Um die Kosten für den Verein Stadtteilkultur 2411, der das Klassikevent wieder organisierte, in Grenzen zu halten, aber auch um zusätzliche Werbeeffekte in Form von Zuschauern für die Veranstaltung zu generieren, griff man heuer erstmals auf „heimische“ Kräfte zurück: die vereinigten Kirchenchöre der Milbertshofener Pfarreien St. Lantpert und St. Georg. Sie sangen unter der Leitung von Dipl.-Kirchenmusiker Otmar Heinz von St. Lantpert, der die große Sängerschar sehr präzise dirigierte – bei den auch abends noch hohen Temperaturen nicht nur eine mentale Anspannung, sondern auch eine physische Herausforderung, auf dass der Dirigent immer wieder zum Handtuch greifen musste, um den Schweiß wegzuwischen. Auch eine der Sopranistinnen dürfte den Abend als anstrengend in Erinnerung behalten, sang sie ihre Partie doch hochschwanger, natürlich im Stehen. Die meisten Anpassungsprobleme hatte bei der hochsommerlichen Hitze jedoch das Cembalo: Es musste kurz vor Konzertbeginn noch einmal komplett nachgestimmt werden, hatte es sich doch um einen halben Ton verschoben!
Der Chor wirkte trotz seiner beachtlichen Größe stets gut koordiniert, dass man sich leicht vorstellen kann, welche Arbeits- und Probenvorbereitung dahintersteckt. Obwohl der Chor ja
aus zwei verschiedenen Chören bestand, fanden die Sänger immer zu einer harmonischen Einheit zusammen und stellten vor allem bei Bach ihr Talent für komplexe polyphone Strukturen unter Beweis. Dabei war der Chor nie zu laut, gab aber dennoch den Solisten einen würdigen Antipoden. Ganz großes Lob also an die Chormitglieder, die eine Leistung erbrachten, die weit über das Laien-Niveau hinausgeht.
Als Solisten traten auf: Alice Paper-Burghardt (Sopran), Susanne Breu (Mezzosopran), Claudia Schneider (Alt), Nikolaus Pfannkuch (Tenor), Marcus Weishaar (Baß) – junge SängerInnen mit einer fundierten universitären musikalischen Ausrüstung und mit bereits ausgiebiger Bühnenerfahrung in Sachen Opern, Oratorien, kirchliche Werke etc.
Begleitet wurden Chor und Solisten von dem Orchester „Ensemble Lodron“. Das Ensemble, benannt nach der Salzburger Gräfin Antonia Lodron, einer Mäzenin Mozarts, der das Musikgenie auch einige seiner Werke widmete, wurde 1989 von dem Münchner Geiger Ulrich König gegründet. Es führt vor allem Kammermusik und Kammerorchesterstücke auf, begleitet aber auch Instrumentalisten und gestaltet regelmäßig große Messen und Oratorien zusammen mit Chorvereinigungen.
Schade nur, dass die beiden Werke nicht so lange dauerten wie die Aufführungen vergangener Jahre. So kamen die Konzertbesucher kaum in den Genuss der fantastischen Lichtinstallation, die den nüchternen Backsteinbau in eine farbenprächtige Kulisse verwandelt. Selbst am Ende des Konzerts gegen halb zehn Uhr war es fast noch zu hell dafür.