietet vielen schönen Pflanzen einen Lebensraum. Nach einer solchen Führung sieht man ihn mit anderen Augen.