
Der Heitzmannhof war vielen Feldmochingern und besonders den nach Feldmoching Zugezogenen erst seit wenigen Jahren ein Begriff. Nachdem der einleitende Gottesdienst für die Fronleichnamsprozession nicht mehr auf dem Zehentmeierhof gefeiert werden konnte, bot Karl Zech der Feldmochinger Pfarrgemeinde St. Peter und Paul seinen Hof an. Seit dieser Zeit wurde dort der Altar direkt bei der großen, über 70 Jahre alten Esche aufgebaut. Dieser alte Baum musste dem Bauvorhaben, Gott sei Dank, nicht weichen. Wie berichtet wird um ihn herum ein großes Areal ausgespart und er steht nun bis zum Ende des Baus auf einer eingefriedeten Insel, umgeben von den zwei angrenzenden, sich dort kreuzenden Straßen und der Baustelle. Nur die Baukräne überragen heute den hohen und weit ausladenden Baumgipfel. Dieses Verhältnis wird sich allerdings nach Fertigstellung der drei Gebäudekomplexe sichtbar ändern. Dann wird bei der Esche auch ein privater Spielplatz für die Kinder der neuen Wohnanlage errichtet werden.
Bauernhöfe prägten Jahrhunderte das Ortsbild und das Leben
Ein alter Bauernhof wie der verschwundene Heitzmannhof ist nicht nur ein altes Haus mit Nebengebäuden, das heute wegen besonderer Umstände nicht mehr gebraucht wird und darum entbehrlich ist. Bauernhöfe, ob groß oder klein, haben über viele Jahrhunderte hinweg das Ortsbild von Feldmoching und das Leben der Menschen geprägt. Die Höfe mit den dazu gehörigen Feldern, Wiesen und häufig auch Torfgruben bildeten anno dazumal die fast ausschließliche Lebensgrundlage der Menschen. Ein alter Bauernhof wie der Heitzmannhof, dessen Ursprünge der Heimatforscher Georg Mooseder (1922-2008, siehe Lokal-Anzeiger 14/2008) in akribischer Forschungsarbeit bis zum Jahr 1594 zurückverfolgen konnte, beinhaltet ein bedeutendes Stück Heimatgeschichte und Kulturgut von Feldmoching.
In Feldmoching gab es keine „gute alte Zeit“!
Die Heimatforscher für unsere Region des Gfilds, die Herren Gruber, Mooseder und Laturell, haben in ihren Büchern und Schriften viel über das frühere ländliche Leben der Bauern, Taglöhner und Handwerker geschrieben. Die Bauern in den früheren Jahrhunderten unterlagen nicht nur der Leibeigenschaft und dem drückenden Lehen von adeligen Grundherren, Klöstern, Kirchen sowie Städten. Sie mussten sich darüber hinaus mit schwierigsten Bodenverhältnissen auseinandersetzen, ihre Felder und Gehöfte wurden immer wieder von schweren Unwettern und Feuern heimgesucht. Hinzu kam die dauernde Gefährdung der Ernte durch Pflanzenschädlinge, Krankheiten und durch Wildschäden, die die kurfürstlichen Obrigkeiten wegen ihrer alleinigen Jagdrechte mit einem Überbesatz der Fluren an Wild verursachten. Hungersnöte und deren Folgen für Mensch und Tier kehrten immer wieder.
„Bauernbefreiung“ ab Anfang des 19. Jahrhunderts
Erst Ende des 18. Jahrhunderts begannen ernsthafte Bemühungen, das Los der Bauern zu verbessern. Spürbar wurde das mit der Umsetzung der späteren „Konstitution“ von 1808 von Maximilian Freiherr Montgelas unter dem ersten bayerischen König Maximilian I. Joseph und auf der Grundlage der „konstitutionellen Verfassung“ vom 26. Mai 1818 sowie folgender Verordnungen und Gesetzgebungen im Landwirtschaftsbereich für die Grundentlastung der Bauern. Dies konnte jedoch erst nach der Aufhebung der standes- und gutsherrlichen Gerichtsbarkeit und der Aufhebung, Fixierung und Ablösung von Grundlasten aufgrund eines Gesetzes von 1848 nachhaltig verwirklicht werden. Die über viele Jahrhunderte währende Trennung von Ober- und Untereigentum fiel damit weg. Grund und Boden ging an die tatsächlichen Besitzer über. Alle fortbestehenden Abgaben wurden fixiert und konnten von den Bauern abgelöst werden. Die damaligen Vorgänge waren sehr kompliziert und standen unter der ständigen Abwehr des früheren grundherrlichen Adels, der seine Pfründe schwinden sah.
Die Geschichte des Heitzmannhofes
Als einstmalige Grundherren der Hofstätte des Heitzmannhofes sind überliefert seit 1594 ein Andreas Strählhofer aus München, ein Caspar Marold und die Maroldschen Erben, seit 1689 ein „churfürstlicher Revisionsrat“ Baron v. Pfötten und seit 1802 ein Reichsgraf v. Yrsch vom Hofmarksgericht Solln.
Die Hofstätte, die mit der Heirat des Matthias Heitzmann mit der Hofbesitzerin Theresia Hagl (als Witwe oder Tochter unbekannt) im Jahr 1839 zum „Heitzmannhof“ wurde, existierte bis zum Tod ihres letzten Bauern – Karl Zech starb, unverheiratet und ohne direkte Nachkommen, am 15. Juni 2006 im 79. Lebensjahr – nach den Forschungen von Georg Mooseder lange 412 Jahre! Matthias Heitzmann heiratete in zweiter Ehe 1841 eine Anna Maria Perzl. 1862, so ist in den Aufzeichnungen von Georg Mooseder nachzulesen, bestand der Heitzmannhof aus einem Wohnhaus mit Stall und Stadel, einem Hofraum und Obstgärtchen, aus einer Torfhütte, einem Brunnen und einem Gras- und Wurzgarten. Die Betriebsfläche wurde mit 68,96 Tagwerk ausgewiesen. Seiner Größe nach war der Heitzmannhof vermutlich in der Zeit um das 18. Jahrhundert herum und in den weiteren Jahren ein Viertelhof (Lechen).
1902 entstand ein neues Haus mit Teilunterkellerung
1902 errichteten die damaligen Besitzer, Johann Heitzmann und seine Frau Walburga, geborene Wallner, wie es zur damaligen Zeit auch andere Bauern in Feldmoching taten, ein neues Wohnhaus. Das Besondere an dem Neubau war seine damals im Ort noch völlig unübliche teilweise Unterkellerung. Es wird berichtet, dass im Zweiten Weltkrieg bei Bombardierungsbedrohungen die Hofnachbarn im Keller des Heitzmannhofs Schutz suchten. (Ob ihr Leben bei einem Treffer wirklich geschützt gewesen wäre, sei dahingestellt.)
Im Dezember 1912 heiratete Maria Heitzmann, eine der fünf Töchter von Walburga und Johann Heitzmann, Georg Zech. Zugleich ging der Hof auf das junge Paar über. Maria und Georg Zech bekamen sechs Kinder, drei Mädels und drei Buben. Maria war die Älteste, gefolgt von Georg, Hans, Anna, Theresia und dem Jüngsten, dem Karl. Karl wurde 1969 Bauer des Heitzmannhofs. 1970 renovierte er sein Bauernhaus, seitdem war es so, wie wir es bis zu seinem Abriss kannten. Der Betrieb hatte früher Pferde, Rinder und Schweine. Im Jahr 1956 allerdings verdrängte ein erster Bulldog die Arbeitspferde.
Karl Zech blieb unverheiratet und kinderlos. Bis er den Betrieb aufgab, wurde er tatkräftig unterstützt von seiner Schwester Maria, verheiratete Holzner, die 2008 im 95. Lebensjahr verstarb, und deren Ehemann, Karl Holzner, der 1999 im hohen Alter von 97 Jahren starb. Schon einige Jahre vor der endgültigen Betriebsaufgabe hatte Karl Zech sein Vieh abgeschafft. Und der Feldbetrieb wurde weitgehend von einem anderen, ihm nahe stehenden Feldmochinger Bauern mit verrichtet. Aber, seit der Abschaffung des Viehs, so wird berichtet, ging es mit der Gesundheit des letzten Heitzmannhof-Bauern bergab.
Da Karl Zech aus direkter Linie kein Hoferbe nachfolgte, beschloss die Familie schweren Herzens, die Hofstätte aufzulassen und einer anderen Verwendung zuzuführen. Die zum Hof gehörenden Felder wurden an einen Feldmochinger Bauern verpachtet.
Was es mit dem Eselbauer-Hof auf sich hat
Wenn bis heute gelegentlich im Zusammenhang mit dem Heitzmannhof die Begriffe „Eselbauer“ oder „Eselbauer-Hof“ fallen, so müssen die Zusammenhänge, sollte es sich um einen früheren Hofnamen für diese Hofstelle handeln, weit zurückreichen. Denn in den Chronikaufzeichnungen fällt der Begriff „Eselbauer“ in die Zeit ab 1752/1777, und zwar im Zusammenhang mit dem damaligen Bauern Franz Sämmer und dessen Sohn Blasius. Aber vielleicht rührt der Name ja auch von einem Feldweg her, der in früheren Zeiten vom Hof in östlicher Richtung verlief und aus dem die heutige Ponkratzstr. entstand. Nach Auskunft älterer, geschichtlich bewanderter Feldmochinger hieß dieser früher „Eselbauerweg“.
Karl-Heinz Holzner gab für diesen Bericht dankenswerterweise wertvolle Informationen und stellte das Foto aus den 1930er Jahren zur Verfügung.