Wer es versteht, diese Nichtwähler anzusprechen, hat ein großes Potenzial und da nach der Wahl vor der Wahl ist, betrieb der SPD-Ortsverein Feldmoching-Hasenbergl am Donnerstag den 19. März zusammen mit der Landtagsabgeordneten Diana Stachowitz eine eingehende Wahlanalyse und debattierte die Folgen für den nächsten Wahlkampf, denn im 24. Stadtbezirk verbergen sich etliche „blinde Flecken“ mit Potenzial für eine höhere Wahlbeteiligung.
So hat auch der Stimmbezirk 24012 noch Luft nach oben. Dieser Bezirk setzt sich aus sehr unterschiedlichen Bevölkerungsschichten zusammen: hier überwiegend gut situierte, meist ältere Feldmochinger in Einfamilienhäusern „über der Bahn“ (Asenpruner-, Bernhard-, Fischl-, Franz-Kötterl-, Langenpreisinger-, Ratold-, Richard-, Sighart- und Zeitlerstr. sowie Rambertweg), dort Wohnblöcke mit einem hohen Anteil an Bewohnern mit Migrationshintergrund (Blodig-, Dülfer-, Grohmann-, Paulcke- und Wellenkampstr. sowie Stanigplatz). Hier gingen immerhin noch 29,7 % zur letzten Landtagswahl – wenngleich es 2008 noch 36,5 % gewesen waren. Bei der Wahl zum Bezirksausschuss 2014 lag die Wahlbeteiligung aber auch nur noch bei 15,6 %.
Obwohl im Bezirksausschuss die konkrete Politik für die Leute vor Ort gemacht wird, so referierte Stachowitz, besagen sämtliche Wahlanalysen, dass die Menschen vor allem zu Wahlen gehen, die wie die Bundestagswahlen bedeutend sind. Selbst auf dem Land seien Kommunalwahlen weniger interessant und hätten daher eine geringere Wahlbeteiligung – es sei denn, es gebe spannende personelle Duelle. (Und vielleicht liegt es ja auch daran, dass die Feldmochinger, die früher mal ganz in der Nähe bei der Bahnhofswirtschaft ihr Kreuzchen machen durften, heute zur Paulcke-Schule ins Hasenbergl gehen müssen – ein weiter Weg gerade für ältere Bewohner!)
Was also tun, um weite Wählerschichten wieder zu erreichen und Potenzial zu heben? Wer gar nicht wolle, so Stachowitz, den hole man auch nicht. Konzentrieren müsse sich die Partei auf die, die ansprechbar seien. Etwa mit Werbebroschüren, die nicht mehr so diffizil formuliert seien, sondern verständlicher für jedermann und in deren Sprache. In der die wahlentscheidenden Themen Wirtschaft & Arbeitsplätze, bezahlbarer Strom und Mieten sowie die kalte Progression angesprochen werden. Denn mit TTIP, Griechenland und Eurorettung – auf die die anwesenden SPDler natürlich am Abend öfters abschweiften und ebenso leidenschaftlich diskutierten wie über das Schulsystem und die dort fehlende Vermittlung von politischer Bildung – gewinnt man hier nicht, wie die SPD-Ortsvorsitzende Manuela Massaquoi nüchtern feststellte.
Da Politiker persönlich meist nichts mit der Lebenswirklichkeit der Menschen vor Ort zu tun haben, gelte es hinzuschauen, so Stachowitz, und auf die Bürger zuzugehen mit Zielgruppenwahlkampf bis zum letzten Tag (denn laut Analyse der Friedrich-Naumann-Stiftung entschieden sich 2013 21 % der Wähler am Wahltag und 20 % in den letzten Tagen davor), die Botschaft mit „Aktionen direkt am Bürger“ zu den Menschen zu tragen und diese auch mitzunehmen bei Planungen – aber sie dabei nicht zu überfordern oder zu frustrieren: Denn vieles sei nicht machbar von deren gut gemeinten Vorschlägen, sei es aufgrund der rechtlichen oder finanziellen Rahmenbedingungen (der Bürger als „Träumer“). Ferner sollten die Wahllokale „barrierefrei“ auch im übertragenen Sinne gestaltet werden, etwa für Migrantinnen mit deutschem Pass. Es bleibt also noch viel zu tun bis zur nächsten Wahl!