
Schön schaut sie aus, die neue Standarte des Kulturhistorischen Vereins, die Max Bauer, der langjährige Vorstand und jetzige Kassier, am Sonntag, den 14. Juni stolz in der Kirche zum Altarraum trug und nach dem Festgottesdienst bei der Aufstellung der Fahnenabordnungen vor der Kirche und dann zum Salut beim Kriegerdenkmal in den weißblauen Himmel reckte.
Das ist die neue Vereinsstandarte
Auf der Vereinsseite zeigt die Standarte, auf dunkelblauem Samt sehr schön ausgestickt, das Wappen des Kulturhistorischen Vereins. Die Heimatseite ziert, wie es in Bayern so Brauch ist, eine Ortsansicht von Feldmoching anno dazumal. Vorlage dafür war eine Postkarte aus dem Jahr 1907, die sich im Vereinsarchiv befindet. Das Kriegerdenkmal samt Mariensäule ist hier noch nicht umtost vom Verkehr, sondern steht in einer kleinen Grünanlage. Fein eingestickt sind auf dem roten Samt ferner die
Kirche St. Peter und Paul, ein paar hingeduckte Bauernhäuser und die Wirtschaft vom Kaiser. Wie es sich gehört, ist auf dieser Seite auch der Vereinsname mit Gründungszahl und Jahreszahl der Fahnenweihe eingestickt. Und passend zum dunkelroten Samt trug auch die Fahnenabordnung – mit dabei die Fahnenmutter Juliane Parzefall, die seit 20 Jahren ein sehr aktives Vereinsmitglied ist und vor rund fünf Jahren mit ihrem Antrag den Anstoß für die Vereinsfahne gab – farbig schön abgestimmt Sakko beziehungsweise Dirndlschürze und -tuch.
Gestickt hat die neue Standarte die renommierte Fahnenstickerei Kössinger in Schierling.
„Die Heimat zu erforschen ist eine ehrwürdige Aufgabe“
Lange schon haben sich die Mitglieder des Kulturhistorischen Vereins auf dem Gfild eine Fahne gewünscht. Wer in seinen Statuten die „Erforschung, Darstellung und Verbreitung der Geschichte und Volkskultur des Münchner Stadtteils Feldmoching und seines unmittelbaren Umlandes“ als Vereinsziel definiert hat, sollte schließlich auch selbst Brauchtum leben. Und zu einem „richtigen“ Verein gehört eben – auch und gerade in heutiger Zeit – eine Vereinsfahne. Sie schafft Identität, vermittelt Zugehörigkeit und bindet ein ins religiöse Brauchtum des Jahreskreises. Doch ohne Weihe ist
eine Standarte nichts anderes als ein buntes Tuch. So jedoch wirkt der Segen auch auf die Gemeinschaft, die sich unter ihr versammelt, wie Pfarrer Kurzydem in seiner Festpredigt erläuterte. Er erinnerte an die vielen Vorträge und Veranstaltungen, die der Kulturhistorische Verein in den letzten 25 Jahren organisierte und bei denen stets die Menschen, ihr Leben und ihre Schicksale, ihr Glaube, ihre Arbeit und Kultur im Mittelpunkt standen. So habe der Verein mitgeholfen, dass Feldmoching für die Bewohner Heimat bleibe oder werde, auch im geistigen Sinne, und trage dazu bei, dass Gott in das Leben der Menschen hineinwirke und St. Peter und Paul Zentrum bleibe, nicht nur zu großen Festen. Denn ohne Christus gebe es keine wahre Heimat.
Viele Gäste gaben dem Verein die Ehre
Nach Böllersalut sowie Senken der Fahnen vor der Mariensäule und den Kriegerdenkmalen ging’s für alle auf ins Pfarrheim, wo die engagierten Mitglieder des Kulturhistorischen Vereins sehr gut für Speis und Trank sorgten. Unter den Gästen: natürlich die Fahnenabordnungen, Politiker (unter anderen: der Landtagsabgeordnete Joachim Unterländer und Bezirksrat Rainer Großmann von der CSU sowie Stadträtin Heide Rieke und der BA-Vorsitzende Markus Auerbach von der SPD), Vertreter anderer kulturhistorisch ausgerichteter Vereine wie der Freunde von Schleißheim (der wie immer witzige Otto Bürger schenkte dem Kulturhistorischen Verein eine Medaille von Ferdinandus Maria Bavariae Dux Elector, dem einzigen Wittelsbacher, der 1679 im Schleißheimer Schloss das Zeitliche segnete); der Feldmochinger Männergesangverein, der im Festgottesdienst auf Wunsch des Kulturhistorischen Vereins die „Deutsche Bauernmesse“ von Annette Thoma zu Gehör
gebracht hatte mit dem bekannten Andachtsjodler sowie zum Auszug der Fahnenabordnungen die noch viel bekanntere Hymne „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“ von Ludwig van Beethoven; das Volkstheater Feldmoching, das für den Jubiläumsverein, quasi als Geschenk, im Laufe des Nachmittags den passenden Einakter „Die verhinderte Festrede“ von Theo Musselmann aufführte. Der Vinzenz Beisser, gespielt von Reinhold Forster, muss als Vorstand anlässlich der 50-Jahr-Feier
des Krieger- und Veteranenvereins Lochharting auch eine Rede auf seinen „Vader“ (Sepp Haider) halten, der für seine 50-jährige Vereinszugehörigkeit geehrt wird. Doch er kann sich die Rede partout nicht merken, zudem wird er ständig gestört: Der Vater besäuft sich vor Aufregung, die einfältige Magd Zilli (Marina Kolmeder) findet Vinzenz’ Lesebrille nicht, damit der seine Rede entziffern könnte, und seine gut vernetzte Frau, die Rosa (Christa Holzer), weiß schon jetzt, wer weshalb über das Fest stänkern wird. Gut nur, dass der Simmerl, ein Freund des Vaters aus Kriegszeiten, diesen wieder „flott bekommt.
Von Ehrungen und Festreden
Durch das bunte Programm führte, mal mit Witz, mal mit viel Kenntnis etwa in Sachen bayerischer Sprache und Gebräuche – Gerhard Holz. Musikalisch umrahmt wurde der Nachmittag vom Duo Musi & Gsangl. Helmut Kessler, der zusammen mit Volker D. Laturell Initiator der Vereinsgründung war und der es sich auch an diesem Tag nicht nehmen ließ, alles zu filmen, hielt sodann eine Rede, wie es zur Gründung des Vereins kam. Der sei damals bitter notwendig und längst überfällig gewesen, um noch Kulturgüter vor der Vernichtung zu bewahren, so Keßler. Er erinnerte ferner an die Arbeit wichtiger Dorfchronisten wie des Oberlehrers an der
Feldmochinger Volksschule und Obmann für Heimatforschung und Volksbildung, Joseph Schmidhuber, an das Gründungsmitglied Hans Gruber, an die Heimatforscher Volker D. Laturell und Georg Mooseder, die beide viel über die Geschichte von Feldmoching und Umgebung geforscht und geschrieben haben, an Reinhard Bauer, der ein Buch über
Feldmoching-Hasenbergl verfasste, an die vielen Ausstellungen des Vereinsmitglieds Klaus Mai und an die „Dorfschreiberlinge“ des Lokal-Anzeigers, die wir neben der aktuellen Berichterstattung auch gerne historische Themen aufgreifen, man denke nur an unsere Serie zu den Bauernhöfen Feldmochings.
Und natürlich wollen wir nicht vergessen zu erwähnen, dass die 9 noch lebenden Gründungsmitglieder einen Bierkrug als symbolisches Geschenk erhielten: Johann Höß (war schon wieder in seiner Bierstubn), Georg Hölzl, Sepp Kofler, Helmut Keßler, Hans und Franz Theimer, Fritz Wallner, Siegfried Ziegler (konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht so lange bleiben) und Reinhard Bauer (fehlte wegen einer eigenen Veranstaltung). Und zu guter Letzt: Hans Theimer, der seit 1993 das Archiv des Vereins mit viel Engagement führt und fast täglich dort anzutreffen ist, wurde wegen seiner großen Verdienste um den Verein zum Ehrenmitglied ernannt.
Fotos: Gerlinde Danziger, Klaus Mai und Renate Regnet