
Obwohl es sich um einen Samstag handelte, waren viele im Sonntagsstaat zum festlich geschmückten Kindergarten gekommen. Damals, so steht es in den Annalen, nahm das Kinderheim Mädchen und Jungs zwischen zwei und sechs Jahren ohne Hinsicht auf ihre Religionszugehörigkeit auf.

Das Kinderheim war im Sommer von 8 bis 11 Uhr und von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Im Winter schloss es eine Stunde früher. Und wenn die Mama länger arbeiten musste, blieben die Kinder eben über die Öffnungszeiten hinaus da. Pro Tag kostete der Kindergarten 10 Pfennig, und wer zu Hause kein Mittagessen bekam, erhielt für weitere 10 Pfennig eine Mittagssuppe. 50 bis 60 Kinder gingen täglich in den Kindergarten.
Deren Leitung oblag schon damals und bis April 1991 den Niederbronner Schwestern aus Neumarkt in der Oberpfalz. Erst ein paar Tage vor der Einweihung des Kindergartens waren neben zwei Krankenschwestern (Schwester Emelda und Schwester Desiderata) auch zwei Kinderschwestern vom Orden nach Feldmoching entsandt worden. Die erste Leiterin und Oberin des Kinderheims war Schwester Erharda (siehe Foto 2), tatkräftig unterstützt von Schwester Gilda (1929-1940) und der Praktikantin Anni Kellerer (siehe Foto 2). Nach den Archivunterlagen der Niederbronner Schwestern blieb Schwester Erharda bis 1931. 1932 kam Schwester Willibalda als Erzieherin und Oberin. Sie blieb bis 1939. Ihr folgte Schwester Rosa, die bis 1952 in Feldmoching arbeitete. Sie führte den Kindergarten zusammen mit der beliebten Schwester Richilda (1934 bis 1977, Bild 4 rechts außen, das Foto stammt von 1955), mit Schwester Adelheid (1940-1942), mit Schwester Encarpia (1942-1943) und Schwester Marie Tarcisia (1943-1948) durch die Wirren der Zeit.

In dieser Zeit mussten sich die Schwestern einem Ansinnen der „Hauptstadt der Bewegung“ erwehren, die im Winter 1939/40 im Gasthaus „Spiegl“ einen eigenen Kindergarten einrichten wollte – um ihre Ideologie besser weitergeben zu können. Ein Inspektor verlangte von den Schwestern die freiwillige Abgabe von Kindern, was diese nicht taten. Die Idee wurde wieder verworfen.
Nach Kriegsende stellte der Kindergarten kurz seinen Betrieb ein – die Schwestern mussten etwa 30 ehemalige KZ-Häftlinge pflegen. Außerdem nahmen sie im Kindergarten Obdachlose und junge Mädchen auf. Doch schon 14 Tage später, nachdem man den Kindergarten neu getüncht und gereinigt hatte, konnten die Kinder wieder kommen. Da deren Zahl in der Nachkriegszeit beständig zunahm, wurde der Kindergarten 1956 um einen Gruppen- und Schlafraum, Garderobe sowie sanitäre Anlagen erweitert. Die wöchentliche Kindergartengebühr betrug nun drei Mark samt Verpflegung.

1977 wurde der Kindergarten staatlich anerkannt. Da er in der Folge aus allen Nähten platzte und trotz ständiger Renovierungen nicht mehr modernen Erfordernissen entsprach, zog der Kindergarten am 4. November 1987 in die Volksschule um und die Kirche errichtete unter Federführung von Pfarrer Toni Wolf den neuen Kindergarten. Grundsteinlegung war am 1. Mai 1988, Richtfest am 29. Juni 1988 und am 17. April 1989 übersiedelten die Kinder in die neue Örtlichkeit. Bei der Einweihungsfeierlichkeit vom 29. Juni bis zum 2. Juli mit der Feldmochinger Blaskapelle, den „kleinen Riadastoana“, mit Freibier und einer Jubiläumsausstellung, einem Kinderfest sowie dem Einweihungsgottesdienst samt anschließendem Pfarrfest gedachte man zugleich des 60-jährigen Bestehens des Kindergartens. Auch der 75. Geburtstag wurde groß gefeiert, den 80. Geburtstag dagegen will man heuer nur intern ein wenig begehen. In all der Zeit wandelten sich nicht nur die Räumlichkeiten. Mit der Gesellschaft änderte sich auch das pädagogische Konzept, und es wird künftig gewiss stets auf den neuesten Stand gebracht, um ein zeitgemäßes Arbeiten mit und für die Kinder zu gewährleisten.
Die Bilder hat uns dankenswerterweise der Kulturhistorische Verein zur Verfügung gestellt.