Egal ob es um die Auswirkungen der EEG-Umlage auf die Industrie im Münchner Norden gehe, um Integration von Menschen mit multikulturellem Hintergrund, um neue Bezirkssportanlagen oder um die Förderung von Kunst und Kultur: Die Politik verschiebe Fragen, Probleme und vor allem Lösungen gerne auf eine andere Entscheidungsebene. Vom Bund auf das Land, vom Land auf die Kommune. Das gehe am Ende zu Lasten der Transparenz und der Bürger, lautete der Tenor der MandatsträgerInnen. Deshalb, so hieß es in einem Gespräch mit Vertretern der Münchner Presse am 23. Januar weiter, arbeiteten sie als starkes Team Hand in Hand – auf allen Ebenen nach der Devise „Gemeinsam hinschauen, zuhören und Lösungen finden“.
Stark wachsende Viertel brauchen mehr gesellschaftliche Infrastruktur
Die sportpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag und stellvertretende Landessportbeirätin Diana Stachowitz möchte auf der Grundlage eines längst geforderten Sportentwicklungsplans die dringendsten Maßnahmen zur Förderung des Schul- und Vereinssports unter Einbeziehung der betroffenen Einrichtungen vorantreiben. Angesichts der fortlaufenden Stadtteilverdichtungen mit der Folge einer anwachsenden Bevölkerung, so auch im 24. Stadtbezirk, müsste dieser Entwicklung auch die gesellschaftliche Infrastruktur folgen und zumindest den zusätzlichen Bedarf abdecken. Es dürfe nicht sein, dass immer noch stark wachsende Wohngegenden in der Stadt wie die Fasanerie (mit mittlerweile rund 4.500 Einwohnern) mit Einrichtungen wie Sportplätzen hinterherhinkten. Man denke nur an den FC Fasanerie und seine Trainingsbedingungen! Die Kooperationsbemühungen unter benachbarten Vereinen zur gemeinsamen Nutzung von Sportflächen und Sportanlagen seien weitgehend ausgeschöpft und könnten nur übergangsweise helfen. Für den FC Fasanerie werden dringend erweiterte Kunstrasenplätze benötigt und vor allem Flächen gesucht. Auch bei der Spielvereinigung Feldmoching reichten die vorhandenen Sportflächen längst nicht mehr aus, damit alle Mannschaften zeitgerecht zu Trainingseinheiten und Wettkämpfen antreten könnten. Auch diese Probleme sind bekannt. Wo soll da noch kooperiert werden?
Erschwerend kommt hinzu, dass die Jugendlichen, politisch und pädagogisch gewollt, mehr und mehr ganztags in der Schule sind und dass folglich die Zeiten, in denen sie freien Sport machen können, immer kürzer werden. Ein für den 11. Juni angepeiltes Gespräch zur Sportentwicklung im Münchner Norden mag zu den Problemen im Stadtbezirk mehr Aufschluss bringen und vielleicht auch mit Lösungsangeboten überraschen.
In anderen Stadtbezirken des Münchner Nordens geht es hier und dort aber auch mit Projekten voran, wie etwa mit einer lange geforderten Bezirkssportanlage in Moosach. Wenn die langfristigen Nutzungskriterien für die Zentrale Hochschulsportanlage der TU München nicht durch ministerielle Verweigerungen behindert würden, so Stachowitz, dann könnte auch der SV Olympiadorf Concordia und dem Baseballclub München Caribes geholfen werden.
Die Anlagen der ehemaligen Olympia-Regattastrecke müssen nicht nur für die Zukunft erhalten, sondern nach neuzeitlichen Anforderungen des Leistungswettkampfs sowie des Breitensports für Schulen, Vereine und Individualsportler hergerichtet werden. Auch für Menschen mit einer körperlichen Behinderung sollten diese Anlagen wie alle Sporteinrichtungen via Barrierefreiheit zugänglich sein, wie es Ministerpräsident Horst Seehofer 2013 ohnehin für alle öffentlichen Einrichtungen im gesamten Freistaat bis spätestens 2023 versprochen hat. Der Freistaat solle sich an den Kosten für die Sanierung dieser Anlage beteiligen, forderte die SPD-Sportpolitikerin, etwa im Rahmen des Sonderförderungsprogramms für behindertengerechten Umbau von Gebäuden. Damit würde die Staatsregierung einen sichtbaren Beitrag zur Umsetzung der Europäischen Behindertenrechtskonvention leisten.
Bei der ärztlichen Versorgung hapert es im Münchner Norden
Bei der ärztlichen Versorgung im Münchner Norden sieht die Landtagsabgeordnete Ruth Waldmann, Sprecherin für Familie, Soziales und Integration, noch deutliche Defizite, die möglichst bald geschlossen werden sollten. Zwar gebe es in München insgesamt sehr viele Ärzte, aber diese konzentrierten sich zu sehr auf die innenstadtnahen Stadtviertel. In den weniger wohlhabenden Regionen des Nordens gebe es zu wenige niedergelassene Haus- und Fachärzte, so die Einschätzung der Sozialpolitikerin. Als Beispiele für die Unterversorgung seien etwa die Stadtteile Am Hart und Feldmoching zu nennen. Außerdem bestehe großer Bedarf an geriatrischen Versorgungseinrichtungen für ältere Patienten nach deren Entlassung aus der Akutbehandlung.
Am Hasenbergl werde ferner dringend eine kinderpsychologische Praxis benötigt. Derartige Praxen seien heute vom Hasenbergl – aber auch von anderen nördlichen Stadtteilen – aus zu weit entfernt gelegen. Aus diesen Perspektiven komme der Zukunft des Schwabinger Krankenhauses eine besondere Bedeutung zu.
Einen weiteren Schwerpunkt in diesem Jahr sieht Waldmann in der Flüchtlingshilfe allgemein und im Speziellen in der Unterbringung und Betreuung (Asylsozialberatung) der Erwachsenen und der unbegleiteten Jugendlichen. Der gegenwärtige Personalschlüssel von 1:100 beziehungsweise 1:150 sei viel zu gering und den täglichen Aufgaben und Anforderungen an eine humane Betreuung nicht angemessen. Das große Engagement der Ehrenamtlichen sei unverzichtbar, es müsse aber dringend eine Ausweitung des professionellen Betreuungsschlüssels seitens des Freistaats kommen. In diesem Zusammenhang kündigte die Politikerin Gesetzesentwürfe ihrer Fraktion für Mindeststandards in Flüchtlingsunterkünften sowie zum bürgerschaftlichen Engagement im Rahmen des Bayerischen Ehrenamtsgesetzes an.
Kulturempfang als Forum für Kulturschaffende & Interessierte
Mit dem Motto „Kunst und Kultur prägen das Leben einer Stadt“ will sich die kultur- und hochschulpolitische Sprecherin der SPD im Bayerischen Landtag Isabell Zacharias dafür einsetzen, dass die Kultur noch mehr in die Stadtviertel gebracht wird und so allen Menschen zugänglich wird. Das Kulturzentrum 2411 diene seit Oktober 2012 den Stadtbezirken Feldmoching-Hasenbergl und Milbertshofen-Am Hart als kulturelles Informations- und Kommunikationszentrum. Außerdem fördere die Stadt gezielt zahlreiche kleinere Initiativen, womit die unterschiedlichsten Bevölkerungsschichten erreicht werden könnten. Die kulturelle Bildung der Kinder müsse noch tiefer im Schulalltag verankert werden. Die Schule mit Ganztagsbetreuung sei dafür eine grundlegende Voraussetzung. Am 15. April, so kündigte die Politikerin an, werde bei einem Kulturempfang für den Münchner Norden mit Kulturschaffenden, VertreterInnen von Kultureinrichtungen sowie mit kulturinteressierten Bürgern eine Plattform zum gegenseitigen Austausch geboten.
Auf dem Foto von links: Florian Post, Ruth Waldmann, Diana Stachowitz, Isabell Zacharias (Foto: Reinhard Krohn)