Wiewohl die Baustellenbesichtigung am Mühlweg um 14 Uhr begann – eine unchristliche Zeit für viele Arbeitnehmer –, fanden sich zahlreiche Anwohner, Interessierte und Politiker (der Landtagsabgeordnete Joachim Unterländer, die Stadträte Heide Rieke und Alexander Dietrich, BA-Vorsitzender Markus Auerbach und etliche BA-Mitglieder) ein, so dass rasch Bauhelme, Warnwesten und Gummistiefel aus waren. Ob des unerwarteten Andrangs wurden zwei Gruppen gebildet, denn das Baufeld zur Probebohrung der Firma Karo-san ist doch sehr begrenzt.
Seit knapp zwei Wochen unternimmt diese Spezialfirma, die jahrzehntelange Expertise in Sachen grabenlose Rohrerneuerung und Spezialbohrungen im Deponiebau besitzt, aber auch am City Tunnelbau in Leipzig beteiligt war, einen Pilotversuch. Aus dem vorhandenen Dükerschacht mit nur 1,50 m Durchmesser werden mit Spezialmaschinen bei hohem Drehmoment Rohre vorgeschoben –1,5 bis 2 m in der Stunde. So sollen bis zu 30 m lange Drainrohre raus aus dem verdichteten Erdreich der alten Spundwandtrasse gelegt werden, um das anströmende Grundwasser zum Düker zu leiten. Die Edelstahlrohre mit selbstreinigenden (?) Hochleistungsfiltern der Firma Stüwa werden dabei nicht ins Erdreich gebohrt, sonst würde feiner Sand eindringen und Erdreich nachlaufen, wie Karo-san-Geschäftsführer Werner Zimmer erläuterte. Vielmehr verdränge man mit den Maschinen nach einem patentierten Verfahren bis zu 60 t Erde.
Laut Zimmer läuft „alles nach Plan“ und auch der MSE-Werkleiter Kanalbau Robert Brenner sprach von einem „erfolgversprechenden Verfahren“.
Dass die Filter ob des Rohrdurchmessers nur 25 l pro Sekunde schaffen und auch nur drei Rohre in verschiedenen Stockwerken und Fächerungen pro Düker geplant seien, monierten allerdings einige in der Materie inzwischen äußerst kundige Anwohner. Man müsse doch mit 150 l anströmendes Grundwasser rechnen, wandten sie ein. Auch kritisierten Untermühl-Anwohner, dass die Arbeiten am Mühlweg der Siedlung herzlich wenig bringe, was Brenner zwar teilweise bestätigte, jedoch einwendete, dass diese Sanierung wichtiger Teil des Gesamtkonzepts sei, da dort der Nordwestsammelkanal wie ein Sperrriegel quer zur Grundwasserströmung liegt.
Wie geht es mit den sechs Dükern an der Heppstr. weiter?
Sollte das Verfahren wirklich erfolgreich sein, möchte MSE idealerweise so alle sechs Düker an der Heppstr. ertüchtigen, wobei sich ob der dichten Bebauung die Auffächerung der Kanalrohre etwas schwieriger gestalten dürfte. Denn welchem Grundeigentümer behagt schon die Vorstellung, dass unter seinem Haus durchgebohrt wird – mögen die Spezialisten der TU München auch meinen, dass Kies nicht sehr setzungsempfindlich sei und entsprechende Messungen einfach zu lösen seien. Weiter wurde diskutiert, ob im westlichen Abschnitt des Mühlwegs bis hin zum Eishüttenweg noch rechtlich unzulässiger Aufbeton vorhanden ist, der abzugraben sei. Nachgehakt wurde auch, warum man nicht einfach die Drainrohre vom Kanal aus wegbohre Gegenargumente: Zum einen müsste man für tüchtige Drains in einem flachen Winkel bohren, was technisch schwierig sei, zum anderen führe der Kanal beständig Wasser. Ein Thema war ob der zeitaufwändigen Sanierung auch das Umpumpkonzept, das das RGU nun MSE angeordnet hat und drei Pumpen in der Heppstr. vorsieht, die bei hohem Grundwasserstand das aufgestaute Wasser ausnahmsweise in den städtischen Kanal schaffen sollen.