
Zehn Jahre Hasenbergl waren für Markert eine gute, eine „ganz, ganz prägende Zeit“. In der Evangeliumskirche hat sie geheiratet. In der Evangeliumskirche wurde ihr Sohn getauft. Hier hatte sie intensive und schöne Begegnungen, viele persönliche Kontakte, hier erlebte sie eine gute Feier- und Festkultur, quasi eine „Theologie des Essens“, wie sie schmunzelnd erzählt. Und die Kirche selbst mit dem in der Nacht leuchtenden Kirchturmkreuz sei ein großer Schatz, so schwärmt sie.
Und doch, nach zehn Jahren Arbeit in und für die Evangeliumskirche wollte sie noch einmal den Wechsel. („Wir Pfarrersleut’ sind auch ein Stück weit Wanderleut’.“) Sie bewarb sich, nach dem Okay der Familie und von Dekan Seegenschmiedt, auf eine Ausschreibung im Amtsblatt – und wurde Ende Juni dem Dachauer Kirchenvorstand vorgestellt, der sie prompt wählte. Nun zieht Markert in den Allerheiligenferien samt Familie ins Pfarrhaus nach Dachau-Ost. Sie hinterlässt ihrer/m NachfolgerIn ein gut bestelltes Feld, eine Gemeinde, die gute Perspektiven hat, „eine echte Perle“.
Markert, die in Erlangen und München evangelische Theologie sowie Philosophie, Theaterwissenschaften und Gesang im Nebenfach studierte, trat 1997 ihr Vikariat in Feldkirchen bei München an. Von 2000 bis 2005 hatte sie in Waldkraiburg die 2. Pfarrstelle inne. Als 2004 plötzlich ihr Kollege starb, musste sie vertretungsweise die Leitung von fast 6.000 Gemeindemitgliedern, von vielen Kindertagesstätten und einem großen Seniorenzentrum übernehmen.
Ans Hasenbergl kam sie 2005 durch eine Stellenausschreibung im Amtsblatt. Ihr erster Weg führte sie damals an den Computer, wo sie sich sogleich von der kirchlichen Homepage sowie dem breit aufgestellten Profil und den facettenreichen Aktivitäten in der Gemeinde angezogen fühlte. Am Palmsonntag lernte sie während des Gottesdienstes auch die Gemeindemitglieder kennen. Alles passte.
Die besonderen Herausforderungen am Hasenbergl
Bedingt durch den demografischen Wandel, der sich gerade am Hasenbergl drastisch bemerkbar machte, musste und muss die evangelische Gemeinde einen schmerzhaften strukturellen Wandel durchlaufen. Einst umfasste die Gemeinde 7.500 Mitglieder, heute sind es unter 2.500. 60 % davon sind über 60 Jahre alt. Denn die Leute, die einst Anspruch auf Sozialwohnungen hatten, sind inzwischen alt. Deren Kinder, die eine gute Ausbildung erhielten und eine gut bezahlte Arbeit bekamen, hatten keinen Anspruch auf sozialen Wohnraum. Sie mussten vom Hasenbergl wegziehen. So überwiegen auch heute noch in der Gemeinde die Bestattungen die Taufen und Hochzeiten, wenngleich einige „Neuzugänge“ zu verzeichnen sind. Nach Ansicht von Markert wird sich die Gemeindestärke wohl bei 1.700 bis 1.800 Mitgliedern einpendeln, was immer noch einer „normalen“ Gemeindegröße entspreche, für einen so großen Stadtteil aber natürlich nicht angemessen sei. Aber das bei der Nachverdichtung angestrebte Mischmodell habe nicht funktioniert.
Der Mitgliederschwund wirkte sich direkt auf die kirchlichen Angebote – was wird noch gebraucht und vor allem: Welche Dienste kann man überhaupt noch aufrechterhalten? – und die kirchlichen Immobilien aus, die es ja zu unterhalten gilt. Das Gemeindehaus an der Weitlstr. wurde inzwischen verkauft und für das große Gotteshaus am Stanigplatz mit 450 Sitzplätzen liegen eine Machbarkeitsstudie und ein Konzept zum Umbau in ein „Diakonie-Kirchenzentrum“ vor. Dafür würde die Kirche geteilt. Der östliche Teil des Gebäudes mit dem Altar soll sakraler Raum mit 200 Sitzplätzen bleiben. Er könnte bei Bedarf um das anschließende Foyer erweitert werden. Der westliche Teil soll aufgestockt und zum Diakonieverwaltungszentrum umgebaut werden.
Diakonie-Kirchenzentrum soll Gemeinde zukunftssicher machen
Diakonie und evangelische Kirche arbeiten am Hasenbergl schon seit Jahrzehnten erfolgreich zusammen, was Pfarrerin Markert bei der Beratung Hilfesuchender stets als hilfreiche Begleitung zu schätzen wusste. Und so freut sie sich, dass sie das gemeinsame Zentrum als großes Projekt, das die Gemeinde zukunftsfest machen soll, auf den Weg bringen durfte. Jetzt müssen die Pläne durch die Entscheidungsgremien und es gilt, ein Finanzierungskonzept zu erstellen. Genügend Arbeit also für die/den NachfolgerIn.
Apropos Nachfolger. Sechs bis zwölf Monate Vakanz sind bei einem Pfarrerwechsel in der evangelischen Kirche derzeit üblich, berichtet Markert. Aber vielleicht erhält die Evangeliumskirche wegen der besonderen Situation – sie ist mit der Dekanstelle gekoppelt und Prodekanatssitz – eine Vakanzverkürzung. Und Markert vertraut auf den Kirchenvorstand, der stets kreativ und ohne Denkverbot in viele Richtungen agiere. Aber erst einmal freut sie sich auf den Festgottesdienst zum Abschied.