
In Gmund „füttert“ Brandl schon seit vielen Jahren einen Schaukasten mit Gedichten – und über dem Schaukasten steht „GMundArt“. In dem Kunstbegriff stecken, so erläutert Brandl, Gmund (die Landschaft, die inspiriert und beflügelt durch die bayerische Lebensart), Mund (für das gesprochene Wort), Mundart (jeder spricht und schreibt auf seine Art und Weise) und Art (für vielfältige, schöpferische Kunst). Und da ist im Laufe der Zeit schon einiges zusammengekommen.
2010 legte Brandl unter dem Titel „Heißer Schmarrn … für die Ewigkeit“ ein Bücherl vor mit Gedichten zu Feiern, Festen & „Weißwürscht’ von da Oma“, für alle, die ein leichteres Dasein dem schweren Leben vorziehen, wie es in einer Amazon-Rezension heißt. Inzwischen scheint der Mundartpoet „sein“ Thema gefunden zu haben: die allseits nur noch mit Kopfschütteln zu bestaunende Verdichtung in den einst so idyllisch grünen Gartenstädten. Darauf weist gleich der doppeldeutige Untertitel seines neuen Bücherls „München Live“ hin: „Ver-Dichtung und Wahrheit“. Die dort versammelten Gedichte tragen so vielsagende Titel wie „Gartenstådt“, Zuazügler“, „Münchner Bauwut“, „Vermieter-Leben“, „Mieter-nander“, „Immobilienmaklerin“, „Architekten-Stolz“ oder „Villa Gartenlust“. Brandl geht mit seinen lustig pointierten, stets gut zu lesenden Gedichten ein ernstes Thema an, das München und insbesondere seine Gartenstädte mehr verändern wird als einst der Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs. Das Heftl kostet 5 Euro und ist unter anderem beim Autor (Irisstr. 19) zu beziehen. Hier eine kleine Kostprobe:
Villa „Gartenlust“
In unser’m Einfamilienhaus,
då leben wir jahrein, jahraus.
Da Nachbar steht no‘ guat im Saft,
sei‘ Grundstück hat er jetz‘ verkaaft.
Weil eahm dee Arbeit werd zum Stress,
dee Kinder hab’n koa Interess‘.
Weil er a scheene Summe kriagt
und er dann nach Mallorca ziagt.
So schnell kon gar koa Nachbar schau’n,
wia aufg’stellt werd a Gitterzaun.
Stattlich wirbt a Bauwerk-Schuidl,
mit a’m g‘spreizten Image-Buidl.
Mit Herrschaftsnamen und a’m Text,
wo unseroans werd ver-komplext.
A grüne Villa „Gartenlust“…
davo‘ hab’n mia bis jetz‘ nix g‘wusst.
Fernab von jedem Wohlstandsgürtel,
war’n mia bis jetz‘ a „Grattler-Viertel“.
Zur Arbeit geh’n ma außer Haus
und abends gengan d‘ Liachter aus.
Koa Red‘ is‘ då vom Stauverkehr,
da Stadtbus schafft ‘s net regulär.
Da Stau und G’stank, dees is‘ a Plåg,
so geht ‘s halt zua den ganzen Tåg.
Zwangsläufig håt ‘s moi wieder ‘kracht,
da Notarzt g’scheit Spektakel macht.
Er kämpft si‘ mit sei’m Martinshorn,
schee langsam durch … von hint‘ … nach vorn‘.
Dee ganze Straß‘ is‘ längst verparkt,
vor ‘m Parkplatz kimmt da Herzinfarkt.
Aa sonst werd g’scheit Radau aufg’macht,
dee Hund‘ von drent bell’n Tåg und Nacht.
Kinder hab’n ma aa gråd gnua,
dee sorgen für net wenig Ruah‘.
Zum Wochenend‘, då gibt ‘s a’n Schub:
Am Sportplatz sauft da Fuaßboi-Club.
Da Blick in ‘s Grüne is‘ zwar frei:
Ma‘ siehgt in unser’n Garten ‘nei‘.
Begrünung gibt ‘s am Neubau kaum,
er loant drei Meter uns am Zaun.
A Tiafgarasch‘ zoagt dunklen Schlund,
rangiert werd eng im Untergrund.
Und kimmt ‘s moi vor, dass es pressiert,
werd ‘s Auto auf da Straß‘ platziert.
Es håt si‘ scho‘ oa Käufer g’meld‘t:
Er g’freit si‘ auf sei‘ neue Welt.
Ab jetz‘ werd ois‘ vui‘ besser wer’n !
– Wo er jetz‘ wohnt, då is‘ z’vui‘ Lärm.