Die Städtische Berufsschule für den Einzelhandel Mitte sowie die staatliche FOS/BOS Wirtschaft bleiben am Standort Lindwurmstr. 90. Die Räume in der Heidemannstr. 164 werden künftig von der Städtischen Rainer-Werner-Fassbinder-Fachoberschule für Sozialwesen als Filialstandort genutzt.
Von Anfang an war der Zeitplan für das Schulzentrum Nordhaide eng bemessen. Die FOS leidet in ihrem bisherigen Standort an der Lindwurmstr. 90 unter akuter Raumnot, die im Schulzentrum Nordhaide ab September 2015 kein Problem mehr darstellt. Um dieses zeitliche Ziel zu erreichen, führte das Baureferat ein gestrafftes Wettbewerbsverfahren durch und hielt alle Planungs- und Ausführungsphasen so knapp wie möglich. Eine durchgängige, unterbrechungsfreie und parallele Bearbeitung der bis zur Ausführung erforderlichen Planungsphasen war erforderlich. Dies bedeutete, dass keine Zeitreserven für unvorhergesehene Verzögerungen wie Firmeninsolvenzen oder Aufschübe im Vergabeverfahren vorhanden waren.
Trotz Insolvenz Zeitplan eingehalten
Im Juni 2011 wurde der vom Baureferat ausgelobte nichtoffene Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem EU-offenen Bewerbungsverfahren entschieden. Eine besondere Herausforderung des Wettbewerbes war, das umfangreiche Raumprogramm unter Einhaltung der planungsrechtlichen Vorgaben auf einer überbaubaren Grundstücksfläche von nur 53 mal 103 Meter optimal unterzubringen. Das insgesamt etwa 20.000 Quadratmeter große Grundstück liegt östlich der Schleißheimer Str. nahe der Dülferstr. Der Entwurf von Schulz & Schulz Architekten ging als Sieger hervor. Der Stadtrat beauftragte das Baureferat im März 2013 mit der Realisierung, der Baubeginn erfolgte im April 2013. Die genehmigten Projektkosten lagen bei knapp 59,8 Mio. Euro. Eine besondere Herausforderung für das Baureferat war die Insolvenz der beauftragten Baumeisterfirma im Juni 2013. Der enge Zeitplan konnte nur durch die sehr schnelle Durchführung des Verhandlungsverfahrens und Auftragserteilung an eine andere Firma eingehalten werden. Die voraussichtliche Abrechnungssumme wird bei etwa 50 Mio. Euro liegen, was Einsparungen in Höhe von zirka 9,8 Mio. Euro gegenüber den genehmigten Projektkosten bedeutet.
Der Schulneubau bildet entlang der Schleißheimer Str. den nordwestlichen Abschluss des Wohngebiets Nordhaide. Gleichzeitig schafft er den räumlichen Übergang in das Naturschutzgebiet der ehemaligen Panzerwiese. Das Schulgebäude verfügt über einen einladenden Vorplatz zum südlich gelegenen Einkaufszentrum Mira und zur Schleißheimer Str. hin. Auf diesem Schulplatz wird die Arbeit „Baumschule“ des Rotterdamer Künstlerkollektivs „Observatorium“ im Rahmen von Quivid, dem Kunst-am-Bau-Programm der Stadt München, bis Ende 2015 entstehen: Sie stellt ein „gekipptes“ Klassenzimmer dar. Der Raum wird 1:1 in Beton nachgebaut und hochkant auf eine Seite gestellt. An Stelle der Unterrichtstafel wird eine Graupappel gepflanzt. Die Skulptur bringt das Innere des Schulgebäudes nach außen und verleiht dem Vorplatz ein symbolisches Wahrzeichen für Unterricht, Begegnung und Bildung. Sie markiert eine Ecke des Schulgrundstücks und lädt zum Treffen und Verweilen ein. Um den Baum herum sind Sitzbänke geplant.
Keine Riegelbildung durch Schule
Durch den Freiraum zwischen Schule und Einkaufszentrum liegen die beiden großen Gebäude in einem verträglichen Abstand zueinander. Um keinen „Riegel“ zur Wohnbebauung entstehen zu lassen, entwickeln sich die oberen Geschosse ausschließlich in Ost-West-Richtung. Über dem Erdgeschoss gliedert sich das Gebäude in einen fünfgeschossigen Bau zur Schleißheimer Str. und zum Vorplatz sowie in einen viergeschossigen Bau nach Osten zur Wohnbebauung hin. Im Erdgeschoss schließt die Sporthalle den Vorplatz gegenüber der Wohnbebauung ab. Zum nördlichen Grünraum und zu den Sportflächen ist das Erdgeschoss durchlässig und transparent wie ein „Tor ins Grüne“.
Das Schulzentrum wird nach seiner Fertigstellung von mehr als 1.300 Schülerinnen und Schülern besucht. Etwa 100 Lehrkräfte werden dort arbeiten. Die einzelnen Schularten mit ihren unterschiedlichen Schülerstrukturen stellen eigenständige Einheiten dar. Sie haben jeweils eine eigene Verwaltung sowie eigene Unterrichtsräume und sollen nach Möglichkeit auch organisatorisch eigenständige Einheiten bilden. Das Gebäude wird abhängig von der jeweils aktuellen Bedarfslage der einzelnen Schulen flexibel genutzt, wobei räumliche Einheiten pro Schule gebildet werden sollen. Daher sind an den Nahtstellen zwischen den Schulen neben den gemeinsamen Nutzungen sowohl Verwaltungs- als auch Unterrichtsbereiche angesiedelt. Vor dem Hintergrund zukünftig sich ändernder Schülerzahlen und möglicher Änderungen der Schulorganisation bietet das Gebäude ein Höchstmaß an räumlicher Flexibilität im Hinblick auf sich ändernde Nutzungs- und Raumanforderungen. Deshalb wurden die Trennwände der Klassen in Trockenbauweise errichtet. Zusätzlich befinden sich Hohlraumböden in den Schulräumen, um Nachinstallationen zu ermöglichen.
Im Erdgeschoss befindet sich das Foyer, das über den Haupteingang vom Schulplatz erreicht wird. Die Schulfamilie und auch externe Veranstalter können dort Events mit bis zu 437 Teilnehmern durchführen. Diese Möglichkeit bieten auch die Aula für bis zu 500 Besucher und der Präsentationsraum für maximal 200 Besucher. Im Speisesaal mit Küche ist Platz für 150 Personen. In drei Durchgängen können hier zirka 300 Mahlzeiten ausgegeben werden. Die Dreifachturnhalle mit Tribüne für maximal 140 Zuschauer ist sowohl für die Schulen als auch die Nutzung durch externe Sportvereine konzipiert. Im Untergeschoss bietet das Schulzentrum eine Tiefgarage mit 93 Stellplätzen.
Das Gebäude hält sämtliche Anforderungen des energieeffizienten Bauens ein. Es verfügt auf dem fünfgeschossigen Teil über eine Photovoltaikanlage mit 620 Quadratmetern Modulfläche, die jährlich rund 93.000 Kilowattstunden Strom in das öffentliche Netz einspeist.