
Komödien funktionieren gut, wenn sie Charaktere stark überzeichnen und Klischees bedienen: der Wirt, der selbst sein bester Gast ist; der geschmeidige Preiß mit großer Klappn, der sich im schnuckeligen Bollerbach niederlässt; bayerische Ureinwohner, die „ein Problemchen mit dem Hirnschmalz haben“; alte Jungfern, die als Dorfratschn jede Zeitung ersetzen; dotschige Lehrbuam mit frecher Goschn à la Rudi (wie immer zum Totlachen: Maxi Zuleger).
Bayerische Komödien strahlen stets einen unnachahmlichen Charme aus, sie lassen Heimat, Zuhause (die Wirtsstube, in der das Stück spielt, ist bis ins kleinste Detail liebevoll ausgestaltet!) und Familie als wichtige Werte hell erscheinen, gerade im Kontrast zur modernen Welt außerhalb der Stubn, außerhalb des Dorfs, außerhalb von Bayern, wo es „knallharte Locations“ gibt, Discos, GPS, Facebook …
„Jeld is nich alles. Man muss es nur haben“
Der Gasthof „zum blauen Krug“ steht kurz vor der Pleite. Die Wirtsleut, Matthias (Reinhold Forster – wie immer klasse) und Monika Birkmoser (Marina Kolmeder), sind verzweifelt: kaum Gäste, und die wenigen, die kommen wie der Wurzer Bene, ein knorriger Hagestolz (die Rolle ist Georg Hölzl wie auf den Leib geschneidert!), und sein weibliches Pendant, die Nachbarin Thilde (Christa Holzer ist eine altjüngferliche Ratschkathl, wie sie im Buche steht) haben kein Geld. Trotzdem sprechen sie den geistigen Getränken gerne zu, um ihren (un)eingestandenen Kummer und Frust (über den abgeschmetterten „Rauchergottesdienst“) zu ertränken. Für sie ist der „blaue Krug“ Familienersatz.
„In diesem Mann schlummert der Wahnsinn“
Plötzlich fährt ein „protziger Kübel“ vor. Aussteigt Jörg Knuppe, unüberhörbar wg. seiner Berliner Schnauze: ein Nordlicht (herrlich gespielt von Detlef Thiemann, der, wiewohl gebürtiger Sachse, perfekt berlinert und sich in seiner Rolle offensichtlich pudelwohl fühlt). Der bringt nicht nur neue Ideen in die Wirtsstubn, sondern scheint auch Geld zu haben. Der Fremde wird beäugt (Bene), angeschmachtet (Thilde) und ein klein wenig bewundert (Monika). Da Knuppe mit Geld nur so um sich wirft, die Avancen der Thilde grob abwehrt, während er mit der Wirtin eine Spritztour im Cabrio macht, werden etliche Bollerbacher immer misstrauischer. Hat das Nordlicht die Bank im Nachbarort ausgeraubt? Doch Knuppe ist „nur“ vor seiner Etepetete-Frau (einer pickfeinen Düsseldorferin, sehr gut gespielt von Conny Thiemann!) auf der Flucht, auf dass die Geschichte rasch ihrem Höhepunkt auf dem Kirchturm zusteuert.
Auch politische Prominenz genoss den Abend
Zur Premiere kamen nicht nur zahlreiche Feldmochinger, Stiftsbewohner und „Auswärtige“ – auch etliche Politiker genossen den unterhaltsamen Abend: der CSU-Landtagsabgeordnete Joachim Unterländer, SPD-Stadträtin Heide Rieke, CSU-Bezirksrat Rainer Großmann, SPD-Bezirksausschussvorsitzender Markus Auerbach sowie Max Bauer, der Vorsitzende des Gesamtvereins Feldmoching.
Bühnenbau (Verantwortung): Franz Steiner; Bühnenmalerei: Fritz Jenewein; Bühnenausstattung & Requisiten: Georg Hölzl; Technik: Alfred Nespor; Maske: Conny Thiemann, Brigitte Dürr; Kostüme: Georg Hölzl; Souffleuse: Brigitte Dürr.
P. S.: Das Team vom neueröffneten Café Nashorn im Augustinum servierte vor der Aufführung und in der Pause nicht nur Getränke, sondern auch verschiedenartig belegte Semmeln, und das zu sehr moderaten Preisen. Wie zu hören war, wird es im Café Nashorn, das inzwischen an Samstagen und Sonntagen auch Frühstück ab 8 Uhr anbietet, demnächst wieder selbst gemachte Kuchen geben. In den letzten Wochen wurden sie vom Café an der Münchner Freiheit bezogen, auf dass nicht mehr jede Naschkatze damit zufrieden war.