Sehr schön anzusehen waren etwa die Reiter, gewandet im traditionellen roten beziehungsweise schwarzen Jagdrock, die elegant die nördliche und südliche Gartenanlage entlangritten, begleitet von einer Hundemeute. Sie demonstrierten, wie es zu Zeiten der bayerischen Kurfürsten zuging, als die Hofgesellschaft zum Vergnügen in den ausgedehnten Wäldern um München ihrer Passion huldigten. Jagdhornbläsergruppen begleiteten den Jagdverlauf stilgerecht mit Signalen ihrer Parforcehörner und natürlich wurden die munteren Foxhounds zum Abschluss der Jagd wieder mit dem Curée, in diesem Fall einem Pansen, belohnt.
In einem anderen Teil des Parks erläuterte der Verein „Reiten im Damensattel“, der es sich zum Ziel gesetzt hat, eine schon fast vergessene Reitkultur zu erhalten und weiterzugeben, an einem „lebenden Objekt“ die Konstruktion und Funktion eines Damensattels, den richtigen und sicheren Sitz in selbigem sowie die traditionelle Ausstattung und Etikette.
Der alljährliche Höhepunkt aber war die Präsentation und die Einzelparade der historischen Kutschen bei der Gartenterrasse des Schlosses. Auch heuer erläuterten Anette Mezger und Toni Bauer fachkundig und äußerst informativ den vielen Zuschauern, worauf es bei den traditionellen Pferdegespannen ankommt, die noch vor 100 Jahren vom Adel und dem gehobenen Bürgertum für Reisen, Ausflüge, sportliche Vergnügungen oder Fahrten in die Oper genutzt wurden. Die Kutschen, Karossen und Pferde-Omnibusse, teils im Original erhalten, teils originalgetreu restauriert, müssen beispielsweise originalgetreu angespannt werden: entsprechend dem Gefährt entweder in Stadtanspannung (bei lackierten Kutschen) oder – bei naturfarbenen Kutschen – in Landanspannung. Und natürlich müssen auch Kutscher, Beifahrer und Fahrgäste entsprechend der Mode der Zeit, in der die jeweilige Kutsche im Gebrauch war, gekleidet sein. (Eine Ausnahme bildete da nur Oberschleißheims Erster Bürgermeister Christian Kuchlbauer, der als Gast bei einem der Wagen mitfuhr.)
Ein besonders stimmiges und schönes Bild gaben die Besitzer eines original amerikanischen Buggy ab – der Bau dieses filigranen Wagens wurde erst durch die Entdeckung des Hickeroy-Holzes, einer Art Eiche, vor an die 140 Jahre möglich. Vater und Tochter präsentierten sich ganz im Stile von „Im Winde verweht“: sie mit einem aufwendigen Kleid à la Scarlett O’Hara und er – ganz Rhett Butler. Selbst den feinen Filzhut hatten sie in Deutschland bei der hessischen Hutfirma Wegener originalgetreu fertigen lassen. Gelebte Tradition eben, wie die Kommentatoren meinten.
Ein anderes Vereinsmitglied präsentierte einen um 1900 gebauten kleinen Pferde-Omnibus, wie ihn anno dazumal Hotels nutzten, um ihre feinen Gäste von der Bahn abzuholen. Er fuhr, trotz schwarzer Anspannung, mit einer hellbraunen Leine, was, wie die fachkundigen Kommentatoren erklärten, durchaus üblich war zu jener Zeit. So konnte die Leine an den Handschuhen aus Hundeleder nicht abfärben, frei nach dem Motto: „Nur was praktisch ist, kann Stil sein.“
Wem diese Art der Information zu „trocken“ war, der konnte sich im weitläufigen Park an einem der Essens- und Getränkestände laben, gemütlich auf einer Parkbank sitzen und das Auge über die prächtigen Blumenrabatte schweifen lassen oder im Park flanieren beziehungsweise eine Gondelfahrt unternehmen.
Fazit: Alles in allem war die Veranstaltung wieder sehr gelungen – wenngleich sie inzwischen eine Besucheranzahl erreicht hat, die fast die umliegenden Parkplätze sprengt und sich Hobbyfotografen vor ablichtungswürdigen Objekten schier auf die Füße traten.