
Rund 80 Besucher lauschten an diesem Abend dem Vortrag von Klaus Mai, darunter Anna Andlauer (Lagergemeinschaft Dachau), Katrin Habenschaden (Stadträtin Fraktion Bündnis90/Die Grünen), Dr. Dirk Riedel (KZ Gedenkstätte Dachau), Ulrich Fritz (Stiftung Bayerische Gedenkstätten).
Die Begrüßung und Einführung übernahm Prof. Dr.-Ing. Winfried Nerdinger, der Gründungsdirektor des NS-Dokumentationszentrums. Er gab dabei Informationen zum Thema „Zwangsarbeit“ und würdigte die unendlich mühevolle Arbeit von Klaus Mai zum Themenkomplex „Dachau-Allach“. Auch hier könnte man eigentlich eine Außenstelle einrichten, meinte Nerdinger. Sein Kommentar zur Dokumentation von Klaus Mai: „Er hat seine Arbeiten in diesem gewaltigen, mächtigen Buch zusammengefasst und Sie haben sicher vor kurzem in der Süddeutschen Zeitung gelesen, dass er auch noch neue Funde gemacht hat, ein Massengrab entdeckt hat, darüber wird in der Presse ausführlich berichtet.“
Auf seine neuen Funde kam Referent Mai jedoch erst am Ende seines Vortrags zu sprechen. Zu Beginn zeigte er ein Bild, das ihm von BMW zur Verfügung gestellt worden war. Man sieht darauf einen Werkmeister bei der Zylinderkopf-Produktion und KZ-Häftlinge beim Zusammenbau in Halle 2 des BMW-Lagers. Das Toto stammt aus dem Jahr 1943. In seinen Ausführungen erklärte Klaus Mai anhand von Bildern den KZ-Außenlagerkomplex Dachau-Allach. Er war einst das drittgrößte Nebenlager des KZ Dachau und das größte Konzentrationslager in München. Allein aus dem „SS Arbeitslager“ waren im Zwei-Schicht-Betrieb ab dem Winter 1942/43 5.500 KZ-Häftlinge direkt für BMW tätig und bauten Flugzeugmotoren.
Systematische Vernichtung durch Arbeit
Ab August 1944 wurden zusätzlich 1.100 jüdische Häftlinge des OT-Lagers Allach-Karlsfeld vorrangig im Baukommando „BMW-Bunkerhalle“ beschäftigt. Viele von ihnen fielen der systematischen „Vernichtung durch Arbeit“ zum Opfer. Mai stellte die Situation der Häftlinge und die Entwicklungen im letzten Kriegsjahr bis hin zu den Evakuierungen und Todesmärschen im April 1945 dar.
Es folgte eine lebhafte Fragerunde. Besonderes Interesse fand das Thema „Noch vorhandene Massengräber auf dem KZ-Gelände“. Klaus Mai erläuterte anhand einer Luftaufnahme vom 20. April 1945, auf welche Punkte sich seine Vermutung über vorhandene Massengräber stützen. Bewiesen wird dies unter anderem durch Aufzeichnungen und Pläne französischer Häftlinge, die immer wieder über Bestattungen in Massengräber auf dem KZ-Gelände vor der Befreiung durch die Amerikaner berichteten.
Schlusswort von Klaus Mai: Ich empfehle immer: „Nachschauen, ob drin ist, was draufsteht. 70 Jahre nach Kriegsende sollte es uns das wert sein.“
Klaus Mai, geboren in München, studierte nach der Lehre Politikwissenschaft, Jura und Philosophie in München, Augsburg und Jugoslawien. Er arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrer.