Heile Welt? Von wegen. Eines Nachts zischt und kracht es heftig, auf dass die braven Bürger von Hintermoos aus dem Bett gerissen werden und schon morgens Gerüchte und Vermutungen durchs Dorf wabern. Befeuert werden sie durch das große Loch in einer einst „jungfräulichen Wiese“ vom Binder Bene (sehr authentisch gespielt von Sepp Haider). Was nur löste diese „epochale Detonation“ aus? Der Bürgermeister (wie immer gut: Reinhold Forster) vermutet eine „gigantische Sauerei“. Klara Kugler (Manuela Schuster), seine Sekretärin, führt den ominösen Knall, der in der Kirche die wertvollen Fresken von der Decke hat bröseln lassen, der Binder Burgls (es ist einfach herrlich, Paula Stratz mal wieder in ihrem Element zu erleben) Speise- und Kaffeeservice von der Urgroßmutter zu Boden kippte und die Viecher so verwirrte, dass „die Küh nun keine Eier mehr legen und die Henna koa Milch mehr gebn“, auf den Besuch von Außerirdischen zurück. Das ganze Dorf redet, rätselt, spekuliert.
„Hintermoos ist ab heut der Nabel der Welt“
Da gewinnt die Deutungshoheit der g’schaftlhuberische Dorflehrer Schlappner (Maximilian Zuleger – mal kein dotschiger Knecht, aber ein etwas schüchterner Liebhaber, der der Bürgermeisterssekretärin täglich ein „zammadetschtes Bleamal“ überreicht – meistert auch diese Rolle mit Bravour): Es war eine „Niederkunft aus dem All“. Dem stimmt der Leiter des geophysikalischen Observatoriums Plaschke (Detlef Thiemann spielt wie immer einen „ausländischen Preiß“) mit seiner geballten Kompetenz frisch, forsch, fröhlich zu.
Da wittert Bürgermeister Hubert Höpfner ein lukratives Geschäft mit „unserem Krater“ und freut sich schon darauf, dass die Hintermooser in die Geschichte eingehen werden. Nur das Fräulein Morelli, eine Astrophysikerin (ein neues Gesicht: Lena Bründl), stimmt nicht in die Meteoriteneuphorie ein, bewahrt einen kühlen Kopf und behält am Schluss recht. Augenblicklich kippt im Dorf die Stimmung. Die Hintermooser, von aller Welt als „Provinzschnarcher“ verspottet, jagen den Schuldigen, während Dorflehrer Schlappner an Versetzung denkt und voller Reue einer „Selbsthilfegruppe für potentielle Versager“ beitreten will. Was hatte wohl den Knall verursacht? Wer steckt dahinter? Das soll hier nicht verraten werden. Nur eines: Die Geschichte hat einen wahren Kern, auch wenn die Darstellung menschlicher Schwächen gewohnt überzeichnet ist. „Das Loch vom Eglsee“ hatte anno 1995 viele Gemüter erhitzt, ließ tagelang Spekulationen ins Kraut schießen und Zeitungsenten produzieren. Jahre später animierte die Geschichte Ulla Kling zu ihrem 98. Bühnenstück, das Regisseur Georg Hölzl nun erstmals auf die Bühne brachte.
Weiter wirken mit: Bürgermeistersgattin (Marina Kolmeder), Pfarrer (Hannes Kagerbauer); für den Bühnenbau zeichnet Franz Steiner verantwortlich, für die Bühnenmalerei Fritz Jenewein. Bühnenausstattung und Requisiten (Georg Hölzl, Christa Holzer), Technik (Alfred Nespor – dieses Mal mit Vogelgezwitscher und Hahnenkrähen!), Maske (Conny Thiemann, Brigitte Dürr), Kostüme (Georg Hölzl, Brigitte Dürr), Souffleuse (Christa Holzer).