
Was will man mehr: eine laue Sommernacht, gute Musik, etwas Kühles zum Trinken, nette Gespräche – da stellt sich italienisches Flair und Lebensgefühl à la Arena di Verona ein, auch wenn mit Haydns 1795 bis 1798 komponierter „Schöpfung“ ein geistliches Werk aufgeführt wurde.
Denn es ist schon etwas Besonderes, klassische Musik nicht im steifen Ambiente eines Konzertsaals, sondern im Freien zu erleben. (Vorausgesetzt der öffentliche Raum ist nicht so riesig wie der Odeonsplatz, der doch, trotz aller Technik, viele musikalische Nuancen verschluckt.) Bisweilen gehen dann nämlich Natur und Musik wie an diesem Abend eine spannende Symbiose ein. Als etwa der Bass Franz Xaver Schlecht mit dunkler Stimme anhob, um über die Anfänge der Schöpfung zu singen („und Finsternis war auf der Fläche der Tiefe“), während sich im Westen die dunkle Wolkenfront auftürmte. Oder der Chor stimmgewaltig und doch stets klar artikuliert „Denn er hat Himmel und Erde / Bekleidet in herrlicher Pracht“ verkündet und sich just da die Sonne hervorschiebt und die Klinker des Dominikuszentrums sowie das „Credo“ am großformatigen Oberlicht der Kapelle hell erstrahlen lässt.
Sehr positiv bemerkbar machten sich übrigens die schweren Moltonvorhänge mit Ledersaum, die von draußen Straßenlärm und sonstige Geräusche sehr gut abmilderten. Eine lohnende Investition der beiden Bezirksausschüsse 24 und 11! Und dass gen 21 Uhr einmal ein Hubschrauber über dem Dominikuszentrum gen Süden flog, nun ja, das ist zu verschmerzen und störte die Musiker ganz offensichtlich in ihrer Konzentration nicht.
Der Kantatenchor, 1983 gegründet und seither geleitet von Kirchenmusikdirektor Andreas Hantke, war an diesem Abend mit über 70 Personen präsent und reagierte hervorragend in Sachen Dynamik und Artikulation auf die Anweisungen des engagiert und mit großen Gesten dirigierenden Hantke, der die Rezitative der Solisten zudem selbst auf dem Cembalo begleitete. Man merkte gleich, Chor und Leiter sind ein eingeschworenes Team und haben schon viel geistliche Musik gemeinsam erarbeitet! Begleitet wurden sie in stimmiger Weise vom Orchester „Die Münchner Streicher“. Diese sind quasi ein virtuelles Orchester, das sich je nach Anforderung des Dirigenten etwas unterschiedlich zusammensetzt aus professionellen Streichen und Bläsern, die ansonsten verschiedenen Orchestern angehören und nur für diese Aufführung zusammen musizieren.