
Stöttham kurz vor der Wahl. Bürgermeister F.X. Irlacher (wie immer sehr präsent und überzeugend: Reinhard Forster) sitzt fest im Amtssessel. Das ist durchaus wörtlich gemeint. Denn der unangefochtene Irlacher schert sich wenig um wartende Bürger, um Akten oder Anträge. Wichtig ist ihm, die Weißwürst’ wohltemperiert und in Ruhe genießen zu können.
Gemeindebeamter Wimmerl – schön, Maxi Zuleger mal nicht als tollpatschigen jugendlichen Liebhaber zu sehen, denn auch in dieser Rolle ist er großartig! – hält ihm dienstbeflissen die störenden Bürger vom Leib. Mit Ärmelschoner, akkurat gezogenem Scheitel, Taschenuhr und Brille gibt er den peniblen, langsam vor sich hinarbeitenden Beamten, so wie man ihn sich klischeehaft vorstellt: stets mit der Ordnung beschäftigt, mit „Grenzsteinvermessungsberichtigungs-“ oder Passanträgen sich herumschlagend und natürlich: immer jammernd ob der vielen Arbeit und der knappen Zeit.
Wie immer oder doch mal was Neues?
Doch nun haben die Frauen die Nase voll: Großbäuerin Maria Villmayrin (Michaela Knobloch mit wunderbarer Mimik), die sich nach dem Ableben ihres Mannes über einen Nachbarn ärgert, der zwei Ackerschar weit in ihr Feld hineinpflügte; Kramerin Apolonia Hanftl (herrlich witzig dargestellt von Paula Stratz), die schon seit drei Monaten auf ihren Pass wartet, um auf „Minga“ fahren zu können. Denn mit „Justav“ Stüder (klasse: Detlef Thiemann) taucht ein Hoffnungsträger aus dem hohen Norden auf. Er spricht von Gemeinwohl, das vorgehe, tritt forsch auf und sagt der Gemütlichkeit im bayerischen Verwaltungsapparat den Kampf an. Die Frauen sind begeistert und werden seine eifrigsten Wahlhelferinnen. Die Männer dagegen
unterstützen den alten Bürgermeister, der plötzlich etliche Gänge hochschaltet, Aktenberge abarbeitet und sogar, wenn auch widerwillig, einem Rededuell mit seinem Konkurrenten zustimmt. Gut, dass die Bürgermeistersgattin (Marina Kolmeder) eine ganze Liste an Wahlversprechungen findet. Denn mit der Wahlkampfkampagne seiner Helfer – ein „lebendes Wahlplakat“ mit seinem Konterfei und dem Wahlspruch „wia immer eahm“ – ist Irlacher nicht zufrieden. Wie wohl die Zuschauer, die zur Wahl aufgerufen sind (ein witziger Regieeinfall, wie auch die Einfahrt des Wimmerl per Rad viel Erheiterung hervorrief!), das nächste Mal abstimmen werden?
P.S.: Das Bühnenbild ist wieder einmal sehr gelungen und mit großer Liebe zum Detail gestaltet (Fritz Jenewein), wie auch der Umbau erstaunlich rasch erfolgte (verantwortlich für den Bühnenbau: Franz Steiner).
In den weiteren Rollen: Kellnerin Rosa (Manuela Schuster), Metzger und Feuerwehrhauptmann (Franz Steiner), Bauer Hartl Heignmoser (Sepp Haider), Bauer Bart Krutzbichler (Erwin Weingärtner) und Pfannenflicker Henschl (Hannes Kagerbauer). Das Soufflieren übernimmt Christa Holzer, Alfred Nespor ist für die Technik zuständig und Conny Thiemann für die Maske. Für die Bühnenausstattung/Requisiten sorgte Georg Hölzl.