Josef Schmid ist Jahrgang 1969, sein „Tourenwagen“, ein nostalgisch-schöner VW Bulli, Jahrgang 1968.
Gemeinsam sind sie derzeit auf Stadtteiltour, denn Schmid sucht unter dem Motto „Schmidsprechen“ den Dialog mit den Bürgern. Er möchte nicht „Politik vom Rathaussessel aus machen“, wie er immer wieder betont, sondern die Vielfältigkeit des Münchner Stadtlebens erkunden. So könne er erkennen, welche Probleme es in ganz München gebe und welche spezifisch für einen Stadtteil seien. Am Donnerstag, den 7. März kam Schmid in den 24. Stadtbezirk, begleitet von Stadträtin Mechthilde Wittmann, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Bezirksausschusses 24, Rainer Großmann sowie weiteren kommunalpolitischen Funktionsträgern aus dem Stadtbezirk.
Zunächst besuchte Schmid in einem nichtöffentlichen Termin die Grundschule an der Feldmochinger Str. und zeigte sich später erfreut, dass es dort nach langen Jahren des Investitionsstaus vorwärtsgehe und dass die Schulleitung nun einen Zeithorizont habe und wisse, dass es im Mai losgehe und in zwei Jahren der Umbau erledigt sei. „Die Schule sieht Licht am Ende des Tunnels“, so Schmids Resümee.
Weiter ging die Tour zu „Lichtblick Hasenbergl“ ganz im Norden Hasenbergl.
Ein Lichtblick für 3- bis 21-Jährige
Die Leiterin der Einrichtung Lichtblick, Sozialpädagogin Johanna Hofmeir, war wie immer, wenn sich hoher Besuch einstellt, sehr erfreut, die vielfältigen Leistungen der von ihr vor 20 Jahren am Hasenbergl gegründeten Einrichtung zu erläutern. Für sie und ihr engagiertes Team aus hauptamtlichen wie zahlreichen ehrenamtlichen MitarbeiterInnen sei die Präsenz in der Öffentlichkeit eine wichtige Grundlage ihrer Arbeit.
Die Einrichtung Lichtblick basiert auf dem von Johanna Hofmeir seit 1993 entwickelten ganzheitlichen pädagogischen Programm, das genau auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen im Hasenbergl-Nord zugeschnitten ist, die einen erhöhten Förder- und Fürsorgebedarf haben. Besonders Kinder und Jugendliche aus einem bildungsfernen und sozial labilen Familienumfeld, denen die Vorbilder im engsten Umfeld fehlen, sollen so unter fachkundiger Obhut persönliche und soziale Kompetenz entwickeln, um schließlich ihren Weg zu einer milieuunabhängigen Karriere in der schulischen und beruflichen Ausbildung mit erfolgreichen Abschlüssen gehen zu können.
Im Lichtblick Hasenbergl können bis zu 85 Kinder und Jugendliche betreut werden. Vom Kindergarten für Drei- bis Sechsjährige (den Glühwürmchen und Sternschnuppen) über den sogenannten Basisbereich für sechs- bis neunjährige Kinder (den Indianern und Rittern) bis hin zum Aufbaubereich für die zehn- bis dreizehnjährigen Teenies (den Piraten und Lerntigern) umfasst eine jede Gruppe 12 Kinder, die von zwei beziehungsweise drei Fachkräften betreut werden. Aus dem Jugendbereich der 14- bis 16-Jährigen können 18 Jugendliche aufgenommen und fachmännisch betreut werden. Schließlich erfasst die Jugendarbeit auch den Bereich der 17- bis 21-jährigen Auszubildenden. Diesen Jugendlichen bietet das Lichtblick ein fachkundiges Fundament bei der Ausbildungsbegleitung bis zum erfolgreichen Berufsabschluss.
Die Förderung von Eltern
Ein weiteres Betätigungsfeld ist die Förderung bildungsferner und sozial benachteiligter Erwachsener, in erster Linie der Eltern der Kinder, die den Lichtblick besuchen. Erstes Ziel ist, eine Vertrauensbasis zu bilden und deren Bereitschaft zu gewinnen, sich mit Hilfe von Fachpersonal Kompetenzen in den wichtigsten Lebensbereichen aufzubauen, wobei in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule der Überwindung von Sprachbarrieren eine große Bedeutung zukommt. Nur in ihrem weiteren Umfeld emanzipierte Eltern schaffen damit eine Plattform, ihren Kindern eine wirksame schulische Begleitung angedeihen zu lassen und deren Zukunft positiv zu bestimmen.
Lichtblick braucht Förder- und Spendengelder
Diese segensreiche Arbeit gibt es auch bei sehr viel ehrenamtlichem Engagement nicht gratis. Doch der Kostenaufwand für die Einrichtung Lichtblick Hasenbergl ist eine sehr erfolgversprechende Investition. Denn Präventivarbeit ist billiger und humaner als spätere Reparaturarbeiten an gescheiterten Menschen.
Darum war es ein gutes Zeichen, dass im Jahre 1995 die Katholische Jugendfürsorge der Diözese München und Freising die Trägerschaft übernahm. Seitdem wird die Einrichtung je zur Hälfte aus kirchlichen und aus öffentlichen Mitteln (Freistaat und München) finanziert. Auch ist die Nutzung der Einrichtung durch die Kinder und Erwachsenen nicht kostenfrei. Aber ohne Zustiftungen und die vielen kleinen bis sehr großen Spenden ginge es nicht!
Es versteht sich, dass sich Lichtblick-Leiterin Johanna Hofmeir diese Gelegenheit nicht nehmen ließ, den städtischen Repräsentanten die Wünsche für ihre Einrichtung vorzutragen und allgemein an die Spendenfreudigkeit privater wie öffentlicher Einrichtungen zu appellieren. Wer sich dafür interessiert: www.stiftunglichtblick.de
Lerchenau: Viel Garten ist nicht mehr zu sehen
Danach traf sich der Wahlkampftross an der Ecke Hainbuchen-/Lerchenauer Str. mit Lerchenauern und Vertretern des Bündnisses Gartenstadt. Sie führten Schmid in der Hainbuchenstr. gleich „schöne“ Beispiele des Münchner Baubooms vor. Dort werden inzwischen in dritter Reihe Häuser auf sogenannten Hammergrundstücken gebaut und, wie Martin Schreck vom Bündnis Gartenstadt und engagierter Lerchenauer berichtete, auf einem 375 qm „großen“ Grundstück gar ein Doppelhaus, die Hälften für je 600.000 Euro! Schrecks Fazit: „Hier wird nicht gebaut, sondern zugestellt.“ Und sein Urteil über ein weiteres Bauobjekt fällt nicht minder vernichtend aus: „Ein Einfügen der neuen Häuser ist nicht gegeben. Das sind nur noch Hasenställe.“ Auch über die fünf Reihenhäuser an der Ecke Azaleen-/Waldmeisterstr. zeigten sich alteingesessene Bürger erbost. Hier seien ursprünglich nur drei Häuser geplant gewesen und zudem habe man hinten an die Garagen gleich noch einen zusätzlichen Wohnraum angebaut, was gewiss so nicht genehmigt sei und das Grundstück zusätzlich versiegele. Ob da die GFZ noch eingehalten werde? Schmid versprach, sich darum zu kümmern.
Nächster Stopp: Eggarten. Dort trug Karola Kennerknecht vom Bürgerverein Lerchenau das Anliegen vor, wenn man die Bebauung des Areals schon nicht wie in Hartmannshofen verhindern könne, dann sollte zumindest nicht zu dicht und nicht zu hoch gebaut werden. Also: „kein Arnulfpark im Eggarten.“ Schmid betonte, wie schon bei seinem Gespräch mit dem Bündnis Gartenstadt im Münchner Presseclub vor ein paar Wochen seine Ansicht, dass eine Stadt verschiedene Wohn- und Lebensformen bieten müsse, urbanes Flair wie Gartenstadtcharakter. Schließlich suchten vor allem Familien gerne ein wenig Grün für die Kinder. Eine Stadt brauche die Durchgrünung von privaten Gärten. Diese böten nicht nur den Bewohnern, sondern auch den Spaziergängern Erholung und übernähmen eine ökologische Ausgleichsfunktion.
Er plädierte dafür, den § 34 nicht zu weit auszulegen. Ein Neubau sollte sich nicht an einem Präzedenzfall, sondern an mindestens drei vergleichbaren Fällen in der Nachbarschaft zu orientieren haben. Denn so viel Garten habe er in der Lerchenau nicht mehr gesehen.
Schmid für die Einhausung großer Einfallstraßen
Bei der abschließenden Gesprächsrunde im Kulturzentrum 2411 war nicht nur die massive Bebauung allerorten ein Thema – oft gehörter Tenor: Bauträgern werde alles erlaubt und für die gelte keine Baulinie, ein Privatmann dagegen müsse um jeden Meter kämpfen –, sondern auch die eventuelle Anbindung der Schleißheimer Str. an die A99. Bei diesem Punkt erlag Wahlkämpfer Schmid keinem billigen Populismus und machte keine Versprechungen. Vielmehr erklärte er, dass er zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen könne, welche Lösung er favorisieren werde. Man müsse die Ergebnisse der weiteren Untersuchungen abwarten. In jedem Fall sei er für eine „interessengerechte Lösung für alle“, für einen weiteren U-Bahnbau und für die Einhausung beziehungsweise Tieferlegung von großen Verkehrsadern wie der A96 und anderer großer Einfallstraßen. Das schaffe zusätzliche Flächen.
Das größte Baupotenzial sieht Schmid im Westen und längerfristig im Osten der Stadt. Der Münchner Norden, gar das Hasenbergl stehe nicht im Zentrum massiver Bau-Überlegungen, beschwichtigte Schmid.
Und wie will Schmid die Wohnungsprobleme lösen, die München schon jetzt beim bezahlbaren Wohnraum hat und die noch massiver werden, wenn München tatsächlich bis 2025 um 200.000 Personen und um weitere 200.000 in den S-Bahn-Ästen wächst, wie Schmid prognostizierte? Der CSU-Kandidat hat da nach eigenem Bekunden nicht so spektakuläre Visionen wie das rot-grüne Lager. Er denke vielmehr an die freien Kasernenareale, die wie die ehemalige Bayernkaserne durchaus etwas dichter bebaut werden könnten, an Freiham, an Industriebrachen und leerstehende Büroräume, die umzuwandeln seien in Wohnraum. Ein weiterer Vorschlag: Überall dort, wo bereits Gebäude mit vier bis fünf Geschossen stehen, könne man auch noch ein Stockwerk zugeben, wenn es die Statik hergebe. Und er denkt beim Thema Wohnraum an die „kleinen Geschwister der Wohnimmobilie“: an Genossenschaften und Erbpacht. Die sollten besser gefördert werden. Reinhard Krohn / Renate Regnet-Seebode