Über 2.300 Häftlinge starben nachgewiesenermaßen in diesem bewusst vergessenen einzigen Münchner Konzentrations- und Judenvernichtungslager. Es ist das Verdienst von Stadtteilhistoriker Klaus Mai dessen Geschichte in den letzten Jahren erforscht und ins allgemeine Bewusstsein gerückt zu haben – und seine Recherchen dauern an und fördern immer wieder neue Details des Grauens zu Tage, etwa dass es in Ludwigsfeld auch Massengräber gab, so unterhalb des Fußballplatzes und der westlich davor gelagerten Grünfläche.
Zur kleinen Gedenkfeier beim Denkmal des ehemaligen KZ-Außenlagers am Tag der Befreiung kamen nicht nur einige Mitglieder des hiesigen Bezirksausschusses (u. a. der Vorsitzende Markus Auerbach) sowie Vertreter von BMW, der Münchner Volkshochschule, dem Verein „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ und der KZ Gedenkstätte Dachau, sondern auch zahlreiche Nachfahren ehemaliger KZ-Häftlinge aus Holland, darunter auch zwei 91-jährige Holländer, die seinerzeit im KZ-Außenlager waren und für BMW schuften mussten. Auch einer der US-Befreier hatte es sich nicht nehmen lassen, trotz hohen Alters zu kommen.
Klaus Mai unternahm im Anschluss eine kleine Führung durch die Siedlung, um den Nachfahren die Dimension des Lagers – es war ursprünglich für rund 4.000 Gefangene ausgelegt, beherbergte zu Kriegsende aber über 12.000 Häftlinge, da viele in den letzten Tagen aus anderen Lagern hierher kamen – vor Augen zu führen. Aber auch, um ihnen beispielsweise das alte Trafohäuschen an der Kristallstr. zu zeigen, das den Strom für die Lagerumzäunung lieferte, oder den Lagereingangsbogen beim Onyxplatz sowie die alte Sanitätsbaracke, in der heute der TSV Ludwigsfeld seine Umkleideräume hat. Auch wollten die Kinder und Enkelkinder der ehemaligen holländischen Gefangenen sehen, welche Wegstrecke ihre (Groß-)Väter täglich bei Wind und Wetter auf dem Weg zum Flugmotorenwerk von BMW zurücklegen mussten.
P.S.: Mitte des Jahres wird sich der Münchner Stadtrat mit einer Beschlussvorlage befassen, wie die beiden ehemaligen Baracken in der Siedlung Ludwigsfeld Denkmalschutz-konform saniert und in eine kleine Gedenkstätte samt kultureller Gemeinschaftsnutzung für die jetzigen Bewohner der Siedlung umgestaltet werden können, um den einstigen KZ-Häftlingen ein ehrendes Gedenken zu sichern.