Martin Karlstetter, auf einem „Feldherrenhügel“ stehend, war an diesem grauen, regnerisch kalten Spätnachmittag in seinem Element. Hatte der Landschaftsarchitekt doch federführend für die CA Immo, der das Gelände gehört, das Brachland in einigen Bereichen „umgemodelt“ und die natürliche Entwicklung quasi um 30 Jahre zurückgedreht, während der übrige Teil weiter dem natürlichen Prozess der „Verwaldung“ überlassen wird.
Noch in den 1950er-Jahren war das Areal ein magerer Standort mit hoher Artenvielfalt gewesen. Dann setzte, weil das Gelände beim Rangierbahnhof niemanden interessierte, die Weidensukzession ein. Weiden und Birken wucherten das Areal immer mehr zu. Das lockte zwar Spaziergänger und Radfahrer an, aber die Artenvielfalt ging um zwei Drittel zurück.
Karlstetter hat in den letzten 1,5 Jahren in Bereichen die Gehölzentwicklung zurückgeführt, sprich viele Büsche und Bäume roden und Humus abtragen lassen. Die Folge: Schneisen aus Kies, soweit das Auge reicht. An den Säumen allerdings kommt die Vegetation bereits zurück, wovon nicht nur mächtige Mehlige Königskerzen und etwas kleinere Kleinblütige Königskerzen zeugen. Selbst zwischen den Steinen lugen Blümchen hervor: der Hauhechel, der Weiße Steinklee, die Wilde Möhre, Ackerrittersporn, Färberkamille, viel Klatschmohn, der Natternkopf, ab und an eine Kartäusernelke … Die Landschaftsgärtner haben hier nachgeholfen und autochthones, gebietseigenes Saatgut ausgebracht.
In den nächsten Jahren geht es um Pflegemaßnahmen
In den nächsten 15 Jahren – so lange ist die CA Immo vertraglich verpflichtet, für die Pflegemaßnahmen wie die Mahd aufzukommen – ist Entwicklungspflege angesagt. Auch ist durch eine jährliche Strukturerhebung zu überwachen, wie sich das Areal entwickelt. So müssen demnächst die vielen kleinen Weidenaustriebe per Hand gezogen werden, damit die Schneisen nicht erneut zuwachsen. Auch das Indische Springkraut und der japanische Staudenknöterich, beides problematische, weil invasive Pflanzen, gilt es zurückzudrängen. Den Status eines Naturschutzgebietes hat das Areal zwar ebenso wenig wie den eines geschützten Landschaftsbestandteils, doch Karlstetter hält das Gebiet nicht für weniger geschützt vor Zugriffen der Bauwirtschaft. Schließlich sei es ausgewiesene Ausgleichsfläche, was laut Karlstetter zeitlich unbegrenzt ist, die zu einem Landschaftszug gehöre, der aufgrund seiner hohen Artenvielfalt überregional, ja landesweit Bedeutung habe.
Zauneidechsen müssen auf Hunde und Menschen trainiert sein
Karlstetter hat etliche Habitatbausteine geschaffen, auf dass sich die Zauneidechse im Gelände zwischen Lassalle- und Lahntalstr. wohlfühlen könnte. Derzeit lebt noch eine kleine Population am Bahnhof Moosach, allerdings ist sie dort durch die Baumaßnahmen der CA Immo stark eingeengt. Entdeckt haben die „Viecherl“ den neuen Lebensraum noch nicht, zumindest wurden sie dort noch nicht gesichtet. Sollte sie sich weiter einwanderungsunwillig zeigen, würden einige umgesetzt, erläuterte Karlstetter. Und langfristig, da ist sich der Landschaftsplaner sicher, werden sich Pflanzen, Tiere und Menschen, die hier Erholung suchen und ihre Hunde frei laufen lassen, „sortieren“, sich arrangieren. Denn die Zauneidechse finde hier viele Verstecke wie Wurzelstöcke, um schnell zu verschwinden, wenn sich ein Hund nähere.