Bis alle Formalitäten geklärt waren, durften die Kinder erst einmal Brotzeit machen. Dann ging’s durch die streng bewachte Eingangsschleuse ins Gemeindezentrum und schon startete die Führung durch den „Gang der Erinnerung“. Die ungemein interessierten Kinder stellten viele, viele Fragen: Was bedeuten die Namen auf dem Glas? Wie viele Namen stehen dort? Warum sind die Namen unterschiedlich deutlich zu lesen? Die Synagogenführerin erklärte den Kindern sehr kenntnisreich und doch kindgerecht, dass auf dem von hinten erleuchteten Glasband die Namen aller rund 4.500 während der Nazizeit ermordeten Münchner Juden, darunter auch Kinder, zur Erinnerung eingeschrieben wurden. Sie erläuterte den aufmerksamen Kindern auch, was die auf der anderen Wandseite eingefrästen Worte Auschwitz, Dachau, etc. sowie die Worte „erinnern“, „trauern“, lernen“ und „leben“ für die Vergangenheit und die Zukunft zu bedeuten haben.
Und dann ging’s im Treppenhaus wieder nach oben, wo im Vorraum zur Synagoge die in der Wand eingelassene Schlusssteinkapsel mit der geretteten Zeitkapsel aus der Alten Hauptsynagoge Münchens, die im Juni 1938 abgerissen wurde, die Kinder faszinierte. Nachdem auch die Jungs, die kein Kappe dabeihatten, mit einer „Leihkippa“ versorgt waren, durften alle die Synagoge betreten und im vorderen Bereich des Gestühls Platz nehmen. Die Führerin erklärte ihren Zuhörern sehr verständlich Spannendes über den Bau der Synagoge, deren Fundamentsteine an die Klagemauer in Jerusalem erinnern und in deren Ritzen gläubige Juden inzwischen ebenfalls Zettelchen mit ihren Anliegen verstecken. Sie erklärte, was die althebräischen Schriftzeichen im Raum bedeuten und wie eine Thora-Rolle geschrieben und später gelesen wird, warum die beiden Menoras im Raum nur sechsarmige Leuchter sind und dass die kleinen Rollen, die bei den vorderen Türen befestigt sind, „Mesusas“ sind und einen Thora-Abschnitt auf Pergament enthalten … Die Kinder hatten auch hier viele Fragen und hätten den Ausführungen der Führerin gewiss noch länger aufmerksam gelauscht, wenn nicht nach rund einer Stunde die Führung zu Ende gewesen wäre.
Beim anschließenden Imbiss sah Charlotte Knobloch kurz vorbei – begleitet selbst im jüdischen Gemeindezentrum von ihren Bodyguards! – und bekam von Rektorin Gabriele Bayer-Maier einige Heftchen mit den besten phantastischen Geschichten zu den sieben Tierstelen ausgehändigt. Der Verein des Freundeskreises Grundschule hatte heuer einen Schreibwettbewerb ausgelobt und die besten 17 Geschichten mit einigen Erläuterungen zum Kunstprojekt in einer Broschüre zusammengefasst.