Wer heute im Münchner Norden krank wird, hat oft ein Problem: Viele Ärzte haben in den letzten Jahren aufgehört: die Gemeinschaftspraxis Dechamps/Dr. Fuhrmann/Dr. Oster, die Kinderärztin Dr. Gobmeier und die Internisten Dr. Moosauer/Dr. Dr. Döschl. Etliche Praxen wurden gar nicht mehr nachbesetzt – man denke an die Frauenarztpraxis von Dr. Prause an der Schleißheimer Str. oder die Allgemeinarztpraxis von Dr. Steudemann am Feldmochinger Anger. Andere werden nun mit weniger Ärzte weitergeführt, wie die Gemeinschaftspraxis an der Ittlingerstr., die nun nur noch von zwei Ärzten betrieben wird. (Da die zudem ein Paar sind, gehen sie natürlich gemeinsam in den Urlaub, während die Jahrzehnte davor die Praxis stets mit mindestens einem Arzt besetzt war.) Auch dem Thema Hausbesuche – gerade bei einer älter werdenden Gesellschaft ein wichtiges Thema – stehen die jungen Ärzte ablehnend gegenüber.
Und nun sollen auch im Münchner Norden noch mehr Arztpraxen aufgegeben werden? Dazu Landtagsabgeordneter Unterländer: „Dies hätte nach einer Berechnung der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns zur Folge, dass im Münchner Norden im Bereich des 24., 10. und 9. Stadtbezirks insgesamt über 140 Arztsitze (Hausärzte) wegfallen würden. Bei den Fachärzten ist die Zahl noch wesentlich größer. Gemeinsam mit Bezirksrat Rainer Großmann habe ich mich bereits im vergangenen Jahr hinsichtlich der potentiellen Unterversorgungssituation am Hasenbergl mit einem runden Tisch dafür eingesetzt, dass die Situation dort verbessert wird und durch entsprechende Werbeaktionen bzw. Gemeinschaftspraxen und Zweitpraxen das Versorgungsdefizit gerade für ältere Menschen nicht zu groß wird. Wir wehren uns mit einer Initiative massiv gegen die zwangsweise Nichtnachbesetzung von Arztpraxen, da die Berechnung des Verbands der Ersatzkassen etwas über die Relation von Einwohnern pro Arzt aussagt, nicht jedoch über die Versorgungssituation. Dies gilt vor allen Dingen für verschiedene Strukturen wie das Hasenbergl oder für die Fachärzteschaft im gesamten Münchner Norden. Deswegen werden wir gegenüber den Kassen entsprechend tätig werden.“
Rein rechnerisch hat Deutschland mehr als genug Ärzte. Laut dem Wissenschaftlichen Institut der AOK etwa gibt es heute über ein Drittel mehr berufstätige Ärzte als Anfang der 1990er-Jahre und seit Mitte der 1970er-Jahre hat sich die Arztdichte in Deutschland sogar mehr als verdoppelt. München und sein Umkreis beispielsweise gelten heute als überversorgt. Aber während in der Münchner Innenstadt das Hausarztprinzip fast erfüllt ist – in jedem Haus ein Arzt! (der Versorgungsgrad liegt in München insgesamt bei 130 %) – und Starnberg gar die bundesweit höchste Versorgungsdichte aufweist mit 148 %, zieht es in den Münchner Norden wie in die ländlichen Regionen weniger junge Ärzte – das Klientel gilt hier oft als weniger zahlungskräftig und die Arztfamilien wünschen sich ein attraktiveres Umfeld. Und die Situation könnte sich weiter verschlimmern, denn in den nächsten Jahren werden weitere Hausärzte, gerade im 24. Stadtbezirk, aus Altersgründen ihre Praxis aufgeben. Schlimm, wenn sie nicht nachbesetzt werden könnten!