Der Kulturhistorische Verein Feldmoching hat in seinem umfangreichen Archiv nicht nur dieses alte Foto, sondern auch einen Bericht aus dem Freisinger Tagblatt aufbewahrt, der einen Tag nach dem großen Ereignis erschien. Hier der Bericht eines Zeitzeugen.
„Über den Verlauf der Kriegerdenkmal-Enthüllung in Feldmoching, welche wir bereits in letzter Nummer meldeten, erhalten wir von einem Mitgliede des Veteranen- und Kriegervereins Neustift, welch letzterer dieses schöne Fest mit Fahne mitmachte, folgenden Bericht. Wir kamen an dem gestrigen wunderschönen Sonntagsmorgen morgens ½ 9 Uhr am Bahnhof in Feldmoching an, nachdem wir in Neufahrn durch den dortigen Veteranen-Verein mit Fahne stattliche Verstärkung und in Schleißheim durch die freiw. Feuerwehr, den Veteranen-, Krieger- und Schützenverein mit Fahnen bedeutenden Zuwachs bekommen hatten, und durch eine auf dem Kirchturme von Feldmoching angebrachte, weißblaue Fahne schon von Weitem begrüßt worden waren. Hier begrüßte uns ein Ausschußmitglied des Veteranen-Vereins Feldmoching und lud uns ein, die Ankunft des Münchner Vorortzugs abzuwarten und mit den mit demselben ankommenden Vereinen in das Dorf zu marschieren. Kurz nach 9 Uhr traf dieser Zug ein und entstiegen demselben nicht nur eine große Anzahl Münchner Vereine mit prächtigen Fahnen, sondern auch das Bundespräsidium, an der Spitze desselben Generallieutenant v. Waagen, welcher die inzwischen in langer Reihe aufgestellten Vereine abschritt und jeden Verein mit „Guten Morgen Kameraden“ begrüßend, ein schneidiges „Guten Morgen Exzellenz“ als Gegengruß freundschaftlich entgegennahm.
Mit klingendem Spiele marschierten die Vereine nun in das Dorf und nahmen Aufstellung neben den mit früheren Zügen, mit Wagen und zu Fuß angekommenen Vereinen. Am Eingange des Ortes wurde das Präsidium vom Herrn Bürgermeister und Herrn Lehrer begrüßt und hatte Herr General für diese Herren freundschaftliche Worte des Dankes für den Empfang und für die Ehrung seiner Krieger. Nach einem Zuge durch die untere Hälfte des Dorfes nahmen die Vereine dann Aufstellung um den, vor dem noch umhüllten Denkmale, aufgerichteten Altare und ein hochwürdiger Ordensgeistlicher bestieg die Stufen desselben, um eine warme Anrede an die Anwesenden zu halten und hierauf die Weihe des Denkmals vorzunehmen, von dem unter Böllersalven die Hülle gefallen war, und welches sich nun in ganz Schönheit und Pracht den Versammelten darbot. Das Monument, aus Untersberger Hofbruchmarmor gefertigt, baut sich auf zwei Granitstufen auf. Es enthalt in seinem unteren Teile auf allen vier Seiten je eine Schriftplatte aus schwedischem Granite. Auf der Platte der Vorderseite findet man die Inschrift: „’In Treue fest.’ Errichtet von der Gemeinde Feldmoching ihren Kriegern der Feldzugsjahre 1866 und 1870/71 am 15. August 1897.“
Die drei anderen Schrifttafeln enthalten die Namen aller jener, welche die Feldzüge oder einen Teil derselben mitgemacht haben; bei den bereits Verstorbenen ist ein Kreuz angefügt, auch der Truppenteil , in welchem selbe gedient haben, ist bemerkt. Über diesem Sockel erhebt sich ein Übergang vom Viereck zum Achteck, der in vier Metallreliefs Kriegstrophäen zeigt und dann zum Kreis sich ausbildend in eine Säule mit Kapitäl übergeht, welche eine Madonna in Metall gegossen trägt. Ein reiches Eisengitter an Granitpfosten befestigt, umschließt das Ganze. Das gesamte Monument macht einen, dem Zwecke und Ernste der Sache, zu deren Erinnerung es errichtet wurde, entsprechenden feierlichen Eindruck und gereicht dem Orte zur großen Zierde, sowie der Gemeinde und dem Kriegervereine zur allseitigen Anerkennung. Es hat eine Höhe von sieben Metern und soll auf ca. 4000 Mk. zu stehen kommen.
Nach der von benanntem hochw. Hrn. Franziskaner-Pater celebrierten Feldmesse, welcher die Umstehenden voll Andacht beiwohnten und während welcher eine Musikkapelle passende Tonstücke zum Vortrag brachte, bestieg der Ortspfarrer hochw. Herr Wolfgang Holzapfel die Tribüne, um die Festrede zu halten, reich an Inhalt, tiefergreifend und mächtig erhebend und ausklingend in ein dreifaches Hoch auf Sr. K. Hoh. den Prinzregenten Luitpold, in welches begeistert eingestimmt wurde, und nach welchem die Musikkapelle die Königs-Hymne spielte. Nach der Rede des hochw. Hrn. Pfarrers trat Sr. Excellenz Herr Generallieutenant v. Waagen vor das Kriegerdenkmal, gedacht der verstorbenen Kameraden und legte einen mächtigen Lorbeerkranz mit seidener, breiter Widmungsschleife an den Stufen nieder; nach Abspielung des Gebetes, bestieg dann Seine Excellenz die Tribüne, sprach im Namen aller erschienenen Vereine den wärmsten Dank für die Einladung zu dieser erhebenden Feier aus und brachte ein Hoch der Gemeinde Feldmoching und seinem Kriegervereine, worauf die „Wacht am Rhein“ gespielt wurde. Hierauf ergriff noch das Wort Herr Lehrer von Feldmoching, um Namens des Herrn Bürgermeisters dem hohen Präsidium und allen werten Gästen den Dank auszusprechen für den ehrenden Besuch und brachte ein Hoch dem 1. Präsidenten des Bayerischen Veteranen-, Krieger- und Kampfgenossenbundes, Sr. Excellenz Herrn Generallieutenant von Waagen, dem Gesamtpräsidium und allen Vereinen. Nach der Anheftung sehr schöner, wertvoller Erinnerungsbänder an die Fahnen und einem flott ausgeführten Vorbeimarsch der anwesenden 36 Veteranen- und Kriegervereine und fünf freiw. Feuerwehren war der offizielle Teil des Festes mittags 12 Uhr beendet und verteilten sich die Vereine in die vier guten Wirtschaften des Ortes um sich am vorzüglichen Münchener Stoff zu erquicken. Nachmittags vier Uhr begann das Fest-Konzert und hielt Gäste und Feldmochinger noch lange beisammen. Wir aber kehrten abends sechs Uhr wohlgemut wieder in unser Vereinslokal zurück mit dem Bewusstsein, ein schönes Fest mitgefeiert zu haben.“
Soweit der Bericht des Zeitzeugen im Freisinger Tagblatt vom 16. August 1897.