Neue Infos zum Bauvorhaben? Fehlanzeige. Ralf Schneider, Konzernleiter Development bei der CA Immo, erklärte: Man sei noch nicht sehr weit, habe bis dato nur einen „Anstoß gelegt“ bei der Stadt, man lote noch aus, was auf den 90.000 qm machbar sei. Thomas Rehn, Abteilungsleiter im Referat für Stadtplanung und Bauordnung, fühlte sich nicht nur „am Tribunal“, sondern stieß ins gleiche Horn: Bislang gebe es nur Testentwürfe, um auszuprobieren „was kriege ich auf so ein Grundstück drauf“. Auch sei man in Abstimmung mit anderen Referaten. Er berichtete, dass das Areal „bis zur Dülferstr.“ (auf Nachfrage erweiterte er das Baugebiet später bis hinter die Hochlandstr.) immer wieder in der Betrachtung gewesen sei, da es eine hervorragende Anbindung biete. Die Stadt habe „die Infrastruktur hergelegt“ und wolle nun natürlich die hervorragenden Potenziale nutzen. München wachse enorm, da könne „so eine Situation auf Dauer nicht bleiben“.
SPD-Stadträtin Heide Rieke, die Mitglied des Planungsausschusses ist, berichtete, dass bislang weder dieses Gremium noch der Stadtrat mit dem Bauvorhaben befasst war. Noch diskutiere der Investor mit dem Planungsreferat. Erst im nächsten Schritt werde die Verwaltung mit einem Vorschlag in die Hauptabteilungsleitersitzung gehen. Dann werde im Planungsausschuss der Eckdatenbeschluss vorgestellt und ehe ihn der Stadtrat behandle, erhalte ihn der örtliche BA zur Stellungnahme. Und was der BA sage, nehme der Stadtrat „sehr, sehr ernst“, versicherte Rieke. Und weiter: Natürlich werde das Referat die Bürger einbinden, so wie München es immer mache (die Zuhörer erheitert bis empört). Zu erfahren war von Rieke ferner, dass es vor zwei Jahren bereits eine Hauptabteilungsleiterbesprechung zu dem Thema gab.
Echte Mitsprache ist nicht lästig, sondern zeitgemäß
Bürgern wie Versammlungsleiter Reinhard Sachsinger waren diese Infos „viel zu mager“. Man wolle keine „Hochglanzveranstaltungen“, bei der Bürgerwünsche unerwünscht seien und Bürger nichts zu melden hätten, so der Tenor aus der Anwohnerschaft. Man müsse „mehr Demokratie wagen“ und eine möglichst frühzeitige, ehrliche Bürgerbeteiligung, weit vor dem Eckdatenbeschluss zulassen. Sonst hätten externe Büros für den Investor schon alles entwickelt, dann sei das Wesentliche längst beschlossen, stehe schon eine fundierte Meinung dahinter. „So wollen wir das nicht haben“, gab sich Sachsinger kämpferisch. Man wünsche, in den Planungsprozess eingebunden zu werden, um mitzusprechen, wenn Entscheidungen getroffen werden und wenn das Strukturkonzept entstehe. Entscheidungen dürften nicht mehr in geheimen „Hauptabteilungsleiterbesprechungen“ fallen.
Die anderen anwesenden Stadträte wie Jutta Koller von den Grünen („Herr Rehn führt die hehre Lehre aus, die die letzten Jahrzehnte galt, wir wollen die Interessen der Bürger vor Ort mitnehmen“), Alexander Dietrich von der CSU („ich will Ihre Meinung in den Wettbewerb mitnehmen“), Wolfgang Zeilnhofer-Rath (von der Wählergruppe HUT), Sonja Haider (ödp) und Michael Kuffer (CSU, Mitgründer der Initiative „Mit-Bürger“) sprachen sich klar für mehr Bürgerbeteiligung aus.
370 oder 950: Was geht auf ein Grundstück drauf?
Sodann präsentierte nicht etwa das Planungsreferat oder der Investor die bisher entstandenen Entwürfe, sondern
Reinhard Sachsinger von der Aktionsgemeinschaft. Sie belegen, was vorher schon als Gerücht im Umlauf war: Offensichtlich war nicht der Investor die treibende Kraft, möglichst viele Wohnungen auf das Areal zu knallen, sondern das Planungsreferat. In die Gespräche ging die CA Immo jedenfalls mit einem moderaten Entwurf, absolut passend für die Gegend. Der Aldi, der Parkplatz und vor allem die seit Generationen bestehenden Häuser sind in die Neuanlage integriert. 370 Wohnungen beziehungsweise Häuser macht eine Geschossfläche von 35.030 qm. Der Entwurf trägt das Datum 6. Oktober 2010. (Zu dem Zeitpunkt meinten die Anwohner noch, sie müssten gehen die Staatsstr. 2342 neu kämpfen? – siehe die übervolle Bürgerversammlung 2012!) Dann präsentierte Sachsinger einen weiteren Plan, datiert vom März 2013. Die alten Häuser sind verschwunden, man ist auf Geschoßwohnungen umgeschwenkt. Bei bis zu sieben Stockwerken hat sich die Geschoßfläche mehr als verdoppelt: 86.610 qm! Nun sind 920 Wohneinheiten untergebracht. Und im September 2013 war man schon bei 89.400 qm Geschoßfläche und 950 Wohnungen!
Bebauung Rahein- bis Morigglst.: Auf einem anderen Blatt Papier
Dass im Laufe des Abends auch die Bebauung des Grünstreifens zwischen der Rahein- und der Morigglstr. ins Spiel gebracht wurde, ist zwar verständlich, weil sich die Anwohner damit jahrelangem Baulärm und -dreck von zwei Seiten ausgesetzt sehen und sie diesen kleinen Grünstreifen gerne als Ausgleichsfläche vor Ort erhalten sehen möchten, trug aber nicht zur Klarheit in der Diskussion bei, auf dass der ein oder andere Zuhörer schon mal etwas durcheinander brachte. Außerdem besteht auf diesen Grundstücken, die der Stadt München gehören – das andere Areal ist weitgehend im Besitz der CA Immo –, seit über 20 Jahren Baurecht, so war zu erfahren, und die neuen Häuser orientieren sich zwar am höchsten Referenzpunkt der Gegend, fügen sich aber anstandslos ins optische Bild der Siedlung ein. Was nach Ansicht von Anwohnern auf das CA-Immo-Bauvorhaben nicht zutrifft.
Feldmochinger wünschen Bebauung mit Augenmaß
In allen Wortbeiträgen gab es keine generelle Ablehnung des Bauvorhabens, aber: Man solle beim Bauen die Verhältnismäßigkeit wahren und nicht jeden Quadratzentimeter mit zehnstöckigen Häusern vollstellen. Man solle nicht Maß und Ziel verlieren und den vorhandenen Einfamilienhäusern vier bis siebenstöckige Blöcke gegenüberstellen, so einige Stimmen. Man solle nicht den gesamten alten Baumbestand und die Biotope wegmachen, das werde man später bereuen. Wieder andere gaben zu bedenken, dass beispielsweise die Straßen Feldmochings kaum mehr aufnahmefähig seien, denn es sei doch utopisch zu glauben, die Neubürger würden wegen der Nähe zur U-/S-Bahn aufs Auto verzichten. (Machen die Feldmochinger doch jetzt auch nicht!) Wieder andere vermissen die große Zielsetzung, wohin Feldmoching wachsen soll: hier Bauernhöfe, dort Reihenhäuser, dann wieder sozialer Wohnungsbau am Walter-Sedlmayr-Platz und nun – Hochhäuser? Schön solle es werden, nicht nur draufgepackt, lautete daher ein Einwurf.
Einzig greifbares Ergebnis der teils sehr emotional geführten Debatte: Der BA-Vorsitzende Markus Auerbach erklärte sich bereit – die Unterstützung des Planungsreferats vorausgesetzt –, im Vorfeld des Eckdatenbeschlusses einen Workshop oder einen Runden Tisch mit Interessierten abzuhalten. Dort sollen verschiedene Modelle, auch solche, die ausgemustert wurden, vorgestellt und diskutiert werden.